Wer kam, wer ging - Personalien des Jahres 2024
Essen (energate) - Transformation ist eine der großen Schlagworte, die das Energiejahr 2024 mitprägten. Begleitet wurde diese Zeit der Übergänge und Umbrüche in zahlreichen Chefetagen der Branche von spannenden, teils spektakulären und bisweilen überraschenden Personalrochaden. Viele Wechsel standen im Zeichen des Neuanfangs und zukünftiger Weichenstellungen. Einige standen allerdings noch im Zusammenhang mit der Aufarbeitung der Energiekrise.
Einen unerwarteten personellen Neuanfang wagte die EnBW. Beim Karlsruher Konzern heißt der CEO seit dem 8. März 2024 nicht mehr Andreas Schell, sondern Georg Stamatelopoulos. Schell war von Rolls-Royce Power Systems verpflichtet worden. Angetreten war er im November 2022, um Frank Mastiaux nach zehn Jahren inklusive umfassender wie erfolgreicher Unternehmenstransformation zu beerben. Als Trennungsgrund nannte der EnBW-Aufsichtsrat "unterschiedliche Auffassungen zu entscheidenden Fragen der strategischen Weiterentwicklung des Unternehmens". Mit dem 54-jährigem Stamatelopoulos steht nun ein Chef mit deutlich mehr "Stallgeruch" an der Spitze. Er war zuvor 14 Jahre lang im Konzern als Führungskraft tätig gewesen und hatte die EnBW mitgeprägt.
Großes Stühlerücken bei Eon
Eine ganze Reihe von Rochaden gab es bei Eon sowie einigen Töchtern des Essener Konzerns. Einen Stein ins Rollen brachte der Abschied von Vertriebsvorstand Patrick Lammers. Dieser heuerte als CEO beim Offshore-Windprojektierer Skyborn Renewables an. Darauf wechselte der langjährige Finanzvorstand Marc Spieker ins Vertriebsressort. Ihm als neue Finanzchefin folgte Nadja Jakobi an, ebenfalls eine sogenannte interne Lösung.
Einen neuen CEO bekam unterdessen das strategisch wichtige Eon-Geschäft rund um Dekarbonisierungslösungen für die Industriekunden und Kommunen, Eon Energy Infrastructure Solutions (EIS). Marten Bunnemann wechselte dafür aus der Chefetage der Eon-Tochter Avacon von Niedersachsen ins Ruhrgebiet. Sein Amt als Avacon-CEO reichte dieser weiter an Matthias Boxberger, vormals bei der Eon-Gesellschaft Hansewerk im Norden der Republik. Beim Hansewerk übernahm indes Christian Fenger den Vorstandsvorsitz. Das Ruhrgebiet verlassen hat unterdessen der bisherige Westnetz-Geschäftsführer Patrick Wittenberg. Während er fortan die Eon-Tochter Edis in Brandenburg führt, ging Alexander Montebaur, den umgekehrten Weg und wechselte von Edis-Vorstand ins Führungsteam von Westnetz - als Technikvorstand.
MVV und Hamburger Energiewerke: Prägende Figuren gehen
Eon ganz verlassen hat indes Gabriel Clemens, der CEO Green Gas des Konzerns. Im Lichte des stockenden Wasserstoffhochlaufs "depriorisierte" Eon die dazu geschaffene Geschäftseinheit. Clemens wechselt im April 2025 auf den Chefsessel des Mannheimer Kommunalversorgers MVV. Dort tritt er in die durchaus großen Fußstapfen von Georg Müller. Der 61-Jährige verlässt die MVV nach 16 Jahren auf eigenen Wunsch. Im Vorjahr hatte Müller noch krankheitsbedingt zeitweise pausiert. Den endgültigen Abschied wiederum hatte er zugunsten der erfolgreichen Nachfolgeregelung dann nochmal um wenige Monate verschoben.
In die Kategorie Überraschungen gehört der Abschied von Christian Heine bei den Hamburger Energiewerken: Nach 18 Jahren in Diensten der Stadt Hamburg und mehr als 20 Jahren in der Kommunalwirtschaft sucht Heine eine neue Herausforderung jenseits der Branche. Seine Nachfolge ist noch offen.
Am Anfang einer neuen personellen Ära wähnt sich die Enercity in Hannover: Dort ist die ehemalige EnBW-Managerin Aurélie Alemany (Yello und Senec) im Juli in die nicht minder großen Fußstapfen von Susanna Zapreva getreten. Letztere hatte den Kohleausstieg und die Wärmewende Hannovers maßgeblich vorangetrieben, bevor es sie zurück in ihre österreichische Heimat zog - zum Großkonzern Verbund.
Personalbeben in Dortmund
Ein viel beachtetes Personalbeben erlebten die Dortmunder Stadtwerke DSW 21, wo Heike Heim freigestellt wurde. Ein Skandal um mutmaßlich manipulierte Abrechnungen bei der Energiediscounter-Tochter Stadtenergie einerseits und schwere interne Kritik am Beschaffungswesen in einer Hochphase der Energiepreiskrise andererseits führten dort zum Bruch.
In Ansätzen vergleichbar erscheint der Hintergrund zum Rückzug von Ralf Libuda als Geschäftsführer der Stadtwerke Gütersloh. Dort gab es zwar keinen Skandal. Allerdings war auch Libuda unter Druck geraten, weil die Stadtwerke in der Zeit der großen Börsenturbulenzen nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine Geld im Beschaffungswesen verloren hatten. Nachfolger ist Dietmar Spohn (66). Der langjährige Chef der Stadtwerke Bochum ließ sich dort als Interims-Chef aus dem kurz zuvor erst angetretenen Ruhestand reaktivieren.
Leag: Führungswechsel am Anfang der Transformation
Ein Konzern im Wandel ist die Leag. Die große Transformation des Lausitzer Kraftwerksbetreibers steht noch am Anfang. Ebenfalls überraschend tauschte die Tochter des tschechischen EPH-Konzerns ihren CEO. Thorsten Kramer räumte seinen Posten nach etwas mehr als zwei Jahren. Direkter Nachfolger ist Adolf Roesch, der zuvor ein Unternehmen in der Baubranche führte. Für letzteren bedeutete die Umbesetzung gewissermaßen eine Rückkehr. Zuvor war er im Management von General Electric tätig gewesen, unter anderem in der Kraftwerkssparte.
2024 war auch das Jahr, in dem BASF sich von seiner Öl- und Gastochter Wintershall trennte. Im Der milliardenschwere Deal mit der britischen Harbour Energy markierte für das Kasseler Unternehmen einen ganz großen Umbruch mitsamt eines umfangreichen Stellenabbaus in Deutschland. Auch das Führungstrio in der Chefetage, CEO Mario Mehren, COO Dawn Summers (COO) und CFO Paul Smith gingen von Bord. An ihre Stelle trat das Führungsduo Stefan Schnell (vormals BASF) und Larissa Janz, die aus dem Wintershall-Management aufrückte. /pa