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Wenig Resonanz auf Fernwärmetransparenzplattform

Essen (energate) - Die ersten Teilnehmer der neuen Fernwärmetransparenzplattform erhalten hierzu kaum Nachfragen vonseiten ihrer Kunden. Dies ist eines der Ergebnisse einer nicht repräsentativen energate-Umfrage unter rund 20 Fernwärmeunternehmen aus den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Bayern, Niedersachsen und Hessen. Seit dem 17. Mai ist die Plattform online, die drei Energieverbände AGFW, BDEW und VKU wollen damit das Vertrauen in die netzgebundene Wärme stärken. Dies gaben auch alle Antwortgeber als Hauptgrund für ihre Teilnahme an. "Die Plattform ist ein geeigneter weiterer Baustein zur Stärkung des Kundenvertrauens", erläuterte beispielsweise die in Frankfurt ansässige Mainova.

 

Mit der Plattform könnten sich Verbraucher ein besseres Bild der Fernwärmepreise machen, auch wenn die Preisgestaltung aufgrund der jeweiligen Rahmenbedingungen vor Ort weiterhin regional sehr unterschiedlich bleiben werde. Die Stadtwerke Soltau konnten für ihr Netzgebiet zwar kein fehlendes Vertrauen feststellen, nehmen aber wahr, dass durch die mediale Berichterstattung zum Fernwärmemonopol Unsicherheiten geschürt werden. Mit der Plattform hofft der kleine Versorger aus Niedersachsen gegenzusteuern. "Wir haben nichts zu verbergen und können die Angemessenheit unserer Preise schon heute gut belegen", hieß es aus Soltau.

 

Kritik zur Teilnehmerquote

 

Bisher liefern nur etwa die Hälfte der Fernwärmeunternehmen Daten. Die geschätzte Position im Preisranking dürfte eine Motivation dahinter sein. Wie es ein kleiner Fernwärmeversorger aus Mecklenburg-Vorpommern ausdrückte, der anonym bleiben wollte: "Da unsere Gewinnspanne kontrolliert wird, liegen unsere Preise im Mittelfeld, was die Entscheidung zur Teilnahme erleichtert." Für die, die sich trauen teilzunehmen, ist der Rücklauf der knapp 200 Unternehmen von 400 insgesamt zum Start eher enttäuschend. "Das verfälscht das Gesamtbild auf die Preisbildung in den zahlreichen dezentralen Wärmegebieten", antwortete hier beispielweise der Regionalversorger EWE. So sei ein urbanes Fernwärmenetz mit vielen Mehrfamilienhäusern durch die große Menge an Verbrauchern bedingt per se effizienter als ein Fernwärmenetz in ländlichen Gebieten mit Einfamilienhausstruktur.

 

Auch aus Rostock hieß es: "Aus unserer Sicht braucht die Plattform eine hohe Teilnahmequote, um ein umfassendes Bild über die verschiedenen Energieversorger zu liefern." Bereits beim Start sprachen die Verbände von "viel Luft nach oben". Als eigenes Minimalziel hatten sie sich 150 Teilnehmer gesetzt.

 

Datenrecherche beherrschbar

 

An der komplexen Datenbeschaffung kann die geringe Teilnehmerquote jedenfalls nicht liegen. Auch die kleinen Versorger fühlten sich von der Verbandsabfrage nicht überfordert. "Einige dieser Daten werden bereits durch statistische Stellen abgefragt, aus diesem Grund war die Datenrecherche kein größeres Problem", so die Stadtwerke Schmölln aus Thüringen. "Durch unsere eingesetzte Software konnte die Datenrecherche schnell erfolgen und war nicht aufwendig", meldeten die Gemeindewerke Murnau aus Bayern. Etwas aufwendiger wird es indes, wenn Versorger mehrere Netze betreiben und melden, wie die Stadtwerke Rostock (Mecklenburg-Vorpommern) erläuterten. "Wir sind auf der Plattform aktuell mit 13 Fern- und Nahwärmenetzen vertreten", so der Versorger.

 

Nicht für alle passen die drei abgefragten Abnahmefälle: ein Einfamilienhaus mit 15 kW und einem Verbrauch von 27.500 kWh, ein Mehrfamilienhaus mit 160 kW und 288.000 kWh sowie ein kleiner Industriebetrieb mit 600 kW und 1,08 Mio. kWh. "Aus unserer Sicht für unsere Netze und Kunden sind das leider keine repräsentativen Vergleichswerte", hieß es aus Rostock. Auch aus dem bayerischen Murnau gab es eine ähnliche Rückmeldung:  "Da viele kleine Netzbetreiber, vor allem im ländlichen Raum, keine Großkunden mit Anschlusswerten über 200 kW haben, sind die Vergleichswerte nicht für alle Netzkunden repräsentativ." Für Frankfurt am Main passt die Abfrage dagegen: Die neue Plattform zeige Mischpreise für drei - auch für Frankfurt - typische Kundenfälle.

 

Mehr oder weniger Kriterien

 

Neben den drei Abnahmefällen enthält die Tabelle noch Angaben zu Netzgröße, Netzverlusten, dem Anteil Erneuerbarer und der Kraft-Wärme-Kopplung, den Primärenergiefaktor sowie die Angabe, wie oft die Fernwärmepreise angepasst werden. Für einige durchaus ausbaufähig: "Interessant wäre eine Spalte, in der die Höhe der kommunalen Beteiligung bewertet wird, um sie so in Relation zu Preisen und Energiemix zu setzen", hieß es von einem kleineren Versorger aus Mecklenburg-Vorpommern. Die EWE würde es begrüßen, wenn der Vergleich durch die Angabe von Baukostenzuschüssen, mit oder ohne Trinkwarmwasser oder Abwärme-Quellen genauer würde.

 

Dazu gibt es aber auch eine Gegenposition: "Man darf die Kunden auch nicht mit zu vielen Informationen vollstopfen, da regionale Beschaffenheiten der jeweiligen Fernwärmeversorger einen großen Einfluss auf die Preisgestaltung haben. Je tiefer die Datenbasis, umso schwieriger ein fairer Vergleich von Versorgungsunternehmen", hieß es aus Schmölln. Einig waren sich mehrere Antwortgeber darüber, dass das Tool bedienerfreundlicher werden könnte, etwa bei der Such- und der Filterfunktion. Ein Hinweis in die Richtung der Verbände, die für den Herbst eine weiterentwickelte Version ankündigen. /mt

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