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Wasserstoffnetze sichern Beschäftigung

Berlin (energate) - Der Branchenverband DVGW betont die zentrale Rolle der Verteilnetze für die künftige Wasserstoffversorgung. In einer aktuellen Studie lenkt der Verband dabei den Fokus auf die Industrie als potenziellen Wasserstoffabnehmer. Bislang nutzen viele produzierende Betriebe noch Erdgas zur Erzeugung von Prozesswärme. "Es gibt keinen Landkreis ohne Gasbedarf für Prozesswärme", erklärte Robert Manig vom beteiligten Gastechnologischen Institut Freiberg (DBI) bei der Vorstellung der Ergebnisse vor Journalisten. Dies zeige am Ende auch, wie großflächig eine künftige Wasserstoffinfrastruktur sein müsse. Ist sie dies nicht und es blieben zu viele weiße Flecken auf der Karte ohne Wasserstoffanschluss, könnte dies bis zu 770.000 Arbeitsplätze bundesweit gefährden, rechnet die Studie weiter vor.

 

Knapp 80 Prozent vom Kernnetz entfernt

 

Hintergrund ist, dass sich ein Großteil der deutschen Industriestandorte regional zu weit vom kürzlich genehmigten Wasserstoff-Kernnetz entfernt befinden. Das DBI hat sich in der Studie 5.600 Standorte auf dem gesamten Bundesgebiet angeschaut, die einen hohen Gasbedarf haben. Bei rund drei Viertel (78 %) dieser Standorte beträgt die Entfernung zum Kernnetz einen Kilometer oder mehr. Das bedeutet, dass es in diesen Fällen eine Weiterverteilung über Verteilnetze braucht. "Die Masse der Industriestandorte liegt am Verteilnetz", so Manig weiter. Die Versorgung derselben "ist und bleibt" also Aufgabe der Verteilnetzbetreiber.

 

Im Süden wären Auswirkungen besonders massiv

 

Der DVGW betonte zudem, dass nicht alle industriellen Prozesse, die heute Erdgas nutzen, auf elektrische Systeme umschwenken könnten. Erschwerend hinzu kommt, dass viele Unternehmen gar noch Öl zur Prozesswärmeerzeugung einsetzten. Daher könnte künftig weiterer Wasserstoffbedarf in der Fläche anfallen. "Bei einem Wegfall der Gasversorgung und ohne die Möglichkeit, Wasserstoff über die Verteilnetze zu beziehen, wären diese gezwungen, ihre Produktion einzustellen", warnte DVGW-Chef Gerald Linke. Dies hätte erhebliche Auswirkungen, insbesondere im Süden Deutschlands, wo ganze Regionen von bestimmten Branchen abhängig sind. Als Beispiele verweist die Studie etwa auf die Verwurzelung der Automobilbranche in Baden-Württemberg. Der Südwesten galt auch beim Kernnetz lange Zeit als weißer Fleck auf der Karte, erst auf den letzten Metern kamen dort einige Leitungen hinzu, darunter "H2@Hochrhein", ein reines Verteilnetzprojekt.

 

"Klare Signale" aus dem BMWK

 

Aus Sicht von DVGW-Chef Linke ist die Erkenntnis, dass das Verteilnetz für die Wasserstoff-Zukunft gebraucht wird, aber mittlerweile auch im Bundeswirtschaftsministerium angekommen: "Da kriegen wir ganz klare Signale. Von Rückbau ist da keine Rede mehr", zeigte sich Linke zuversichtlich. Das war im vergangenen Jahr noch anders. Da hatte etwa eine Studie des Thinktanks Agora Energiewende für Aufsehen in der Branche gesorgt, weil sie eine Stilllegung von rund 90 Prozent der Gasverteilnetze prognostizierte.

 

Es wird auch Leitungsneubau brauchen

 

Stattdessen beschäftigt sich die Branche sogar wieder mit einem Neubau von Infrastruktur. So wies etwa Carsten Stabenau vom Verteilnetzbetreiber Westnetz darauf hin, dass es mit Umrüstungen von Leitungen nicht getan sei. "Es wird auch einen erheblichen Anteil an Neubau brauchen, insbesondere wenn die Industrie einer der ersten Wasserstoffabnehmer werden soll", so Stabenau. An der Stelle appellierte Linke an die Unternehmen "keine Sorge" vor Investitionen in neue Leitungen zu haben, das sei "ganz normales Infrastrukturgeschäft".

 

Kritik an FAUNA

 

Mehr Entgegenkommen wünscht sich der DVGW-Chef allerdings noch vonseiten der Bundesnetzagentur. Diese lege mit ihrer aktuell konsultierten Festlegung FAUNA den Netzbetreibern auf dem Weg in die Wasserstoffwelt eher Steine in den Weg. Es brauche vielmehr eine "pragmatischere Herangehensweise", etwa bezüglich der Anforderungen an die Wasserstofffahrpläne, führte Linke auf energate-Nachfrage aus. "Netzbetreiber müssen Händlerdaten liefern, die sie gar nicht vorliegen haben", kritisierte Linke. Auch sei es unrealistisch, Wasserstoffbedarfe gebäudescharf bis in die 2040er Jahre anzugeben. "Das müssen Sie bei der Fernwärme ja auch nicht machen."

 

Die Festlegung FAUNA der Bundesnetzagentur bezieht sich auf die "Fahrpläne für die Umstellung der Netzinfrastruktur auf die vollständige Versorgung der Anschlussnehmer mit Wasserstoff". Es bildet die Grundlage für die Ausnahmeregelung nach Paragraf 71k Gebäudeenergiegesetz (GEG). Laut GEG müssen neue Heizungen zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Übergangsweise können weiterhin Gasheizungen eingebaut und betrieben werden, wenn perspektivisch die Möglichkeit zur Umstellung auf Wasserstoff besteht. Voraussetzung ist aber eben ein verbindlicher Fahrplan zur Umstellung sogenannter Wasserstoffnetzausbaugebiete, die Linke als "überbürokratisiert" bezeichnet. /ml

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