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Wasserstoff-Kernnetz könnte sich einen weiteren Monat verzögern

Essen (energate) - Beim Wasserstoff-Kernnetz könnte es zu einer weiteren Verschiebung kommen. Da noch immer keine beihilferechtliche Bewertung der EU-Kommission vorliegt, halten die Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) ihren finalen Antrag zurück. Am 14. Juni muss die Bundesnetzagentur nun entscheiden, ob die Frist für die Antragstellung um einen weiteren Monat verlängert wird. Das machte Barbara Fischer, Geschäftsführerin des FNB Gas, beim Handelsblatt Wasserstoff-Gipfel 2024 in Essen deutlich.

 

"Wir nehmen allseits Optimismus wahr, dass alle bemüht sind, zu einem Ergebnis zu kommen. Aber ich kann heute nicht sagen, ob der 21. Juni steht oder nicht", so Fischer. Eigentlich galt für den Antrag zum Wasserstoff-Kernnetz der Stichtag 21. Mai. Weil aber im Mai die beihilferechtliche Genehmigung fehlte, wurde der 21. Juni als neuer Termin festgesetzt. Daraus könnte auch der 21. Juli werden. "Aber das muss nicht automatisch heißen, dass man nicht auch schon vorher etwas abgeben kann", so Fischer weiter. Die FNBs seien optimistisch und arbeiteten weiter darauf hin. "Wir gucken jetzt nach Brüssel und sind zuversichtlich, dass es zeitnah kommt."

 

Es geht um Rechtssicherheit

 

Dass die FNBs ohne beihilferechtliche Genehmigung keinen Antrag stellen werden, erläuterte Ulrich Benterbusch, Geschäftsführer von Gascade. Weil die EU-Kommission ihre Genehmigung manchmal mit Auflagen verknüpft, könnte es noch Überraschungen geben, die Projekte infrage stellen. "Das wollen wir vermeiden. Es geht um Rechtssicherheit für Investoren und unser Kapital. Da muss man gegebenenfalls auch vier Wochen länger warten."

 

Unterstützung erhielt Benterbusch von Joschka Knuth, Staatssekretär im Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur in Schleswig-Holstein: "Lieber rechtlich, fachlich sauber, als dass uns das am Ende wieder einholt." Sobald die Genehmigung vorliegt, müsse es dann aber auch zügig losgehen.

 

Dass die Entwicklung beim Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft an Tempo eingebüßt hat, es bei Projekten zu Verzögerungen kommt, war Tenor der Veranstaltung auf dem Campus des Stahlherstellers Thyssenkrupp. Umso mehr wurde die Entscheidung für ein Wasserstoff-Kernnetz begrüßt, das aus der Henne-Ei-Problematik herausführen soll.

 

Wie viel Netz wird gebraucht?

 

Galt für die Fertigstellung des Kernnetzes ursprünglich das Jahr 2032, wurde die zeitliche Inbetriebnahme einzelner Projekte um fünf Jahre auf 2037 gestreckt. Dabei gehe es nur um eine Flexibilisierung, mit der Leerstandskosten vermieden werden sollen, erläuterte Fischer. "Wir zielen jetzt nicht darauf ab, das Kernnetz erst 2037 fertigzustellen", bekräftigte Benterbusch. In jedem Fall werde gebaut, wofür der Bedarf da ist. Auf den großen Ost-West-Trassen mit der Rheinschiene im Westen und dem Chemiedreieck im Osten, "da weiß heute einfach keiner, wann ist da wirklich der Bedarf da", so Benterbusch.

 

Barbie Haller, Vizepräsidentin der Bundesnetzagentur, sprach von einem Heranrobben an das, was insgesamt als Kernnetz gebraucht werde. Es gehe darum, stückchenweise von Jahr zu Jahr vorzugehen. Deshalb starte am 30. Juni mit dem ersten Szenariorahmen, den die FNBs zu diesem Stichtag vorlegen müssen, ja auch bereits der Prozess der Netzentwicklungsplanung mit einer rollierenden Anpassung der Ausbaupläne.

 

Blick auf die Wertschöpfungskette

 

Auf die Frage nach der Dimension des Kernnetzes betonte Jörg Bergmann, Sprecher der Open-Grid-Europe-Geschäftsführung, dass beim Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft die ganze Wertschöpfungskette betrachtet werden müsse. Für seinen Geschmack gehe es beim Kernnetz zu langsam. "Viele weitere Verzögerungen können wir uns nicht leisten." Dass aber Fragen zum regulatorischen Rahmen der Verteilnetze und die Speicherstrategie nach hinten geschoben wurden, seien keine Umstände, die für Vertrauen sorgen.

 

Bei der inländischen Wasserstoffproduktion habe sich Deutschland ein Ziel von 10.000 MW bis 2030 gesetzt. Investitionsentscheidungen gebe es derzeit aber nur für 300 MW. "Das bereitet mir Sorge", so Bergmann. Etwas optimistischer zeigte sich Staatssekretär Knuth. Es befänden sich Projekte mit einigen hundert MW in der Realisierung. Die Flächen seien gekauft, die Bauleitplanung finde vor Ort statt, mit der Baugenehmigung werden dann auch bald die Investitionsentscheidung getroffen. "Aber ich will auch ganz klar sagen, wir sind weit hinter dem hinterher, was wir sehen könnten, wenn das Marktumfeld ein positiveres, auch für grüne Gase wäre", so Knuth. /tc

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