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Wasserstoff-Kernnetz: Das sagen die Netzbetreiber

Bonn/Berlin (energate) - Die Bundesnetzagentur hat das von den Fernleitungsnetzbetreibern vorgeschlagene Wasserstoff-Kernnetz genehmigt. Der FNB Gas spricht von einem Meilenstein für die Energiewende. Mit einem Investitionsvolumen von 18,9 Mrd. Euro entstehe das größte Wasserstoffnetz Europas. "Deutschland setzt sich an die Spitze des Wasserstoff-Infrastrukturausbaus in Europa", so Barbara Fischer, Geschäftsführerin des FNB Gas. "Die Genehmigung ist eine sehr gute Nachricht, denn sie gibt potenziellen Erzeugern, Abnehmern und Händlern von Wasserstoff Planungssicherheit."

 

Die Fernleitungsnetzbetreiber gingen mit dem Kernnetz in Vorleistung, ergänzte der FNB-Gas-Vorstandsvorsitzende Thomas Gößmann. "Der Aufbau des H2-Marktes ist nun eine Gemeinschaftsaufgabe: Alle Akteure sind gefordert, ihrerseits den Hochlauf aktiv voranzutreiben."

 

EnBW-Konzern sieht Potenzial bei Investitionsanreizen

 

"Die Bestätigung des Antrags stellt einen wichtigen ersten Schritt in Richtung eines nationalen Kernnetzes und damit in Richtung Dekarbonisierung des deutschen Wirtschaftsstandorts dar", sagte EnBW-Vorstandsmitglied Dirk Güsewell, verantwortlich für systemkritische Infrastruktur. "Um den weiteren notwendigen Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur zu gewährleisten, bedarf es allerdings künftig noch wirksamerer Investitionsanreize. Hier sehen wir nach wie vor Verbesserungsbedarf."

 

"Das Wasserstoff-Kernnetz, das wir gemeinsam mit den anderen Fernleitungsnetzbetreibern geplant haben, wird Erzeugungsschwerpunkte und Importkorridore mit den großen Verbrauchsregionen verbinden. Mit unseren Partnern bauen wir eine leistungsfähige Wasserstoffinfrastruktur auf, die zentral für das Gelingen der Energiewende ist", erklärte Katrin Flinspach, Geschäftsführerin der Terranets BW.

 

Ontras mit eigenem Startnetz

 

Ontras baut in einem ersten Schritt mit rund 600 Kilometern Wasserstoff-Transportleitungen im mitteldeutschen Raum sein eigenes H2-Startnetz. Es schafft Verbindungen in die Region Leipzig, das mitteldeutsche Chemiedreieck, Industriezentren in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen, den Berliner Raum sowie den Industriebogen Meißen. "Es ist wichtig, dass sich jetzt Erzeuger und Abnehmer zusammenfinden, um tragfähige Verträge zu schließen. Damit stärken sie den Markthochlauf und wir können unser Netz entsprechend entwickeln", erläuterte Ralph Bahke, Ontras-Geschäftsführer Steuerung und Entwicklung.

 

Im Projekt Energiepark Bad Lauchstädt stellt Ontras bereits eine 25 Kilometer lange Pipeline auf den Transport von grünem Wasserstoff um. "Dieses Pilotprojekt zur Umstellung einer Bestandsleitung auf Wasserstoff ist für uns äußert wertvoll: Hier konnten wir wertvolle Erfahrungen sammeln, die uns beim Umstellen weiterer Gasleitungen auf den Transport von Wasserstoff Zeit und Arbeit ersparen werden", sagte Gunar Schmidt, Ontras-Geschäftsführer Betrieb und Sicherheit.

 

"Es wird nicht bei 9.000 Kilometern bleiben"

 

"Wir freuen uns, dass nun Investitionssicherheit gegeben ist und wir endlich richtig loslegen und unseren Beitrag für den Wasserstoff-Hochlauf in Deutschland leisten können", sagte Christoph von dem Bussche, Geschäftsführer von Gascade Gastrans­port. Der Netzbetreiber verfolgt das Ziel, Importkorridore im Nord- und Ostseeraum zu öffnen. Im Projekt "Flow - making hydrogen happen" sollen schon ab 2025 erste Transportkapazitäten von der Ostseeküste nach Sachsen-Anhalt geschaffen werden. Die Erweiterung nach West- und Süddeutschland folgt in den Jahren darauf.

 

Die Offshore-Pipeline Aquaductus in der Nordsee soll die Potenziale der Wasserstofferzeugung auf hoher See erschließen. "Das Wasserstoff-Kernnetz kann nur ein Anfang sein", sagte Gascade-Geschäftsführer Ulrich Benterbusch, "bei rund 9.000 Kilometern Pipelines für Wasserstoff-Transporte wird es sicherlich nicht bleiben."

 

In die Fläche gehen

 

Bayernets will jetzt nach der Genehmigung des deutschen Wasserstoff-Kernnetzes mit den Gasnetzbetreibern in Bayern eine Vision für eine Wasserstoffinfrastruktur in der Fläche entwickeln. "Die Herausforderung der Transformation der Gasinfrastruktur kann nur gemeinsam mit den regionalen und städtischen Gasnetzbetreibern umgesetzt werden", so Bayernets-Geschäftsführer Matthias Jenn. "Die notwendige gesellschaftliche und wirtschaftliche Motivation, die wir zum Wasserstoff-Hochlauf brauchen, entsteht nur, wenn alle relevanten Akteure ein gemeinsames überzeugendes Zukunftsbild entwickelt haben."

 

"Wir haben mit den vorhandenen Gasnetzen in der Region eine hervorragende Ausgangslage, die Regionen auch mit Wasserstoff zu versorgen", ergänzte Markus Last, Geschäftsführer der Energie Schwaben. Das Unternehmen war Mitgründer der Initiative "H2vorOrt", die bereits einen konkreten Gasnetztransformationsplan erarbeitet hat.

 

Erste Verteilnetzbetreiber sind bereits dabei

 

Zu den Verteilnetzbetreibern, die sich mit Projekten ins Kernnetz eingebracht haben, zählt die Badenova. "Die Entscheidung der Bundesnetzagentur, unsere Leitungsprojekte 'RHYn Interco' und 'H2@Hochrhein' für das Kernnetz zu bestätigen, haben wir mit Freude aufgenommen", begrüßte Badenova-Vorstand Hans-Martin Hellebrand die Bestätigung des Antrags. "Zugleich sind wir uns der Verantwortung bewusst, in der ersten Phase des Hochlaufs der nationalen Wasserstoffwirtschaft unseren Beitrag für Südbaden und das Dreiländereck zu leisten - und zwar nicht nur mit dem Bau des Kernnetzes, sondern auch mit der Entwicklung von Wasserstoffproduktion und -nachfrage mit Partnern in der Region."

 

Auch die Berliner Gasag ist im Kernnetz vertreten. Dazu Georg Friedrichs, Vorstandsvorsitzender der Gasag AG: "Die Aufnahme unserer Hochdruckleitungen ins nationale Wasserstoff-Kernnetz bringt der Gasag-Gruppe Planungssicherheit. Und damit gleichzeitig auch dem Land Berlin, das beim Aufstellen seiner kommunalen Wärmeplanung fest mit einer leistungsfähigen Wasserstoffinfrastruktur rechnen kann."

 

"Die Entscheidung der Bundesnetzagentur bestätigt, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben. Wir dürfen keine Zeit verlieren, wenn wir in Berlin erfolgreich die Wärmewende vollziehen wollen", ergänzte Maik Wortmeier, Vorsitzender Geschäftsführer der NBB Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg.

 

Niedersachsen sieht sich in der Pole-Position

 

Niedersachsens Energieminister Christian Meyer (Grüne) sieht innerhalb von Deutschland sein Land auf dem Weg zum Wasserstoffland Nr. 1: "40 Prozent der Elektrolyseure, ein Großteil der Wasserstoffspeicher, die Wasserstoff-ready-Häfen in Wilhelmshaven und Stade und über ein Fünftel der Strecke der deutschlandweiten 'Wasserstoff-Autobahn' werden in Niedersachsen realisiert."

 

Für den Aufbau eines Wasserstoffmarktes sei neben Produktion und Transport auch Planungssicherheit und Vertrauen in die Absatzmöglichkeiten des Produkts "Wasserstoff" notwendig, ergänzte der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD). "Denkbar ist hier eine verbindliche Quote für die Verwendung klimaneutraler Gase bei industriellen Anwendungen analog zu dem System bei Kraftstoffen wie Kerosin oder Benzin."

 

Mecklenburg-Vorpommern will sich für Leitung einsetzen

 

"Das heute vorgestellte Wasserstoff-Kernnetz trägt der bedeutenden Rolle Mecklenburg-Vorpommerns und seiner Häfen beim Wasserstoff-Hochlauf Rechnung", sagte Ines Jesse, Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern. Es sei wichtig, dass im weiteren Prozess auch der Abschnitt von Glasewitz nach Brandenburg sowie die Leitung über den Speicher Kraak und den Raum Schwerin nach Hamburg entstehe. "Dafür werden wir uns weiter intensiv einsetzen." Auch dort gebe es erhebliches Potenzial bei der Erzeugung und Speicherung von Wasserstoff und die zügige Anbindung an das Wasserstoffnetz komme der Wertschöpfung vor Ort zugute.

 

Schleswig-Holstein will eigene Netzgesellschaft

 

"Mit der Genehmigung des Wasserstoff-Kernnetzes wird es endlich möglich, dass die Wasserstoffprojekte hier im Land in die konkrete Planung und Umsetzung gehen können", sagte der schleswig-holsteinische Energiestaatssekretär Joschka Knuth. "Da die Anbindung der Westküste für das Land sehr wichtig ist, geht es für die Realisierung der dort geplanten Wasserstoffvorhaben gemeinsam mit dem Netzbetreiber Schleswig-Holstein Netz neue Wege und gründet eine Wasserstoffnetzgesellschaft. Nun geht es an die zügige Umsetzung der Leitungsvorhaben."

 

Einige zunächst für das Kernnetz vorgesehenen Leitungen wurden von den Netzbetreibern in Schleswig-Holstein wieder zurückgezogen, zum Beispiel die Leitung Heide-Stafstedt-Kiel. "Die Regionen Kiel und Neumünster werden durch diese Entwicklung aber nicht vom Wasserstoff-Hochlauf abgehängt", betonte Knuth. Die Projekte könnten auch ohne Aufnahme ins Kernnetz im Rahmen der Netzentwicklungsplanung fortgeführt werden. /tc

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