Was erwarten Sie von Schwarz-Rot, Herr Kremp?
Berlin (energate) - In Berlin laufen die Koalitionsverhandlungen von CDU, CSU und SPD. energate befragt in einer Serie unterschiedliche Stakeholder zu ihren Erwartungen an das Energiekapitel des künftigen Koalitionsvertrags. Heute antwortet Ralph Kremp, Partner Energiepolitik & Systemanalyse bei BET Consulting. Er hofft auf ganzheitliche Weichenstellungen, die Transformation, Bezahlbarkeit und Finanzierung in Einklang bringen.
energate: Herr Kremp, was ist Ihr wichtigstes Anliegen an die künftige Bundesregierung?
Kremp: Es ist entscheidend, dass drei zentrale Dimensionen in Einklang gebracht werden. Auf der einen Seite die Transformation des Energiesystems zur Klimaneutralität. Hier sind ganzheitliche Optimierungen erforderlich. Es muss ein systemisches Optimum aus Erneuerbarenzubau, gesicherter Leistung, Netzausbaubedarf in allen Segmenten, markt- und netzdienlichem Einsatz von Flexibilität sowie der Transformation des Wärmemarkts sinnvoll erreicht werden. Es wird zu teuer, wenn der Infrastrukturausbau nicht richtig dimensioniert ist.
Es ist aber auch wichtig, dass für Verbraucher die Bezahlbarkeit und Akzeptanz stärker in den Blick genommen wird. Für Betreiber ist entscheidend, dass planbare und verlässliche Rahmenbedingungen resultieren, die einen wirtschaftlichen Betrieb sicherstellen und die Finanzierung der erforderlichen Investitionen ermöglichen.
Damit diese Dimensionen achtsam austariert werden, ist eine systemische ganzheitliche Betrachtung unabdingbar. Finanzielle Mittel aus dem durch die Grundgesetzänderung erweiterten KTF sollten daher sorgsam mit Blick auf ihre nachhaltige Wirkung eingesetzt werden und nicht durch kurzfristigen politischen Aktionismus verpuffen.
energate: Was sollte aus Ihrer Sicht auf jeden Fall im Energiekapitel des Koalitionsvertrages stehen?
Kremp: Die Rahmenbedingungen sollen so weiterentwickelt werden, dass die Transformation des Energiesystems hin zur Klimaneutralität erreicht werden kann. Hierzu werden verlässliche Rahmenbedingungen geschaffen, die den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien sicherstellen, die Infrastrukturen und den Wärmemarkt weiterentwickeln, Interdependenzen zwischen den verschiedenen Medien, verschiedenen Wärmetechnologien, Netz und Erzeugung sowie gesicherte Leistung ausreichend bereitstellen. Die Rahmenbedingungen bringen Bezahlbarkeit und Akzeptanz auf Verbraucherseite sowie ökonomische Effizienz, Wirtschaftlichkeit und Finanzierbarkeit auf Seite der Marktteilnehmer in Einklang.
energate: Was möchten Sie nicht im Koalitionsvertrag lesen?
Kremp: Dass finanzielle Mittel und gesetzgeberische Maßnahmen rein geleitet von Partikularinteressen eingesetzt werden sollen, ohne dabei das beschriebene Spannungsfeld aus Transformation, Bezahlbarkeit und Finanzierung zu beachten und somit die Erreichung einer systemischen Optimierung verfehlt wird. Finanzielle Mittel müssen daher sorgsam eingesetzt werden. Es geht dabei nicht nur um kurzfristig wirkende Effekte für einzelne Marktteilnehmer, sondern um sinnvolle und dauerhaft wirkende Lösungen für das Gesamtsystem.
Im Rahmen unserer Serie befragten wir auch schon Karsten Brüggemann vom Windkraftanlagenbauer Nordex, Robert Busch, Geschäftsführer des Bundesverbandes Neue Energiewirtschaft (BNE), sowie Daniel Mercer, Geschäftsführer beim Gasspeicherbetreiber Storengy.