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Uniper justiert Dekarbonisierungsstrategie nach

Düsseldorf (energate) - Uniper kassiert einen Teil der hauseigenen Dekarbonisierungsziele. Die Hängepartie rund um die Ausgestaltung der staatlichen Ausschreibungen für wasserstofffähige Gaskraftwerke und den ins Stottern geratenen Wasserstoffhochlauf nimmt der Düsseldorfer Konzern zum Anlass, sowohl die Investitions- als auch die Dekarbonisierungsstrategie zu strecken. Das gab das Unternehmen anlässlich der Veröffentlichung der jüngsten Konzernbilanz für die ersten drei Quartale des laufenden Jahres bekannt.

 

Der Carbon-Footprint aus direkten und indirekten Emissionen (Scope-1 und Scope-2) von Uniper soll sich nunmehr infolgedessen erst 2040 auf null reduzieren, also fünf Jahre später als bislang anvisiert. Die erste Auktion der Kraftwerksstrategie werde "frühestens im ersten Halbjahr 2025 erwartet, also mindestens ein Jahr später als von den Marktteilnehmern geplant", moniert das Management. Im Detail heißt das, dass sich die Kohleausstiegspläne der Düsseldorfer entsprechend verzögern. Gleichwohl bleibe der Konzern "fest entschlossen, sein Portfolio zu dekarbonisieren", um wie bisher geplant 2040 vollständig klimaneutral zu sein.

 

Nachfrage nach grünem Wasserstoff zu gering

 

Mit ausschlaggebend für diese Streckung der Dekarbonisierungsstrategie war zudem die bislang mangelnde Nachfrage nach grünem Wasserstoff und dies "nicht nur in Europa", wie die Unternehmensführung konstatiert: "Stand heute gibt es wenige größere Kunden, die entsprechende Lieferkontrakte abschließen wollen." Als dritten Grund nennt Uniper die inzwischen wieder deutlich niedrigeren Strompreise, die im Vorjahr noch zu außerordentlichen Erträgen geführt hatten. Besagte Beruhigung der Energiemärkte drückte den Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen um 64 Prozent auf rund 2,2 Mrd. Euro. Der Nettogewinn der ersten neun Monate lag mit 1,3 Mrd. Euro 65 Prozent unter dem Niveau im Vorjahreszeitraum. Eine Entwicklung, die Finanzchefin Jutta Dönges erwartet hatte. Sie sprach von einer "stabilen Entwicklung in einem normalisierten Marktumfeld".

 

Investitionen in die "frühen 2030er Jahre" verschoben

 

Die im Februar angekündigte 8 Mrd. Euro schwere Investitionsoffensive in die grüne Transformation des Konzerns hin zu Ökostrom und Wasserstoff, verschiebe sich entsprechend der angepassten Dekarbonisierungsstrategie "in die frühen 30er Jahre". Ursprünglich sollte dieses Budget bis 2030 ausgegeben sein. Allerdings hatte CEO Michael Lewis schon bei der Ankündigung im Februar angemerkt, dass der Plan an einige Unwägbarkeiten gekoppelt war. Jedwede Investitionsentscheidung werde "auf einem tragfähigen Business Case basieren" und darauf "eine angemessene Rendite" auf das eingesetzte Kapital zu erzielen. Das setze "einen angemessenen regulatorischen Rahmen voraus". Wie sich die Anpassung der Strategie auf die weitere Geschäftsentwicklung auswirken wird, werde noch geprüft, heißt es im Geschäftsbericht des Unternehmens.

 

Kriselnder Staatshaushalt profitiert von Gazprom-Urteil

 

Unterdessen hat Uniper eine weitere Rückzahlung an den Staat als derzeitigen Haupteigner geleistet. Bei der jüngst entrichteten Tranche ging es um 530 Mio. Euro. Möglich wurde diese Zahlung nach dem viel beachteten schiedsgerichtlichen Schadenersatzurteil gegen Gazprom Transport, in dessen Rahmen den Düsseldorfern 13,5 Mrd. Euro für ausgebliebene Gaslieferungen zugesprochen wurden. Allerdings hat der staatliche russische Lieferant keinen Schadenersatz geleistet, was eine echte Überraschung wäre, weil die Russen das Urteil bis heute nicht anerkennen. Vielmehr hatte das Schiedsgericht Uniper die Verrechnung einer offen gebliebenen Rechnung gestattet, die die Düsseldorfer nach dem Lieferstopp aus Russland nicht mehr gezahlt hatten. Eine dafür gebildete Rückstellung hat Uniper nun aufgelöst, um die 530 Mio. Euro an den Bund weiterzureichen.

 

Milliardenzahlung an den Bund steht noch aus

 

Im Rahmen der milliardenschweren Rettung von Uniper hatten die Düsseldorfer unter anderem vereinbart, auch Erträge aus Schadenersatzansprüchen im Rahmen der Beschaffungskrise nach Ausbruch des Ukrainekrieges an den Staat weiterzureichen. Im kommenden Jahr will Uniper mindestens noch weitere 2,5 Mrd. Euro an den Bund zurückerstatten. Weitere Mittel für den angespannten Staatshaushalt soll die Reprivatisierung von Uniper bringen. Aktuell präferiert die Bundesregierung die Rückkehr des Konzerns an die Börse, ein Szenario, auf das auch das Konzernmanagement hofft. Die EU hatte die Rettung von Uniper nur unter Auflagen genehmigt, dazu zählt der laufende Verkauf der Fernwärmesparte sowie des Kohlekraftwerks Datteln 4. Dazu, wie viele Interessenten es für diese Assets gibt, wollte das Unternehmen sich nicht äußern. /pa

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