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Uniper erstattet Rettungsmilliarden zurück an den Bund

Düsseldorf (energate) - Auf den Fiskus kommt bald schon eine milliardenschwere Finanzspritze von Uniper zu. Anfang kommenden Jahres sollen 3,5 Mrd. Euro in die Staatskasse fließen. Das kündigte Finanzvorständin Jutta Dönges bei der Vorstellung der Bilanz für die erste Jahreshälfte 2024 an. Es handle sich um eine "Rückzahlung an die Steuerzahler", stellte sie klar. Damit bekommt der Bund knapp 26 Prozent der 13,5 Mrd. Euro zurück, die er im Zuge der Rettung und Stabilisierung nach dem Gaslieferstopp aus Russland und der Energiekrise bis Ende 2022 bei Uniper investiert hatte. Darauf hatte sich der Konzern mit Rückstellungen und der Neuaufstellung der Unternehmensfinanzierung vorbereitet.

 

Möglich wird die Rückzahlung auch, weil Uniper nach dem Schiedsgerichtsurteil aus Stockholm im Juni langfristige Lieferverträge mit Gazprom kündigen konnte und dies inzwischen getan hat, wie Dönges betonte. Offen ist weiterhin, ob Uniper den ebenfalls in diesem Zusammenhang zugesprochenen Schadensersatz in Höhe von 13 Mrd. Euro vom russischen Staatskonzern tatsächlich bekommen wird. Dieses Geld, so es kommt, wird Uniper ebenfalls an den Bund weiterreichen, erklärte Dönges. Weitere Mittel könne der Bund erlösen, wenn er sich von seinen Uniper-Anteilen trennt. Geschehen soll dies bis 2028. Die gesamte Gemengelage rund um die langjährigen Lieferbeziehungen bezeichnete auch CEO Michael Lewis als "hochkomplex und sehr sensibel".

 

Russisches Urteil zugunsten von Gazprom verheißt Ungemach

 

Zusätzlich erschwert wird dies durch ein Urteil eines russischen Gerichts, das wiederum eine milliardenschwere Strafzahlung von Uniper an Gazprom vorsieht. Auf dieser Grundlage könnte Eigentum von Uniper "innerhalb und außerhalb Russlands" enteignet werden, erklärte Lewis. Weitere Details dazu wollte er mit Verweis auf Vertraulichkeit nicht preisgeben. Die Analyse dazu, wie die Düsseldorfer sich effektiv dagegen wehren können, sei "in einem fortgeschrittenen Status", so Dönges.

 

Uniper will Wasserkraftwerke behalten

 

Sehr deutlich positionierte sich CEO Lewis hingegen zur Frage, ob Uniper sein Wasserkraftportfolio an das Land Bayern abgeben sollte. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will die 80 Anlagen mit 2.000 MW bis spätestens 2030 - dann über eine rechtliche Klausel (das sogenannte Heimfallrecht) - wieder in die öffentliche Hand überführen. Diese Absicht hatte der Ministerpräsident vor wenigen Wochen nochmals bekräftigt. Darauf angesprochen sagte Lewis: "Wir glauben, dass wir der richtige Eigentümer und Betreiber sind. Wasserkraft ist unsere DNA." Uniper blicke auf hundertjährige Erfahrung damit zurück. Ferner müsse der Anlagenpark "auch im Sinne des Hochwasserschutzes" als Portfolio betrieben werden, appellierte der CEO. Gleichzeitig gab sich Lewis gelassen: "Wir sprechen über 2030, bis dahin kann viel passieren."

 

Plädoyer für einen pragmatisch gestalteten Kapazitätsmarkt

 

Klare Vorstellungen hat der Uniper-CEO auch dazu, wie ein Kapazitätsmarkt zur Vergütung wasserstofffähiger Kraftwerke aussehen sollte. Beim Marktdesign gelte es, pragmatisch zu sein, um möglichst keine Zeit zu verlieren, mahnte er. Dafür brauche es erprobte Lösungen, zu denen es Erfahrungswerte gebe. Als Beispiel nannte er Kapazitätsmärkte in Großbritannien und Belgien. Ein wichtiges Merkmal dieser Vorbilder: Es handle sich um zentral gesteuerte Märkte. Die aktuellen politischen Gedanken, ein zum Teil dezentrales Hybridmodell zu etablieren, befand Lewis als einen schlechteren Ansatz. Ferner wichtig für den gesamten Markthochlauf sei es, Quellen für möglichst günstigen grünen Wasserstoff aufzutun, so der CEO. Uniper selbst will sowohl als Kraftwerksbetreiber Wasserstoff nutzen, als auch als Importeur tätig werden.

 

Gefallene Energiepreise drücken Gewinn

 

Strategisch und finanziell sieht sich Uniper für alle kommenden Herausforderungen gerüstet, betonte das Führungsduo weiter. Mit dem Verlauf des bisherigen Geschäftsjahres zeigten sich sowohl der CEO als auch die CFO zufrieden. Dabei blieb Uniper auch aufgrund der inzwischen stark gefallenen Großhandelspreise deutlich unter dem Rekordergebnis der Vorjahreshälfte. Dies drückte die Erträge aus Handel und Absicherungsgeschäften. Somit lag der Halbjahresgewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) mit etwas mehr als 1,7 Mrd. Euro rund 58 Prozent unter den 4,1 Mrd. Euro Ebitda des Vorjahreszeitraums. /pa

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