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Trianel wird Projektierer für Elektrolyseure und Großbatterien

Aachen (energate) - Die Trianel will künftig auch große Batteriespeicher und Elektrolyseure realisieren und betreiben. Noch vor Jahresfrist werde die dazu neu gegründete Trianel Flexibilitätsprojekte offiziell die Arbeit aufnehmen, kündigte Trianel-CEO Sven Becker bei der Vorstellung der jüngsten Bilanz der Aachener Stadtwerkekooperation an. Außerdem erwägt sie, für eine zusätzliche Erweiterung des Gaskraftwerks im westfälischen Hamm um eine wasserstofffähige Kraftwerksscheibe an den ausstehenden Ausschreibungen der Bundesnetzagentur teilzunehmen, führte er aus. Auch über die Umrüstung des Kohlekraftwerks in Lünen nahe Dortmund denkt die Geschäftsführung nach.

 

Dafür allerdings müsse sichergestellt sein, dass ein solches umgerüstetes Kraftwerk am dazu angedachten Kapazitätsmarkt werde teilnehmen können, stellte Becker klar. Mit Blick darauf, wie viele Fragen rund um die Kraftwerksstrategie, das Ausschreibungsdesign und nicht zuletzt auch die "Interaktion von Kapazitätsmarkt und Kraftwerksstrategie" noch offen sind, sei es unrealistisch, dass die Bundesnetzagentur die in der Branche dringlich erwartete erste Ausschreibung noch in diesem Jahr starten werde. "Es wird länger als die verbleibenden sechs Monate brauchen, um auch die nötige Rechtssicherheit herzustellen", so Becker. Barbie Haller, die Vizepräsidentin der Bundesnetzagentur, hatte unlängst die Bühne des jüngsten BDEW-Kongresses genutzt, um die Branche darauf vorzubereiten, dass es dieses Jahr wohl nicht mehr zu diesen Ausschreibungen kommen wird.

 

Trianel Flexibilitätsprojekte soll zunächst Erfahrungen sammeln

 

Allen Unwägbarkeiten rund um den weiteren Wasserstoffhochlauf in Deutschland zum Trotz steht der neue Speicher- und Elektrolyseure-Projektierer Trianel Flexibilitätsprojekte in den Startlöchern. Strategisches Vorbild ist das hauseigene Erneuerbarenprojektgeschäft. Das bedeutet, für diejenigen Stadtwerke im Gesellschafterkreis, die in dieses Geschäftssegment einsteigen wollen, baut Trianel ein entsprechendes Portfolio auf. Spezielle Mengenziele in Sachen Speicher- oder Elektrolysekapazität gebe es keine, stellte Becker gegenüber energate klar. Es gehe auch darum, auf diesem Gebiet erste Erfahrungen zu sammeln.

 

Batteriespeichersystem mit 600 MWh Kapazität in Planung

 

Beginnen will die neue Tochter mit einem Batteriespeicher-Großprojekt in unmittelbarer Nachbarschaft des Trianel-Kraftwerks Lünen. Auf einer 13 Hektar großen Brachfläche in Waltrop, die zu dem Kraftwerksareal gehört, soll ein Speicher mit 300 MW Leistung und 600 MWh Speicherkapazität entstehen. Angedachter Baubeginn ist 2026, die Inbetriebnahme könnte 2027 erfolgen. Insgesamt könnten dort noch zwei weitere Bauabschnitte derselben Größenordnung folgen, hieß es aus Aachen auf Nachfrage. Das erste Entwicklungsprojekt in Sachen Wasserstoffelektrolyse ist die bereits angekündigte 20-MW-Anlage, die die Stadtwerkekooperation am Standort Hamm realisieren will.

 

Große "atmende" Ziele als Erneuerbarenprojektierer

 

Das Projektgeschäft rund um Onshore-Wind und PV betrachtet die Trianel-Führung unterdessen mittlerweile als "wesentliche Säule der Wachstumsstrategie". Die Ziele in Sachen Portfoliozuwachs bis 2030 haben die Aachener jetzt deutlich nach oben korrigiert. Das PV-Portfolio soll bis auf 200 MW anwachsen, anstatt der bisher avisierten 50 MW. Das Windprojektgeschäft will die Trianel in den kommenden sechs Jahren so ankurbeln, dass das Unternehmen jährlich 100 bis 150 MW an neuen Windparks entwickelt. Ein Teil dieses Wachstums könnte in Österreich stattfinden. Dies allerdings seien "atmende Ziele", die kontinuierlich angepasst würden. Dies gelte etwa mit Blick auf den abbaubedingten Verfall des PV-Marktwertes und immer häufiger auftretende Negativpreise, so Becker.

 

Sorge um Akteursvielfalt bei Offshore-Windauktionen

 

Im Offshore-Windprojektgeschäft zieht sich Trianel indes bis auf Weiteres auf die Position des Marktbeobachters zurück. Die jüngsten Ausschreibungen, die über das sogenannte dynamische Gebotsverfahren milliardenschwere Zuschläge hervorbrachten, sieht die Trianel-Geschäftsführung ohnedies "mit Sorge", wie Becker bekundete. Kritisch sei, dass die Akteursvielfalt zugunsten weniger sehr finanzstarker Bieter verloren gehe. Diese Entwicklung müsse bei den anstehenden Ausschreibungen zu Gaskraftwerken vermieden werden, appellierte er in Richtung der Politik.

 

Handelsgeschäft sorgt für Rekordgewinn

 

Wirtschaftlich war 2023 für die Trianel abermals ein Ausnahmejahr mit einem Rekordergebnis. Getrieben von der sehr guten Performance im Energiehandel und der Direktvermarktung legte der Vorsteuergewinn der Trianel beinahe 50 Prozent zu und erreichte 99 Mio. Euro. Unterm Strich erzielten die Aachener rund 69 Mio. Euro Gewinn nach Steuern. Das bedeutet eine Steigerung um knapp 150 Prozent gegenüber 2022. 45 Mio. Euro davon reicht die Trianel an ihre 53 Gesellschafter aus der Kommunalwirtschaft weiter. Für das laufende Jahr und die nächste Zukunft kalkuliert die Stadtwerkekooperation mit 20 bis 30 Mio. Euro Vorsteuergewinn. /pa

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