THE kündigt Landwärme-Bilanzkreise
München (energate) - Trading Hub Europe (THE) hat die Bilanzkreise der Landwärme Service zum Dienstag, 15. Oktober, gekündigt. Dies hat der Marktgebietsverantwortliche am Freitagabend, den 11. Oktober, in einer Marktinformation mitgeteilt. Landwärme Service ist ein Dienstleister für Bilanzkreis- und Portfoliomanagement der Landwärme-Gruppe. Eine Sprecherin der Landwärme bestätigte die Kündigung, sagte aber, die Bilanzkreise der Landwärme GmbH seien nicht betroffen. Landwärme Service agiert in der Tat auch als Dienstleister für andere Marktteilnehmer.
Aber Marktteilnehmer sind dennoch deutlich skeptischer, da die Bilanzkreise der Landwärme Service die Rechnungsbilanzkreise für alle anderen Landwärme-Bilanzkreise sein sollen. Damit wären alle Landwärme-Bilanzkreise zumindest indirekt betroffen. Insgesamt gehe es um 30 bis 40 Einspeisepunkte in die Bilanzkreise, vermutlich vor allem von Biomethan-Produzenten. Auf der anderen Seite sind 40 Ausspeisepunkte betroffen, vermutlich vor allem von Blockheizkraftwerken, die mit Biomethan betrieben werden.
Zur Einordnung: Kündigungen der Bilanzkreise sind äußerst selten und gelten als Ultima Ratio, wenn beim Strom die Übertragungsnetzbetreiber oder beim Gas Trading Hub Europe Sorge haben, dass ein Unternehmen seinen Verpflichtungen aus einem Bilanzkreisvertrag nicht mehr nachkommen kann. Der letzte prominente Fall betraf den Discounter Gas.de in der Gaskrise im Jahr 2021, wodurch die zuständigen Grundversorger Tausende Gaskunden in der teuren Ersatzversorgung auffangen mussten.
Gerüchte über außergewöhnliche Bilanzkreisschiefstände
Für Landwärme GmbH hatte das Amtsgericht Charlottenburg am 13. August eine vorläufige Insolvenz in Eigenverwaltung angeordnet. Warum THE jetzt die Bilanzkreise kündigt, hat der Marktgebietsverantwortliche nicht mitgeteilt. Aber schon seit Monaten gibt es Gerüchte über außergewöhnliche Bilanzkreisschiefstände. Zudem könnten natürlich Zahlungsrückstände eine Rolle gespielt haben. "Die Kündigung der Bilanzkreise wird für weitere Unruhe sorgen", sagte ein Marktteilnehmer zu energate. "Mit der Kündigung der Bilanzkreise ist fraglich, ob denn weiter Biomethan geliefert werden kann", ergänzte ein anderer.
Sorge um Qualitätsnachweise für BHKW-Betreiber
Unabhängig von der Bilanzkreis-Problematik treibt Stadtwerke-Kunden von Landwärme noch eine andere spezielle Sorge um. Vertreter einiger Kommunalversorger fragen sich laut energate-Recherche, ob denn Landwärme die notwendigen Qualitätsnachweise für das "EEG-Biomethan" übertragen wird. Die Anlagenbetreiber müssen den Bezug und die Qualität ihres grünen Brennstoffs gegenüber dem Stromnetzbetreiber nachweisen, um die EEG-Vergütung zu erhalten. Aufseiten der Biomethan-Produzenten scheint es zumindest Überlegungen zu geben, ob sie die Zertifikate nach ihrer Ausstellung an Landwärme übertragen sollen. Mehr dazu lesen Sie in unserer Rubrik Gas & Wärme. /hl