SWK hadern mit der "Rückkehr der Discounter"
Krefeld (energate) - Die Stadtwerke Krefeld (SWK) sehen die neue Wettbewerbsdynamik im Energievertrieb mit Sorge. Die nach der Krise gesunkenen Einkaufspreise an den Großhandelsmärkten hätten zahlreiche Discounter ins Geschäft zurückkehren lassen - "teilweise auch in neuer Form oder unter anderem Namen", erklärte Vorstandssprecher Carsten Liedtke im Rahmen der Bilanzpressekonferenz des niederrheinischen Versorgers. Auf Basis sehr günstiger Spotmarktpreise machten die Energieanbieter den Kunden aktuell günstige Angebote, ohne dass sie die entsprechenden Mengen schon eingekauft hätten. "Am Aktienmarkt nennt man das Leerverkäufe", gab der Stadtwerkechef zu bedenken.
Stadtwerke befürchten Kundenrückgang
Eine solche Praxis sei im Energiemarkt zwar zulässig, räumte Liedtke ein, "ich stelle aber infrage, ob das sinnvoll ist", ergänzte er. Er verwies auf die Energiepreiskrise im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg. Damals seien viele Wettbewerber mit kurzfristigen Beschaffungsstrategien "auf die Nase gefallen", blickte er zurück. Leidtragende waren damals auch die Stadtwerke, die als Grundversorger einspringen mussten - zu ihrem wirtschaftlichen Schaden. "Das fanden wir nicht gerade fair", so Liedtke.
Wie viele andere kommunale Versorger setzen die Stadtwerke Krefeld im Energieeinkauf auf eine strukturierte Beschaffung, mit der Energiemengen im Voraus eingekauft werden. Im Umfeld sinkender Marktpreise führt das dazu, dass ein Versorger erst mit Verzögerung die Preisnachlässe an die Kunden weitergeben kann. Liedtke räumte ein, dass die Stadtwerke Krefeld derzeit "einen Tick teurer" als so mancher Konkurrent seien. Er rechnet daher auch mit einem Kundenrückgang.
Lekker Energie muss Kunden abgeben
Dabei hatte sich der bundesweite Energievertrieb in der Vergangenheit als wichtiges Standbein der Stadtwerke Krefeld etabliert. Das Unternehmen hat über Jahre wachsende Kundenzahlen verbucht - auch dank der Vertriebsmarke Lekker Energie. Auch im vergangenen Jahr hat der Kommunalversorger seine Kundenbasis auf insgesamt 795.000 Energiekunden ausgebaut, wie der Vorstand auf der Pressekonferenz darlegte. Dies gelang allerdings nur dank der Übernahme eines Kundenportfolios der Rheinenergie und durch intensive Akquise.
Im Gasvertrieb musste der Versorger indes eine steigende Zahl an Kündigungen hinnehmen, der Absatz ging um knapp neun Prozent auf 2,8 TWh zurück. Auch Lekker Energie musste in der Gesamtbilanz Kunden an die Konkurrenz abtreten. Zum Ende des Jahres 2023 zählte die Vertriebstochter 413.000 Strom- und Gaskunden - rund 7.000 weniger als zwölf Monate zuvor.
Um im Energievertrieb wieder in die Offensive gehen zu können, soll die Vertriebstochter SWK Energie ihr Produktportfolio ausbauen. Beispielhaft verwies das Unternehmen auf neue Angebote im Zusammenhang mit Elektromobilität und Photovoltaik, oder auch einen Regionalstromtarif.
Jahresüberschuss mehr als verdoppelt
Trotz der erhöhten Wettbewerbsintensität konnten die Krefelder Stadtwerke für 2023 gute Jahreszahlen vorstellen. Mit 83 Mio. Euro fällt der Konzernjahresüberschuss für das abgelaufene Geschäftsjahr mehr als doppelt so hoch aus wie im Vorjahr. Das Management führte die positive Entwicklung insbesondere auf die Erfolge der SWK Energie zurück. Vorstandssprecher Liedtke betonte aber angesichts der Schärfe im aktuellen Wettbewerb, dass sich dieses Ergebnis nicht wiederholen lasse.
Als größte Herausforderung für die kommenden Jahre sieht das Stadtwerke-Management allerdings nicht den Wettbewerb im Vertriebsgeschäft, sondern vielmehr die Umsetzung der Wärmewende. "Das ist unser größter Pain Point", sagte Liedtke. In dem Kontext forderte er die Bundesregierung auf, die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) mit mehr Mitteln auszustatten. Die veranschlagten 500 Mio. Euro Fördermittel pro Jahr seien "viel zu wenig". Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU), in dessen Präsidium Liedtke sitzt, spricht sich für ein Volumen von 3,5 Mrd. Euro jährlich aus.
Liedtke warnte die Politik zugleich davor, den Fernwärmesektor einer stärkeren Regulierung zu unterziehen, wie es derzeit politisch diskutiert wird. "Das würde die Transformation bremsen, bevor sie überhaupt richtig begonnen hat", gab er zu bedenken. Er erinnerte daran, dass es auf Landesebene in Form der Kartellämter Preisaufsichtsbehörden gebe. Zudem sei der Fernwärmesektor so vielfältig und komplex, dass ein einheitliches Regulierungssystem kaum funktionieren könne, warnte er. /rb