Statkraft will Player im deutschen H2-Markt werden
Berlin (energate) - Der norwegische Energiekonzern Statkraft will über seine Deutschlandtochter hierzulande zu einem wichtigen Produzenten von grünem Wasserstoff werden. Dazu hatte das Unternehmen im vergangenen Jahr bereits den Bau eines 10-MW-Elektrolyseurs in Emden angekündigt. Nun stehen Statkraft Fördermillionen für eine deutliche Erweiterung des Projekts in Aussicht. Das Unternehmen wurde im Rahmen des EU Innovation Fund ausgewählt, einen Zuwendungsbescheid über eine Fördersumme von bis zu 107 Mio. Euro für sein Projekt zu verhandeln. Stefan-Jörg Göbel, Senior Vice President Germany bei Statkraft, und Helge-Jürgen Beil, Vice President Hydrogen Germany, erläuterten im Rahmen eines Redaktionsbesuchs bei energate in Berlin, was sie damit vorhaben.
Von 10 MW auf 200 MW
Der geplante 10-MW-Elektrolyseur in Emden soll der Auftakt für die Wasserstoffproduktion von Statkraft in Deutschland werden. "Der Elektrolyseur ist unser Testfall, mit dem wir lernen wollen und mit dem wir uns an die Regulierung und den Betrieb herantasten", erklärte Statkraft-Deutschland-Chef Göbel im Gespräch mit energate. Die finale Investitionsentscheidung will das Unternehmen noch in diesem Jahr treffen. Im zweiten Schritt soll am gleichen Standort ein deutlich größerer Elektrolyseur mit 200 MW Leistung entstehen. Damit will Statkraft künftig bis zu 20.000 Tonnen grünen Wasserstoff pro Jahr erzeugen. Absichtserklärungen mit potenziellen Abnehmern gebe es bereits. Dazu plant das Unternehmen an dem Standort eine Großwärmepumpe, die die Abwärme der Elektrolyse nutzt und künftig 50.000 MWh grüne Wärme liefern soll.
Noch sind auf dem Weg dahin aber einige Hürden zu nehmen. Helge-Jürgen Beil, der bei Statkraft in Deutschland die Wasserstoff-Aktivitäten verantwortet, bezifferte die Investitionssumme für das Vorhaben auf "einen erheblichen dreistelligen Millionenbetrag". Die in Aussicht gestellte Förderung durch die EU helfe maßgeblich bei der Umsetzung. "Ohne Förderung lässt sich ein solches Projekt nicht realisieren", betonte Beil. Von der EU kommen auf der anderen Seite aber auch Regularien, die den Wasserstoff-Hochlauf erschweren. "Wir sehen Herausforderungen, die uns die europäische Erneuerbarenrichtlinie für die Wasserstoffproduktion mitgibt", so Beil. Gemeint sind die strengen Kriterien, die der in den Elektrolyseuren genutzte Strom künftig erfüllen muss.
RED II als Hemmschuh
Statkraft kann mit dieser Herausforderung aufgrund des großen eigenen Erneuerbarenportfolios umgehen, betonten Beil und Göbel. Die Wirtschaftlichkeit der Elektrolyse werde aber durch die Einschränkungen der RED II belastet. "Die Regeln stehen einer ressourcenoptimalen Produktion entgegen", sagte Göbel. Dem stimmte Beil ausdrücklich zu: "Die Anlagen nicht zu nutzen, wenn der Wind kräftig bläst, ist volkswirtschaftlicher Unsinn." Der regulatorische Rahmen müsse es ermöglichen, die Anlagen nach betriebswirtschaftlichen Kriterien so viel wie möglich zu nutzen. Dann ergäben sich auch geringere Produktionskosten. "Und das ist doch das Ziel: Wasserstoff zu wirtschaftlichen Konditionen herzustellen und zu liefern", betonte Beil. /cs
Das ganze Interview mit Stefan-Jörg Göbel und Helge-Jürgen Beil, in dem sie auch die Kraftwerkspläne der Bundesregierung kommentieren, lesen Sie im Add-on Gas & Wärme.