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Stadtwerke Hanau profitieren von Staudinger-Ersatz

Hanau (energate) - Die eigene Fernwärmelösung der Stadtwerke Hanau zum Ersatz des Kohlekraftwerks Staudinger hat bisher nicht zu höheren, sondern tieferen Fernwärmepreisen geführt. "Dies liegt insbesondere an der nun planbaren Erdgasbeschaffung", erläuterte die Geschäftsführerin Martina Butz im energate-Interview. Bereits in der Vergangenheit habe der Kohleblock 5 nicht ausschließlich die Wärmeversorgung übernommen. Die eigenen Heizkessel im Stadtteil Wolfgang hatten sich flexibel der Fahrweise des Kraftwerksbetreibers Uniper anpassen müssen. Im April 2024 liefen die Verträge schließlich aus, Staudinger ist nur noch in der Netzreserve. Seitdem decken die Stadtwerke Hanau den ganzen Wärmebedarf, womit sich auch der Erdgaseinkauf optimieren lässt.

 

Fernwärme spielt große Rolle bei der Wärmeplanung

 

Dabei sind die Heizkessel nur eine Übergangslösung: Im Laufe dieses Frühjahrs wird ein Gemeinschaftskraftwerk, an dem die Hanauer 49,9 Prozent halten und die Frankfurter Mainova 50,1 Prozent, in den Regelbetrieb gehen. Bisher laufen die drei wasserstofffähigen Gasmotoren noch abwechselnd im Probebetrieb. Die Gaslösung wird in den kommenden Jahren den Großteil der Wärmelast schultern, bis nach und nach Abwärme aus Rechenzentren den fossilen Anteil zurückdrängen kann. "Unsere konkreten Planungen sehen die Beschlussfassung im Laufe des Jahres vor und der Bau soll umgehend vorangetrieben werden", blickte Butz voraus. Leider sei dies jetzt aufgrund der gestoppten Förderkulisse und des Aus der Ampel gebremst worden. 

 

Zur Einordnung: In Hanau plant das französische Unternehmen Data4 ein riesiges Rechenzentrum, das auf 28 Fußballfelder passen würde. Vorgespräche zur Wärmeauskopplung haben bereits stattgefunden, ein Vertrag dazu ist aber noch lange nicht unterzeichnet. Welchen Anteil die Abwärme aus Rechenzentren und anderen Unternehmen am gesamten städtischen Bedarf abdecken kann, steht noch nicht fest. Die kommunale Wärmeplanung, bei der Butz auch im zuständigen Gremium mitvertreten ist, wird noch mehr Zeit brauchen. Langfristig - so erste Gedankenspiele - könnte die Fernwärme bis zu 80 Prozent abdecken - im bundesweiten Vergleich ein sehr hoher Wert. Eine Rolle im Erzeugungspark wird auch die große PV-Freiflächenanlage mit 10 MW auf dem ehemaligen US-Kasernengelände spielen. Mit Verzögerung werden die Stadtwerke Hanau diese gemeinsam mit dem Solarteur AHS zum 1. Februar in Betrieb nehmen.

 

Butz: Nachbarschaftshilfe möglich

 

Weniger Glück als Hanau hat bisher die Standortgemeinde des ehemaligen Kohlekraftwerks Staudinger: Großkrotzenburg. Anders als in Hanau hatte Betreiber Uniper hier die vollständige Wärmelieferung mit dem Kohleblock sichergestellt. Die Übergangslösung, gemietete Gaskessel, hat zum Jahreswechsel 2025 hohe Preiserhöhungen bei der Fernwärme verursacht. Deshalb kippte auch die Stimmung der Bürgerinnen und Bürger in einer Informationsveranstaltung im Dezember 2024. Großkrotzenburg arbeitet bisher an einer eigenen grünen Wärmelösung, darunter Großwärmepumpen, die das Flusswasser des Mains nutzen. Im Jahr 2021 hatten die dortigen Gemeindewerke (GWG) Angebote von Uniper, der Mainova und den Stadtwerken Hanau als "nicht wirtschaftlich" und nicht ökologisch genug abgelehnt. Stattdessen gingen sie eine Partnerschaft mit der EAM Natur Energie ein und gründeten dazu ein Gemeinschaftsunternehmen.

 

Für die Geschäftsführerin der Stadtwerke Hanau ist die Tür damit aber nicht zugeschlagen. "Ich bin der festen Überzeugung, dass eine Zusammenarbeit für beide Seiten spürbare Vorteile bringen wird", sagte sie im energate-Interview. Sie wäre bereit, einfache und unkomplizierte Möglichkeiten zu suchen, um Großkrotzenburg aus dem neuen Gasmotorenkraftwerk und später mit der Abwärme aus Rechenzentren ebenfalls zu beliefern. Kurz nach den Weihnachtsferien hat sie sich mit dem Geschäftsführer der Gemeindewerke Großkrotzenburg Martin Müller an einen Tisch gesetzt. Die hessische Gemeinde Großkrotzenburg bezeichnete dies in einer eigenen Mitteilung vom 3. Januar als "konstruktiven Austausch". Demnach konnten einige offene Fragen bereits geklärt werden. Im Laufe dieses Monats sollen sich die Geschäftsführungen gemeinsam mit ihren technischen Teams nochmals zusammensetzen und Synergieeffekte prüfen. "Anschließend wird gemeinsam bewertet und es wird besprochen, wie diese möglicherweise in bestehende Konzepte integriert werden können", hieß es weiter. /mt

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