Siemens Energy: Krisenbewältigung kommt voran
München (energate) - Siemens Energy bahnt sich den Weg aus der Krise seiner Windkraftsparte. Zwar fiel beim Windradhersteller Siemens Gamesa in den ersten drei Quartalen des laufenden Geschäftsjahres (Bilanzstichtag 31. Mai) einmal mehr ein milliardenschwerer Verlust an. Dank der guten Geschäfte in allen übrigen Geschäftsbereichen gelang dem Münchner Konzern aber die Rückkehr in die Gewinnzone. Unterm Strich erzielte das Unternehmen in dieser Zeit knapp 430 Mio. Euro Gewinn vor Sondereffekten nach rund 2 Mrd. Euro Defizit im Vorjahreszeitraum. Der operative Ertrag vor Steuern und Zinsen (Ebit) knackte die Milliardenmarke und kam auf 2,3 Mrd. Euro nach zuvor 2,6 Mrd. Euro Ebit-Verlust.
CEO Christian Bruch betonte bei der Vorstellung der jüngsten Bilanz zwar, dass alle Geschäftsbereiche zu der Entwicklung beigetragen hätten. Gleichwohl hob er die Performance in den Segmenten Netztechnik (Grid Technologies) und Dekarbonisierungslösungen für Unternehmen (Transformation of Industries) hervor. Auch das Geschäft rund um Gasturbinen läuft Bruch zufolge gut. Im bisherigen Jahresverlauf blieb es jedoch in Sachen Ertragskraft unter dem Vorjahresniveau. Ein Grund dafür sei der nach wie vor zu schleppende Wasserstoffhochlauf.
Wasserstofffähige Gaskraftwerke schaffen Perspektiven
Zugleich bringt die Perspektive auf wasserstofffähige Gaskraftwerke allein dieser Sparte einen Rekord an neuen Aufträgen im Umfang von 5,2 Mrd. Euro - ein mehr als doppelt so großes Volumen im Vergleich zum Vorjahr. Auf Nachfrage betonte Bruch, dass sein Konzern auch die aus Deutschland zu erwartende Nachfrage werde bedienen können, sobald die Ausschreibungen für neue Gaskraftwerke in Deutschland starten. Nicht die Turbinen, sondern eher die Verfügbarkeit des Wasserstoffs könne perspektivisch eine Herausforderung darstellen, sagte er mit Blick auf die Kraftwerksstrategie der Bundesregierung. Für generellen Optimismus in der Chefetage von Siemens Energy sorgt zudem die Tatsache, dass alle Geschäftsbereiche zusammen Aufträge im Wert von 120 Mrd. Euro haben.
Fortschritte und Milliardenverlust bei Siemens Gamesa
Die Qualitätsprobleme bei Siemens Gamesa seien inzwischen so weit überwunden, dass eine der beiden seither runderneuerten Onshore-Windradbaureihen "noch vor Ende September" wieder in den Vertrieb gehen werde, kündigte Bruch an. Die zweite Baureihe soll im Geschäftsjahr 2025, also vor Ende September kommenden Jahres, folgen. Wirtschaftlich sei die gegenwärtige Situation von Siemens Gamesa angesichts von 1,5 Mrd. Euro Verlust in den ersten drei Quartalen noch immer "alles andere als zufriedenstellend", so Bruch.
Allerdings würden die "Qualitätsthemen weiterhin Schritt für Schritt abgearbeitet", sodass die für 2026 anvisierte Rückkehr in die Profitabilität der Sparte nach wie vor Priorität genieße. Hoffnung schöpft das Management aus den zahlreichen anstehenden Windkraftausschreibungen, speziell zum Hochlauf der Offshore-Windkraft in Europa und in den USA.
Stromversorgung von Rechenzentren als Zukunftsmarkt
Einen aussichtsreichen Zukunftsmarkt machte CEO Bruch in Rechenzentren und deren steigenden Strom- und Netzanschlussbedarf aus. Hierzu verzeichne der Konzern heute schon zahlreiche Anfragen, berichtete er. Wegen des riesigen Strombedarfs werde auch in diesem Zusammenhang nach Gasturbinen gefragt, sagte er. Dies schlage sich allerdings noch nicht in Aufträgen oder tatsächlichem Geschäft nieder. Allerdings habe dieser globale Markt das Potenzial, "bis zum Ende des Jahrzehnts 20 Prozent des Wachstums bei Siemens Energy" zu tragen, so Bruch. /pa