Schweizer Infener baut Elektrolyseur im Schwarzwald
Villingen-Schwenningen (energate) - Das schweizerische Wasserstoffunternehmen Infener wird im baden-württembergischen Villingen-Schwenningen einen 20 MW starken Elektrolyseur errichten. Rund 2.000 Tonnen grünen Wasserstoff soll die Anlage künftig im Jahr produzieren. Der Bau auf einer Fläche von 10.000 Quadratmetern im Industriegebiet Salzgrube sei nun offiziell gestartet, teilte Infener gemeinsam mit der süddeutschen Kommune mit. Im ersten Schritt soll dort bis 2026 eine Elektrolysekapazität von 5 MW entstehen, die sich über fünf Jahre sukzessive steigern wird. Abnehmen sollen den grünen Wasserstoff regional ansässige Unternehmen aus dem Logistik-, Verkehr- und Industriebereich.
Schwarzwald erst 2040 am Wasserstoffnetz
"Wasserstoff ist ein zentraler Baustein in der Energieversorgung der Zukunft, für Städte, Unternehmen und öffentliche Einrichtungen", sagte Oberbürgermeister Jürgen Roth (CDU) anlässlich des offiziellen Baustarts. Dafür brauche es dezentrale Lösungen und Investitionen. Die Investitionen für den Hub belaufen sich den Angaben zufolge auf rund 45 Mio. Euro. Die dezentrale Erzeugung ist für die Region im Schwarzwald vor allem wichtig, weil diese voraussichtlich nicht vor dem Jahr 2040 an die überregionale Wasserstoffpipeline, das Wasserstoffkernnetz, angebunden sein wird. Die dort ansässigen Unternehmen scharren aber offenbar bereits mit den Hufen, weswegen es schon die ersten konkreten Abnahmevereinbarungen gibt. Dazu gehört unter anderem der Logistiker Noerpel, der den grünen Wasserstoff zur Betankung von H2-Trucks oder -Busflotten einsetzen will.
Infener will auch Abwärme und Sauerstoff vermarkten
Zur Produktion des Wasserstoffs wird Infener überschüssigen Grünstrom nutzen. Die Energie für den Anlagenbetrieb bezieht das Unternehmen über Direktverträge (PPAs) mit Betreibern von regionalen Wind- und Photovoltaikanlagen. Aus dem Energie-Hub will es aber nicht nur den Wasserstoff vermarkten. So soll etwa die Abwärme aus dem Elektrolyseprozess als Energiequelle für Wärmenetze oder Industrieprozesse nutzbar sein. Zudem kann der ebenfalls bei der Elektrolyse anfallende hochwertige Sauerstoff unter anderem für die Oxyfuel-Verbrennung zum Einsatz kommen und so Industrieprozesse effektiver dekarbonisieren.
Weitere Hubs geplant
Das Konzept für einen solchen Wasserstoff-Hub will Infener auch auf andere Standorte übertragen. Ziel sei es, "als führender Wasserstoffproduzent dezentrale Hubs in ganz Europa zu etablieren", heißt es vom Unternehmen. Erst vor kurzem hatten die Schweizer den Baubeginn für einen Elektrolyseur in Neumünster angekündigt. Dieser wird sogar eine installierte Elektrolysekapazität von 50 MW haben und bis zu 5.000 Tonnen grünen Wasserstoff jährlich produzieren. Der Baustart soll ebenfalls noch in diesem Jahr erfolgen, die Kosten liegen bei 133 Mio. Euro. /ml