RWE gibt grünes Licht für zwei H2-Speicher
Oldenburg (energate) - RWE Gas Storage West hat die Investitionsentscheidung zur Entwicklung von zwei Wasserstoff-Speicherkavernen in Gronau-Epe getroffen. Dies gab der kaufmännische Geschäftsführer des Speicherbetreibers, Michael Kohl, in einem Impulsvortrag im Rahmen der Wasserstoffkonferenz "Beyondgas" in Oldenburg bekannt. 85 Prozent der Komponenten seien bereits bestellt. RWE Gas Storage West wird eine Kaverne von Erdgas auf Wasserstoff umstellen und eine Kaverne neu entwickeln. Am 1. Juli 2027 soll die erste in Betrieb gehen, zum 1. Januar 2028 die zweite folgen. Kohl gibt sich optimistisch, den Zeitplan einzuhalten.
134 GWh wird die Arbeitsgaskapazität betragen, 177 MWh/h die Ausspeicherleistung. Der Leistungsbedarf sei deutlich höher als bei Erdgasspeichern, unterstrich der Geschäftsführer. In einer anderen Konferenzrunde unterstützte Jonas Höckner, Business Development Manager Hydrogen bei EWE Gasspeicher, diesen Punkt: "Die Frage der notwendigen Leistung muss auch in der ausstehenden Speicherstrategie des Bundes dringend adressiert werden", sagte er in Oldenburg.
Förderung erforderlich
Die beiden Kavernen werden im Rahmen des IPCEI-Projektes "GetH2" errichtet. Nach jahrelangem Warten überreichten Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (beide Grüne) Mitte Juli den symbolischen Förderscheck. Selbst mit der IPCEI-Förderung sei das Projekt nur knapp positiv, gab der RWE-Geschäftsführer zu erkennen. Die Speicherbranche wartet bereits seit Längerem auf die Wasserstoffspeicherstrategie, die das Bundeswirtschaftsministerium eigentlich für diesen Sommer angekündigt hatte.
"Ohne eine Förderung wird es in den kommenden fünf Jahren keine Investitionsentscheidung für ein Speicherprojekt geben", betonte Kohl. Und dies trotz eines vermutlich hohen zukünftigen Bedarfs an Wasserstoffspeichern. RWE Gas Storage hat den Bedarf mit einer eigenen Studie durch das Kölner Institut Ewi ermitteln lassen. Die Ergebnisse entsprechen in etwa denen anderer Studien. In dem "Startszenario" genannten Basisszenario ergibt sich ein Bedarf an Wasserstoffspeichern von 13,4 TWh. Bis 2050 steigt der Bedarf auf 42,3 TWh.
Michael Dammann, Geschäftsführer von Hamburger Energienetze, erläuterte in seinem Impuls, dass Speicherkapazitäten für die Entwicklung des Wasserstoff-Industrie-Netzes ("HH-Win") benötigt werden. Nur so lasse sich die notwendige Flexibilität zur Versorgung der Industrie sicherstellen. Der Kommunalversorger plant ebenfalls mit einer IPCEI-Förderung einen Neubau von Trassen mit einer Länge von zunächst 40 Kilometern im Hamburger Hafen, bisher allerdings ohne Speicher.
Umstellung versus Neubau
Zwei Einschätzungen Kohls blieben in anderen Impulsen nicht unwidersprochen: Angesichts der rückläufigen Erdgasnachfrage sieht der RWE-Geschäftsführer die Möglichkeit einer frühzeitigen Umstellung von Erdgasspeichern zur Wasserstoffspeicherung. Sonst werde es zu einem Überangebot kommen, mit Sonderabschreibungen so wie vor einigen Jahren.
Marco Papa von Uniper Energy Storage war da vorsichtiger. Man benötige eine integrierte Energiespeicherstrategie, die einen geordneten Übergang von der Erdgas- in die Wasserstoffspeicherung beinhalte. Andreas Kost, bei Storengy Deutschland für Regulierung verantwortlich, machte in einer anderen Diskussionsrunde den gleichen Punkt. Die Wechselwirkung von Transformation und Erdgasversorgungssicherheit müsse berücksichtigt werden.
Nur Kaverne oder auch Porenspeicher?
Der Uniper-Manager war bei einem anderen Punkt optimistischer als sein Mitbewerber Kohl von RWE Gas Storage West. Kohl glaubt, dass Porenspeicher erst nachgeordnet eine Rolle spielen werden und argumentiert hier mit den hohen Wasserstoffverlusten. Uniper Energy Storage testet am bayerischen Standort Bierwang die Wasserstoffspeicherung in einem Porenspeicher und ist optimistisch, dass dies Ende der 2030er Jahre möglich sei.
Auch Frits van der Velde von der niederländischen Gasunie unterstrich die Notwendigkeit, Porenspeicher für Wasserstoff zu nutzen. Kavernen konzentrieren sich in Nordwesteuropa und einem Teil Zentraleuropas. Im Rest Europas finden sich nur vereinzelt Kavernen. Gasunie hat begonnen, erste Versuche einer Wasserstoffspeicherung in ausgeförderten Gasfeldern durchzuführen. Die Tests stünden aber noch am Anfang. Gasunie hofft, Anfang der 2040er Jahre Felder für die Speicherung zu nutzen, so van der Velde. /hl