Rückschlag für Wasserstoffimporte aus Dänemark
Fredericia (energate) - Der Pipelineimport von Wasserstoff aus Dänemark startet später als geplant. Der dänische TSO für Strom und Gas, Energinet, hat die Pläne für einen nationalen Wasserstoff-Backbone neu bewertet und die Realisierung nach hinten geschoben. Anstatt 2028 könne frühestens 2031 mit den ersten Transporten gerechnet werden, teilte das Unternehmen mit. Auf den deutschen Wasserstoffhochlauf habe dies keinen Einfluss, betonte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums auf energate-Nachfrage.
Energinet startete im Frühjahr einen unverbindlichen Marktdialog zum dänischen Wasserstoffnetz. Dieser habe ein großes Potenzial von bis zu 6,9 GW Transportbedarf im Jahr 2050 bestätigt, so der Netzbetreiber. Im Jahr 2031 könnten es bereits 4,2 GW sein. Insgesamt 15 Marktteilnehmer haben sich mit 30 Eingaben an der Abfrage beteiligt. Schwerpunktregionen der möglichen Wasserstoff-Cluster sind die Städte Fredericia, Esbjerg und Holstebro. Der Großteil der Projekte befasse sich mit der Produktion von Wasserstoff für den Export nach Deutschland.
Allerdings, schränkt Energinet ein, gebe es beim Reifegrad der Projekte sehr große Unterschiede. Sofort bestätigen lasse sich nur ein Transportbedarf mit langer Laufzeit von 0,8 GW ab 2031. Diese Projekte sind mit dem südlichsten Teil des Backbones von Esbjerg zur deutschen Grenze verbunden. Projekte im Umfang von weiteren 1,3 GW seien an die Produktion von Offshore-Windkraft in der Nordsee geknüpft und könnten bis zu einer Entscheidung in der Ausschreibung "nicht reifen", heißt es von Energinet. Dänemark hat im April eine große Offshore-Ausschreibung gestartet, mit einer geplanten Inbetriebnahme der Windparks im Jahr 2030. Die Lizenzen sollen im kommenden Jahr vergeben werden.
Ein bedingter Business-Case
Energinet will nun auf Basis des Marktdialogs zunächst Ende des ersten Quartals 2025 dem Energieministerium eine "bedingte Investitionsentscheidung" samt Förderantrag für eine staatliche Co-Finanzierung vorlegen. Bedingung ist, wie viel Kapazität in einem verbindlichen Buchungsprozess verkauft wird.
Energinet hat dafür den Backbone in vier Teile aufgeteilt. Gesetzt ist der südliche Teil mit dem Kapazitätsbedarf von 0,8 GW. Um den nächsten Teil, ein T-Stück zwischen Fredericia im Osten und Esbjerg im Westen, "auszulösen", müssen weitere 0,1 GW gebucht werden. Eine zusätzliche Leitung entlang der Nordseeküste nach Holstebro erfordert Buchungen von insgesamt 1,2 GW. Weitere 0,2 GW müssen hinzukommen, um den gesamten Backbone bis zum Gasspeicher Torup zu realisieren. Eine endgültige Investitionsentscheidung könne dann nach Abschluss des Prozesses, voraussichtlich Anfang 2026, getroffen werden.
Damit ergebe sich für die Fertigstellung ein neuer Zeitplan, heißt es von Energinet. Die Anbindung von Fredericia und Esbjerg sei frühestens Ende 2031 fertig, die Leitungen nach Holstebro und zum Speicher Torup erst Ende 2032 und Ende 2033.
Abkommen aus dem Jahr 2023 nicht zu halten
Deutschland und Dänemark hatten im März 2023 eine Erklärung unterzeichnet, dass schon ab 2028 der erste Wasserstoff per Pipeline von Dänemark nach Deutschland fließen sollte. Die Verzögerung begründet Energinet damit, dass die Komplexität des Vorhabens unterschätzt wurde. Auch sei der Netzbetreiber von einer einfachen Open Season bei der Kapazitätsvergabe ausgegangen, nicht von einem langwierigen zweistufigen Verfahren. Auch bei der Umweltverträglichkeitsprüfung wurde ursprünglich nur von einem Zeitraum von 18 Monaten ausgegangen, realistisch sei mittlerweile vielmehr eine Verfahrensdauer von 40 Monaten.
Dänemarks Energieminister Lars Aagaard bekräftigte, dass die Regierung in Kopenhagen dem Projekt noch immer sehr positiv gegenüberstehe und weiterhin zu einer staatlichen Co-Finanzierung bereit sei. Das starke Feedback aus dem Markt seien "gute Neuigkeiten". Zugleich räumte der Minister ein: "Der Zeitplan, den Energinet vorgelegt hat, ist alles andere als ideal." Die Regierung werde Energinet daher aktiv unterstützen, die Verzögerung so klein wie möglich zu halten, kündigte Aagaard an. So würden beispielsweise Möglichkeiten untersucht, die Genehmigung für den ersten Teilabschnitt der Pipeline zu beschleunigen. "Die dänische Regierung ist bestrebt, ein effizientes Zusammenspiel zwischen den großen Mengen an erneuerbarem Strom aus den laufenden Offshore-Windkraftausschreibungen, der Produktion von grünem Wasserstoff und der deutschen Nachfrage zu gewährleisten."
BMWK: Kein Einfluss auf Ambitionen für Wasserstoffhochlauf
Ähnlich lautete es auf Anfrage aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Trotz der angekündigten Verlängerung des Planungszeitraums "werden wir im Rahmen unserer bilateralen Kooperation mit Dänemark weiterhin gemeinsame Anstrengungen zur Beschleunigung der Projektumsetzung unternehmen", so eine BMWK-Sprecherin. Ziel sei es, die Verzögerung so gering wie möglich zu halten. Auf Arbeitsebene liefen Gespräche, um mögliche Beschleunigungsoptionen zu diskutieren und beispielsweise bei der Erarbeitung des Wasserstoffbeschleunigungsgesetzes zu teilen. Zudem hätten die Verzögerungen "keinen Einfluss auf unsere Ambitionen für den Hochlauf des Wasserstoffmarktes in Deutschland", betonte die Sprecherin. /tc