Rezession: Energieverbrauch markiert neuen Tiefpunkt
Berlin (energate) - Der Energieverbrauch in Deutschland wird im laufenden Jahr voraussichtlich auf ein historisches Tief fallen. Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (Ageb) prognostiziert einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 1,7 Prozent auf 10.453 Petajoule oder 356,7 Mio. Steinkohleeinheiten (SKE). Gegenüber dem bisherigen Höchststand aus dem Jahre 1990 entspricht dies einem Rückgang von 30 Prozent. Hauptursache ist laut Ageb die stagnierende Konjunktur. In der Industrie und im verarbeitenden Gewerbe seien "deutliche Rückgänge der Produktion" zu verzeichnen, hieß es in einer Mitteilung. Es ist bereits der zweite deutliche Rückgang im Energieverbrauch in Folge. Schon für 2023 hatten die Statistiker der Ageb einen neuen Tiefststand vermeldet - ebenfalls begründet durch die nachlassende Wirtschaftskraft.
Nach drei Quartalen: Kohle pfui, Erdgas hui
Zugleich veröffentlichte die Ageb die Verbrauchszahlen nach dem dritten Quartal. Demnach beträgt der Rückgang im bundesweiten Energieverbrauch in den ersten neun Monaten 2,6 Prozent. Rückläufig präsentierte sich vor allem die Nutzung der Steinkohle (-15,2 %) und der Braunkohle (-14,5 %). Der Erdgasverbrauch steigerte sich hingegen in den ersten drei Quartalen um 3,1 Prozent. Dies führt die Ageb auf die inzwischen wieder verbesserte Wettbewerbssituation in der energieintensiven Industrie zurück. Auch bei der Fernwärmeversorgung kam Erdgas vermehrt zum Einsatz (+3 %), während die Gasverstromung leicht zurückging (-1 %). Erneuerbare Energien legten in den ersten drei Quartalen um 2,6 Prozent zu.
Positiv wirkt sich der nachlassende Energieverbrauch auf die CO2-Emissionen aus. Nach drei Quartalen habe die sinkende Nachfrage nach Energie im Vergleich zum Vorjahr knapp 20 Mio. Tonnen CO2 eingespart, rechnete die Arbeitsgemeinschaft vor. Das entspricht einem Rückgang von 4,5 Prozent. Für das Gesamtjahr rechnen die Statistiker mit einem Rückgang von 3,3 Prozent.
Stromimport kein Hinweis auf Knappheiten
Wie die Ageb ebenfalls mitteilte, hat sich im laufenden Jahr auch Deutschlands neuer Status als Netto-Stromimporteur gefestigt. Demnach bezog Deutschland in den ersten neun Monaten 19,6 Mrd. kWh mehr Strom aus dem Ausland als in die umgekehrte Richtung floss. Im vergangenen Jahr hatte Deutschland erstmals seit 2002 in der Gesamtjahresrechnung wieder netto Strom importiert. Die Ageb betonte indes, dass ein Importüberschuss keinen Hinweis auf inländische Knappheiten liefere, sondern vielmehr einen Beleg für einen funktionierenden europäischen Binnenmarkt darstelle. /rb