Qualitätsstandard für Wallboxen
Freiburg (energate) - Ein Forschungskonsortium aus dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (Ise), der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW Berlin) und dem ADAC hat erstmals ein standardisiertes Prüfverfahren für Wallboxen mit solargesteuerter Ladefunktion entwickelt. Das vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Projekt "Wallbox-Inspektion" verfolgt das Ziel, die Transparenz im Markt zu erhöhen und einen einheitlichen Qualitätsmaßstab für Hersteller und Verbraucher zu etablieren. Start des Vorhabens war im August 2023.
Im Fokus der Untersuchung standen die Regelgüte, Energieeffizienz und Reaktionsgeschwindigkeit von Wallboxen beim Laden mit Solarstrom. Getestet wurden marktverfügbare Geräte im sogenannten Digital Grid Lab des Fraunhofer Ise unter realitätsnahen Bedingungen, heißt es in einer Mitteilung. Die Prüfreihen nutzten einen digitalen Fahrzeugzwilling, der das Verhalten von 5.000 verschiedenen Elektroautos simulieren kann. Dadurch hätten die Tests ohne reale Fahrzeuge durchgeführt und die Ergebnisse vergleichbar gehalten werden können.
Deutliche Unterschiede zwischen den Geräten
Die Ergebnisse zeigten deutliche Unterschiede zwischen den Geräten: Während einige Wallboxen schnell auf Veränderungen im Solarstromangebot reagierten, kam es bei anderen zu Verzögerungen von bis zu 90 Sekunden. Auch beim Stromverbrauch im Standby-Betrieb variierte das Verhalten - manche Geräte gingen in einen stromsparenden "Deep Standby", andere nicht.
"Eine schnelle Regelgeschwindigkeit bei hoher Regelgüte ist entscheidend für das solargesteuerte Laden. Im praktischen Betrieb bedeutet dies, dass die Steuerung durch die Wallbox dem solaren Überschuss möglichst gut folgt", erklärte Projektleiter Bernhard Wille-Haussmann.
Qualität der Regelung abhängig von Konfiguration der Wallbox
Ein zentrales Ergebnis der Tests war, dass die Qualität der Regelung stark von der Konfiguration der Wallbox abhängt. Nutzerinnen und Nutzer sollten die Geräte individuell auf ihr Fahrzeug und ihr Energiesystem abstimmen, um eine möglichst präzise Steuerung zu erreichen, so eine Empfehlung der Forschenden.
Auf Basis der Messungen will die HTW Berlin einen sogenannten Wallbox-Score entwickeln, der die Leistung der Geräte für Verbraucher nachvollziehbar einordnet. Auch der ADAC nutzt die Ergebnisse zur Verbraucherberatung. Hersteller sollen durch das einheitliche Prüfverfahren Hinweise auf Optimierungspotenziale erhalten, etwa bei der Reaktionsgeschwindigkeit oder der Energieeffizienz. Das Projekt will mit dem neuen Teststandard zur stärkeren Verbreitung intelligenter Ladelösungen beitragen und so den Eigenverbrauch von Solarstrom optimieren.
Bis 2030 soll die Zahl der E-Autos in Deutschland stark steigen - rund die Hälfte der Ladevorgänge findet laut Fraunhofer Ise schon heute zu Hause statt, bei PV-Besitzern in 93 Prozent der Fälle über eine Wallbox. /mh