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Probleme im Übertragungsnetz strahlen aus

Fürstenfeldbruck (energate) - Die Stadtwerke Fürstenfeldbruck verzeichnen im Sommer vermehrt Abschaltungen in ihrem Netzgebiet. Die Schuld dafür sehen sie indes woanders. "Dies liegt aber nicht an unseren Verteilnetzen, sondern an den Übertragungs- und Transportnetzen, also an den Strom-Autobahnen", führte der Geschäftsführer der Stadtwerke Fürstenfeldbruck Jan Hoppenstedt im Sommerinterview mit energate aus.

 

Netzbetreiber stehen derzeit vor der Herausforderung, die immer weiterwachsende Zahl von Erneuerbare-Energien-Anlagen in das bestehende Netz zu integrieren. Dies führt zwangsläufig zu Spannungsproblemen und Kapazitätsgrenzen, die durch kontinuierliche Investitionen und den Ausbau der Netzinfrastruktur angegangen werden. In Fürstenfeldbruck sei das Netz aber grundsätzlich sehr stabil, erläuterte Hoppenstedt. Das rund 300 Quadratkilometer große ländliche Netz werde zudem kontinuierlich verstärkt und ausgebaut. "Nichtsdestotrotz, auch wenn die Stabilität grundsätzlich gesichert ist, wollen immer mehr Erneuerbare-Energien-Anlagen angeschlossen werden", gab Hoppenstedt zu bedenken. Der Anschluss von kleineren Anlagen unter 50 kW sei dabei ohne große Prüfung möglich. Ab einer Leistung von über 10 MW sehe das aber anders aus.

 

Investitionen von bis zu 8 Mio. Euro

 

Die derzeitige Maximallast des Stromnetzes von Fürstenfeldbruck liegt bei 50 MW. Die Aufnahmefähigkeit von Erneuerbaren ist also begrenzt und der kontinuierliche Ausbau des Stromnetzes unumgänglich. Dafür setzen die Stadtwerke Investitionen in Höhe von fünf bis acht Millionen Euro pro Jahr ein. Neben dem Ausbau liegt der Fokus des Unternehmens auch auf der Digitalisierung der Netze und Ortsnetzstationen. Auch wird ein digitaler Zwilling zum Einsatz kommen, "damit das Netz digital abgebildet wird und so die Schwachstellen herauskristallisiert werden", erklärte Stadtwerke-Geschäftsführer. Mit dem Wissen könne anschließend noch zielgerichteter investiert werden.

 

100 Prozent Ökostrom im Versorgungsgebiet

 

Die Stadtwerke Fürstenfeldbruck versorgen ihre Kundinnen und Kunden zu 100 Prozent mit Ökostrom. Dabei setzt der Versorger zu 50 Prozent auf die Stromerzeugung aus den Erneuerbaren vor Ort und bezieht den Rest als zertifizierten Ökostrom. Die lokale Energieversorgung spielt schon lange eine zentrale Rolle in Fürstenfeldbruck. So produziert die Region seit über 130 Jahren Ökostrom mit ihren Wasserkraftwerken, erzählte Hoppenstedt. Die teils historischen Kraftwerke gehen noch auf den deutschen Bauingenieur Oskar von Miller zurück. Um dem Vorbild auch weiterhin gerecht zu werden, hat der bayerische Landkreis unter anderem zwei Windkraftanlagen, PV-Freiflächenanlangen und Blockheizkraftwerke (BHKWs). Somit können rund 50 Prozent des benötigten Stroms im Versorgungsgebiet selbst erzeugt werden.

 

Auch wenn die Windkraft in Bayern ein sehr kontroverses Thema ist, in Fürstenfeldbruck wird es gelassen angesehen. "Wir sind mit unseren beiden Windrädern sehr glücklich", so Hoppenstedt. Denn die Stadtwerke wollen die erneuerbaren Energien im Landkreis weiter ausbauen. Dazu gehöre ebenso der Windenergieausbau. Zwar befinden sich derzeit auch Projekte in der Planung oder im Genehmigungsverfahren, welche am Ende jedoch umgesetzt werden, sei derzeit noch nicht klar.

 

Keine neuen Wasserkraftwerke

 

In Bezug auf die Wasserkraft sei das Potenzial in der Region jedoch weitgehend ausgeschöpft. "Fast alle Flussabschnitte in unserem Versorgungsgebiet sind ausgebaut", sagte Hoppenstedt. Zudem seien die strengen Genehmigungsverfahren, insbesondere in Bezug auf die Gewässerdurchgängigkeit und den Schutz der Fischwanderung erschwerend für den Neubau von Wasserkraftwerken. Daher konzentriert sich das Unternehmen auf die Erhaltung und Optimierung der bestehenden Anlagen.

 

Fernwärme gewinnt auch in Fürstenfeldbruck an Bedeutung

 

Neben Strom ist das Stadtwerk auch im Bereich der Fernwärme aktiv. Mit einem Mix aus erdgasbetriebenen BHKWs, Holzhackschnitzel- und Biomethankesseln wird bereits ein erheblicher Anteil der Fernwärme erneuerbar erzeugt. Das Ziel, den Anteil erneuerbarer Wärme bis 2035 auf 100 Prozent zu steigern, setze voraus, dass Lösungen wie die Geothermie in Kooperation mit der Stadt und den umliegenden Gemeinden weiterentwickelt werden. Allerdings liege die aktuelle Durchdringung mit Fernwärme in der Region bei lediglich 18 Prozent, was insbesondere auf die geografischen Gegebenheiten und die ländliche Struktur zurückzuführen sei, führte Hoppenstedt aus. Für eine effiziente Versorgung müssten die Häuser relativ nah beieinanderliegen, da die Fernwärmeleitungen ansonsten über weite Strecken verlegt werden müssten, was wirtschaftlich nicht sinnvoll sei. /hp

 

Das gesamte Interview mit Jan Hoppenstedt lesen Sie im Add-on Strom. Weitere Interviews aus unserer diesjährigen Sommerserie "Kommunale Netzinfrastruktur im Umbruch" lesen Sie hier.

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