Politik bringt Gashandelspreise runter
Essen (energate) - Deutlich abwärts bewegen sich seit Dienstag dieser Woche die Gaspreise. Am Montag lag der Day-Ahead-Preis an der niederländischen TTF mit 58,40 Euro/MWh noch 2,60 Euro/MWh über der Schlussnotierung vom Freitag letzter Woche. Auch am Dienstag stieg vormittags der Preis weiter an und lag mittags auf einem Niveau von über 59 Euro/MWh. Am THE VHP wurde der Kontrakt sogar mit mehr als 60 Euro/MWh notiert. Nachmittags drehte sich dann die Stimmung und der Preis bewegte sich abwärts.
Mit einem Preis von 57,80 Euro/MWh fiel der Rückgang am Dienstag noch relativ bescheiden aus. Am Mittwoch gab der Day-Ahead-Preis deutlich weiter nach, 56 Euro/MWh lautete die Schlussnotierung. Am Donnerstag beschleunigte sich der Preisrückgang weiter: "Heute Morgen war der erste Trade 2 Euro/MWh unter der Schlussnotierung von gestern", schimpfte ein Händler über die recht steile Talfahrt. Fundamental habe sich nichts geändert. Dennoch sank der Day-Ahead-Preis nachmittags an der TTF auf unter 52 Euro/MWh, ehe der Preis wieder auf 52,30 Euro/MWh stieg.
Veränderte politische Lage
Geändert hat sich in dieser Woche die politische Nachrichtenlage. Am Dienstag hat THE in einer Informationsveranstaltung am Rande der Fachmesse E-world das strategische Befüllungsinstrument vorgestellt. Dabei betonte THE mehrfach, ein Einsatz des Produktes könne nur erfolgen, wenn dies durch das Bundeswirtschaftsministerium in Zusammenarbeit mit der Bundesnetzagentur angeordnet werde. Für die Händler war damit klar, ein kurzfristiger Einsatz des Produktes sei nicht zu erwarten. Dies war ein Grund für den Preisrückgang.
Ein zweiter Grund könnten, so Analysten, Meldungen aus Brüssel gewesen sein. Einige EU-Mitgliedsstaaten, darunter auch Deutschland, würden sich in Brüssel für eine Reduzierung der Füllstandsvorgaben einsetzen. Auch die Meldung, die EU-Kommission könne den Gaspreisdeckel im Großkundenmarkt wiederbeleben, sorgte am Dienstag für Unruhe. Die Einschätzungen dazu blieben aber vage und die Meldung wurde dann auch von der EU-Kommission dementiert.
Der letzte Punkt für ein neues politisches Momentum waren die Meldungen, dass US-Präsident Donald Trump und der russische Präsident Wladimir Putin telefoniert haben sollen und ein Treffen planen. Für die Händler das Signal, dass ein Friedensschluss in der Ukraine näher rücke. Damit wurden Spekulationen befeuert, dies könne auch die Rückkehr der russischen Pipeline-Gasimporte bedeuten.
Fundamentaldaten sprechen gegen Preisrückgang
Fundamental hat sich nichts geändert. Es ist kalt und soll auch bis Ende der kommenden Woche kalt bleiben. Zudem weht der Wind weiter schwach, die Nachfrage nach Gas zur Stromerzeugung bleibt somit hoch. Deshalb, so ein Händler, sei der starke Preisrückgang nicht wirklich nachvollziehbar. Ein anderer Marktteilnehmer stimmte zu und sagte, automatische Handelssysteme verstärkten und übertrieben Preisentwicklungen.
Im Terminmarkt führte die Diskussion um eine mögliche Änderung von Füllstandsvorgaben sowie die vermutliche Zurückhaltung des Wirtschaftsministeriums beim Einsatz der Befüllungsinstrumente zu einem starken Anstieg des Spreads Winter 25 zu Sommer 25. Am Montag der Woche betrug der Spread noch minus 5,10 Euro/MWh, am Mittwoch war er auf minus 3 Euro/MWh gestiegen. Donnerstagnachmittag waren es noch minus 2,10 Euro/MWh.
Für Marktteilnehmer zeigt der Rückgang des Spreads in dieser Woche, wie stark die Preise durch Spekulationen über die mögliche staatliche Unterstützung der Speicherbefüllung bestimmt sind. Auch der Preis für Cal 26 sank im Verlauf der Woche. Montag wurden noch 44,60 Euro/MWh bezahlt, am Donnerstag waren es nachmittags zuletzt noch 41,45 Euro/MWh. Wie im Kurzfristhandel beschleunigte sich der Abwärtstrend deutlich. /hl