Pflanzenöl gibt Heizölbranche neue Hoffnung
Mannheim (energate) - Das Gebäudeenergiegesetz ist und bleibt das wichtigste Thema mit "großen Auswirkungen" auf die Heizölbranche. Anders als im vergangenen Jahr blicken die Händler aber durchaus optimistisch auf ihre Chancen in einem dekarbonisierten Wärmemarkt. Das war zumindest der Tenor der diesjährigen Jahreskonferenz des Verbands Energiehandel Südwest-Mitte (VEH). Hoffnung bereitet der Branche vor allem das Aus der Ampel-Koalition und die Aussicht auf eine neu zusammengesetzte Bundesregierung mit wahrscheinlich stärkerem Einfluss der Union, die das Gebäudeenergiegesetz (GEG) zur Disposition stellt.
GEG braucht mehr Praxistauglichkeit
Während manche Marktteilnehmer noch mehr Verunsicherung unter den Verbrauchenden befürchten, ist es für den VEH ein richtiger Schritt, das Gesetz nochmal anzufassen. Das "Heizungsgesetz" komplett auf null zu setzen, sei aber auch keine Option. "Ganz abschaffen kann man es wohl nicht, aber es sollte praxistauglicher und transparenter gemacht werden", sagte VEH-Geschäftsführer Hans-Jürgen Funke auf Nachfrage von energate. Er sei insgesamt "guter Dinge", was die Zukunft flüssiger Energieträger angeht. Denn mittlerweile sei auch bei vielen Politikern angekommen, dass "wir den Weg so nicht weitergehen können", führte der Geschäftsführer aus.
HVO als neue Hoffnung für Ölheizungen
Als konkrete Maßnahmen bringt der VEH die Ausweitung der Erfüllungsoptionen, etwa auch bilanziell, aber auch mehr Zeit für deren Umsetzung ins Spiel. Zu den Erfüllungsoptionen im Rahmen des GEG gehören beispielsweise auch klimaneutrale Brennstoffe. Hier will die Heizölbranche vor allem die Produktion des sogenannten HVO (Hydrotreated Vegetable Oil) vorantreiben. "Wir wollen dafür die notwendigen Bedingungen schaffen und setzen alles daran, die entsprechenden Mengen liefern zu können", so Funke.
HVO ist ein erneuerbarer Dieselkraftstoff aus hydrierten Rest- und Abfallstoffen. Für die Produktion kommen Lebensmittelreste und Altspeisefette, Klärschlämme oder andere organische Abfälle und biogene Reststoffe zum Einsatz. Durch ein spezielles Hydrierungsverfahren mit Wasserstoff entsteht ein synthetischer Energieträger, der fossilem Heizöl beziehungsweise Dieselkraftstoff in seinen Eigenschaften ähnelt. Die grüne Variante verspricht CO2-Einsparungen von bis zu 90 Prozent gegenüber herkömmlichen Kraftstoffen.
Während HVO als Biodiesel seit Mai an Tankstellen bereits verfügbar ist, kommt es im Wärmemarkt bislang noch nicht zum Einsatz. Obwohl dies technisch ohne weiteres möglich wäre, wie der VEH betont. Dass es aber bisher kaum Nachfrage für die grüne Variante gibt, liegt vor allem an den höheren Kosten. Denn HVO-Brennstoffe liegen preislich deutlich über fossilen Brennstoffen, laut VEH liegt der Preisunterschied bei acht bis zehn Cent pro Liter.
Markt 2025 eher überversorgt
Zumal sich die Preise für fossiles Heizöl nach den Krisenjahren wieder stabilisiert haben und derzeit bei rund 1 Euro pro Liter beziehungsweise 9,38 Cent/kWh liegen. "Die Kundinnen und Kunden hatten 2024 viele Möglichkeiten, sich günstig einzudecken", blickte Funke zurück. Daran hat auch der von 30 auf 45 Euro/Tonne gestiegene CO2-Preis nichts geändert. Dieser wird ab 2025 auf 55 Euro/Tonne steigen. "Aber das sind natürlich keine großen Sprünge." So sei auch für 2025 kein Preisanstieg beim Erdöl zu erwarten, trotz weiterhin unsicherer geopolitischer Lage. "Analysten rechnen damit, dass der Markt eher überversorgt sein wird", so Funke. So könnte auch die Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA für einen Schub der Ölbranche sorgen und die Preise weiter sinken lassen.
Grüne Alternativen kommen nicht ins Rollen
Das macht das Geschäft mit den grünen Alternativen schwierig. Ein Hebel könnte laut VEH sein, die bessere CO2-Bilanz der alternativen Brennstoffe stärker anzuerkennen. Denn derzeit sind HVO noch mit derselben CO2-Steuer belegt wie die fossile Variante. An der Stelle fordert der VEH auch von der neuen Bundesregierung Nachbesserung. In anderen europäischen Ländern - etwa in Italien - sei dies besser geregelt, sodass der Preis dort seine Lenkungswirkung entfalten könne. Dort habe sich der Markt bereits zugunsten erneuerbarer Kraft- und Brennstoffe verschoben. Aber auch in Österreich erfreut sich HVO wachsender Beliebtheit, der Umsatz ist dort zuletzt rasant gestiegen. In Österreich ist der Treibstoff von der Mineralölsteuer befreit.
In Deutschland indes blieb der Absatz von fossilem Heizöl in den vergangenen Jahren stabil. Für das Jahr 2024 rechnet der Verband mit einer Menge von 11,5 Mio. Tonnen, also auf gleichem Niveau wie im Vorjahr. /ml