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Offshore-Windbranche will KFW-Förderung für Zulieferer

Berlin/Hamburg (energate) - Die Offshore-Windkraftindustrie sieht sich am Scheideweg: Einerseits sorgen die ambitionierten Ausbauziele und großvolumigen Ausschreibungen für rosige Geschäftsaussichten. Andererseits fehlt speziell den Zulieferern der Großvorhaben auch infolge der vergangenen gut vier Krisenjahre der Spielraum für dringend nötige Investitionen. Das moniert ein Branchenkonsortium, dem die Stiftung Offshore-Windenergie, die Verbände WAB, VDMA sowie das Cluster Erneuerbare Energien Hamburg und das Wind Energy Network angehören. Ein Standpunktepapier der Organisationen liegt energate vorab vor.

 

Demnach haben die Zulieferer der Branche zwar begonnen, ihre Fertigungskapazitäten hochzufahren, allerdings nicht in dem Maß, wie es nötig ist, um das Offshore-Ausbauziel von 30.000 MW bis 2030 zu erreichen. Weil es vor allem an maritimen Komponenten fehle, sehen die Verbände die Zielsetzung "massiv gefährdet". Tatsächlich sind in den Jahren seit 2020 lediglich einige Hundert MW Offshore-Windkraft vor Deutschlands Küsten in Betrieb gegangen, 2023 waren es knapp 230 MW, sodass aktuell noch knapp 22.000 MW bis zu diesem Ziel fehlen.

 

Vielfältige Finanzierungsrisiken für Zulieferer

 

Hintergrund ist eine vielfältige wie komplexe Finanzierungskrise aufseiten der Hersteller von Fundamenten, Kabeln und anderen zentralen Bauteilen für Offshore-Windparks, erklärt Karina Würtz, Geschäftsführerin der Stiftung Offshore-Windenergie. Es gebe "Refinanzierungsrisiken für die fertigende Industrie, schlechte Finanzierungsbedingungen für neue Werke, wettbewerbliche Nachteile im Vergleich zu Herstellern aus anderen Ländern sowie ein nicht industriefreundliches Ausschreibungssystem", kritisiert sie. Diese Gemengelage bilde "die Basis für den perfekten industriepolitischen Sturm", der die Energiewende "erheblich zu verzögern" drohe. Es ist nicht der erste Branchenappell in diese Richtung.

 

Folgen der Krisenjahre erschweren Zugang zu Bankfinanzierungen

 

Die Bonität vieler Zulieferer habe unter den Herausforderungen der Krisenjahre gelitten, ebenso deren Eigenkapitalquoten, so die Verbändeallianz. Als wichtigste Faktoren dieser Entwicklung nennt das Papier den zeitweise sehr hohen Inflationsdruck und die vorübergehend deutlich erhöhten Energiekosten aufseiten der Industrie, die sich zugleich aber mit immer größeren Projektvolumina konfrontiert sah. Diese Gemengelage, so die Verbände, erschwere den Zugang zu Krediten von kommerziellen Kreditgebern erheblich. Einzelne Hausbanken seien inzwischen gar überfordert.

 

Vier Reformschritte zu KFW-Programmen im Blick

 

Abhilfe schaffen soll deshalb eine Neuausrichtung der Kredit- und Bürgschaftsprogramme der öffentlichen Hand, sprich vor allem der KFW, fordert das Bündnis. Gegenwärtige Programme und Finanzierungsinstrumente für die Offshore-Windkraft seien aus der Historie des Ausbaus heraus auf das "Endprodukt Windpark" ausgerichtet. Stattdessen brauche es jetzt ein "ausreichend ausgestattetes" KFW-Kreditprogramm für klassische Unternehmensfinanzierungen sowie ein zusätzliches Programm für Mezzanine-Finanzierungen. Ferner plädiert die Branchenallianz für die Öffnung und Erweiterung der Bürgschaftsprogramme der öffentlichen Hand. Letzteres werde wiederum den Zugang zu Krediten des klassischen Bankensektors "hebeln", so die Erwartung der Verbände.

 

Kritik auch an der EK-Zins-Festlegung der BNetzA

 

Jenseits dessen sieht die Branchenallianz auch die von der Bundesnetzagentur (BNetzA) festgelegten Eigenkapitalzinssätze für die Stromnetzbetreiber kritisch. Der monierte "Knackpunkt": Der sogenannte EK-Zins orientiere sich "nicht an der Norm der internationalen Finanzmarktmechanik", also dem internationalen Marktumfeld, sondern "an Zins-Zeitreihen der Vergangenheit". "Dadurch verteuert die BNetzA die Fremdkapitalaufnahme, erschwert die für den Netzausbau erforderliche Eigenkapitalaufnahme", konstatieren die Verbände. Das wiederum könne sich auf die Geschwindigkeit des Netzausbaus und somit auch die des Offshore-Windkraftausbaus auswirken. /pa

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