Zum InhaltZum Cookiehinweis

RSS Feed

Nur wenige Frauen gründen Wasserstoffunternehmen

Essen (energate) - Gründerinnen haben es im Geschäftsfeld Wasserstoff schwer. Denn nur ein Bruchteil der Köpfe hinter erfolgreichen Wasserstoff-Start-ups sind weiblich. Das ist unter anderem das Ergebnis einer aktuellen Studie der Innovationsplattform H2UB. Gegenstand der Untersuchung waren Lebensläufe und Karrierewege von Unternehmern, die hinter vielversprechenden Start-ups stehen. "Wir wollten besser verstehen, wer diese Menschen sind und was sie so erfolgreich macht", erklärt Uwe Kerkmann, Geschäftsführer von H2UB, im Gespräch mit energate. Ziel sei es, daraus Erkenntnisse für die eigenen Programme, aber auch für externe Partner zu gewinnen.

 

Die Studienautoren identifizierten aus den gesammelten Daten von knapp 110 Start-ups und 158 Gründerinnen und Gründern Erfolgsfaktoren. Dabei habe sich sehr schnell gezeigt, dass Wasserstoff ein besonderes Geschäftsfeld ist und sich von anderen Märkten deutlich unterscheidet. Insbesondere sei das Thema noch mit vielen Unsicherheiten behaftet, etwa was die Preisentwicklung und die künftigen Player angeht, und es gebe eben noch keinen echten Markt. "Die Karrierewege sind anders als in anderen Segmenten", so Kerkmann weiter. Dabei kämen viele Faktoren zusammen, die Frauen strukturell benachteiligen.

 

Berufliche Ausbildung wichtiger Faktor

 

Eine wichtige Voraussetzung, die erfolgreiche Gründer mitbringen, ist etwa die technische Ausbildung. Die liegen vor allem im Bereich der Ingenieurwissenschaften und des Maschinenbaus, in denen weibliche Absolvierende immer noch deutlich in der Unterzahl sind. Auch lässt sich feststellen, dass der Anteil von Absolventen mit Doktortitel oder Masterabschluss hoch ist, fast jeder zweite hat promoviert. Hinzu kommt die berufliche Tiefe: "Die Zuckerbergs, die in ihrer eigenen Garage mal eben was erfinden, sind in dem Bereich eher die Ausnahme", sagt Kerkmann. Im Schnitt verfügen die Gründer von Wasserstoff-Start-ups über mehr als 14 Jahre Berufserfahrung, etwa in der Energiebranche. Und die kann sich ja bekanntlich auch nicht gerade mit einem hohen Frauenanteil rühmen.

 

Frauen kommen schwerer an Kapital

 

Was den Wasserstoffbereich zudem speziell macht, ist, dass Innovationen sehr kostenintensiv sind, weil es sich oftmals um Hardware handelt. "Es reicht eben nicht, einen Laptop zu haben, mit dem man einen neuen Softwarecode entwickelt", so Kerkmann. Stattdessen erfordere es den Zugang zu physischer Infrastruktur, etwa wenn es um die Entwicklung einer neuen Elektrolysetechnologie geht. Selbst kleine Anlagen, die "eine halbe Kaffeetasse Wasserstoff" produzieren, können dabei schon richtig ins Geld gehen, machte der H2UB-Geschäftsführer klar.

 

Beim Fundraising ziehen Gründerinnen aber im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen oftmals den Kürzeren und tun sich schwer, größere Summen einzusammeln. H2UB hatte sich in seiner Analyse auf Start-ups in Nordamerika und Europa konzentriert, die mindestens 20 Mio. Dollar an Eigenkapital, Risikokapital oder Zuschüssen erhalten haben. Dabei blieben unter dem Strich gerade einmal sieben erfolgreiche Wasserstoff-Gründerinnen übrig - ihnen gegenüber stehen rund 150 männliche Gründer in diesem Bereich. Zum Vergleich: Im Bereich der Industrie- und Handelskammern insgesamt liegt der Anteil der Gründerinnen seit Jahren bei etwa 40 Prozent. "Das war natürlich auch für uns ein kleiner Schockmoment, weil wir mehr Gründerinnen in der Branche kennen. Aber vielleicht ist es gar nicht so schlecht, die Herausforderungen genau zu benennen und damit den Finger in die Wunde zu legen", sagte Geschäftsführer Kerkmann.

 

Mehr Chancengleichheit braucht viele Maßnahmen

 

Am Ende sind es viele Faktoren und Hindernisse, die dazu beitragen, dass Frauen bei Wasserstoffinnovationen unterrepräsentiert sind. Für die Schaffung von mehr Chancengleichheit brauche es deswegen auch gleich eine ganze Reihe von Maßnahmen. "Das ist noch ein langer, steiniger Weg", so Kerkmann. Aber es sei wichtig, gerade für einen schnelleren Wasserstoffmarkthochlauf, alle Potenziale zu nutzen. Die Innovationsplattform H2UB selbst unterstützt die Karrierechancen von Frauen ausdrücklich, etwa über positive Rollenbilder und aktives Mentoring durch Expertinnen. Ziel sei es, dadurch auch mehr junge Unternehmen mit und von Frauen in das eigene Netzwerk aufzunehmen.

 

Der H2UB ist eine europäische Plattform für Wasserstoffinnovationen. Über Accelerator-Programme will das Netzwerk junge Unternehmen, Investoren und die großen Player im Markt zusammenbringen. Dabei hat es bereits über 28 Teams unterstützt und rund 192 Mio. Euro an Finanzmitteln eingeworben. Die über die Studie gewonnenen Erkenntnisse sollen auch eine Grundlage für die Bewertung von Start-ups und deren Teams durch den H2UB bilden. /ml

Zurück