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Norden und Osten bei Kraftwerksstrategie nicht im Fokus

Berlin (energate) - Potenzielle Kraftwerksstandorte im Norden und Osten stehen bei den Kraftwerksplänen des Bundes aktuell nicht im Fokus. Eine Regionalisierungskomponente soll vielmehr sicherstellen, dass bei den ersten Auktionen für wasserstofffähige Gaskraftwerke vor allem Anlagen im sogenannten "netztechnischen Süden" zum Zuge kommen. Anlagen, deren Inbetriebnahme nachweislich zur Senkung der Redispatch-Kosten beitragen wird, sollen in der Auktion einen Bonus für Systemdienlichkeit erhalten. Dadurch rücken sie im Auktionsranking nach vorne, erläuterte das Bundeswirtschaftsministerium. Voraussetzung ist, dass die Anlagen einen Anschluss an das Wasserstoff-Kernnetz haben, was die Standortwahl gerade im Süden wiederum ziemlich verengt. Das Ministerium stellte diesbezüglich klar, dass auch Standorte in Nordrhein-Westfalen dem netztechnischen Süden zugeordnet werden.

 

Kraftwerksstandorte im Norden und Osten würden demzufolge hingegen erst bei dem ab 2028 geplanten allgemeinen Kapazitätsmechanismus zum Zuge kommen. Entsprechend fielen die Reaktionen der Kraftwerksbetreiber aus. Die süddeutsche EnBW AG begrüßte die Pläne des Wirtschaftsministeriums. Dass im Auktionsdesign die Systemdienlichkeit der Kraftwerke berücksichtigt werde, sei eine "gute Nachricht für den Industriestandort Süddeutschland", erklärte Vorstandschef Georg Stamatelopoulos. "Wir hatten uns mit Nachdruck dafür eingesetzt, dass die Kraftwerksstrategie wichtige Kriterien wie Redispatch-Kosten berücksichtigt", so der EnBW-Chef. Der ostdeutsche Kraftwerksbetreiber Leag forderte hingegen eine "faire Chance" für sämtliche Kraftwerksstandorte. "Für die Lausitz ist es wichtig, dass die Region ein Industriestandort bleibt." Das Unternehmen wollte sich daher mit mindestens drei Standorten an den Auktionen beteiligen (energate berichtete), droht nun aber vorerst leer auszugehen.

 

Branche fordert schnelle Klarheit

 

Noch sind die konkreten Ausschreibungskriterien allerdings nicht vollends bekannt. Hier müsse nun schnell Klarheit geschaffen werden, sind sich die Kraftwerksbetreiber und die Branchenverbände einig. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte mit der Vorlage des Bundeshaushalts für das Jahr 2025 die Eckpunkte für das neue Kraftwerkssicherheitsgesetz vorgelegt. Danach sollen zunächst 7.500 MW an sogenannten Back-up-Kraftwerken vergeben werden, die H2-ready geplant sind, auf Wasserstoff umrüsten oder direkt mit Wasserstoff betrieben werden können. Diese Auktionen werden voraussichtlich Anfang 2025 in Tranchen mit je 2.500 MW starten. Später sollen nochmals 5.000 MW an Gaskraftwerken dazukommen, die dann in den ab 2028 geplanten Kapazitätsmechanismus überführt werden. Außerdem will das Wirtschaftsministerium 500 MW an Langfristspeichern vergeben. Sie sollen in der Lage sein, Strom für mindestens 72 Stunden zu speichern. Das wären vor allem Wasserstoffspeicher oder womöglich auch neue Pumpspeicher.

 

Unternehmen fordern Investitionssicherheit

 

Die Eckpunkte für die Ausschreibung der wasserstofffähigen Kraftwerke will das Ministerium zeitnah mit der Branche konsultieren. Damit die Auktionen spätestens Anfang nächsten Jahres starten können, muss der Gesetzgebungsprozess von Bundestag und Bundesrat in der zweiten Jahreshälfte zum Abschluss gebracht werden. Auch für den neuen Kapazitätsmechanismus will das Ministerium in Kürze erste Vorschläge veröffentlichen. Im Oktober soll das Bundeskabinett die zugehörigen Eckpunkte beschließen. Die Gespräche mit der EU-Kommission zur Genehmigung des neuen Förderinstruments würden dann im ersten Halbjahr 2025 erfolgen. Der Branchenverband BDEW macht sich hingegen dafür stark, dass die Ideen zum Kapazitätsmarkt klar sein müssten, bevor die Auktionen nach dem Kraftwerkssicherheitsgesetz starten. Andernfalls hätten die Unternehmen keine Investitionssicherheit.

 

Darüber hinaus fordern die Verbände, dass auch die Kraft-Wärme-Kopplung Berücksichtigung finden muss. Diese sei ein "bewährtes und haushaltsunabhängiges Instrument" zur Sicherung von Versorgungssicherheit im Strom- und Wärmebereich, hieß es vom Stadtwerkeverband VKU. BDEW und VKU setzen sich daher dafür ein, dass die KWK-Förderung verlängert wird. Verbände und Unternehmen sind sich weiterhin einig, dass die geplante Ausschreibung von 12.500 MW Kraftwerksleistung zur Absicherung des Kohleausstiegs nicht reichen wird. Der EnBW-Konzern betont in seinem Statement, dass mindestens 20.000 MW erforderlich seien.

 

Das Bundeswirtschaftsministerium erläuterte unterdessen, dass die vorgesehenen 12.500 MW nur ein erster Schritt seien. Weitere Kapazitäten sollen durch den ab 2028 geplanten Kapazitätsmechanismus hinzukommen. In diesem sollen unter anderem Bioenergieanlagen, Laufwasserkraftwerke, Pumpspeicher, flexible Lasten, Batteriespeicher sowie weitere Back-up-Kraftwerke untereinander in den Wettbewerb treten. Dabei könnten dann auch Kraftwerksstandorte im Norden und Osten zum Zuge kommen, hieß es aus dem Wirtschaftsministerium. /cs

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