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Neue Szenarien für die Netzplanung

Köln (energate) - Die theoretische Basis für die Stromnetzplanung wird in Bezug auf den künftigen Strombedarf angepasst. Der sich derzeit in Arbeit befindliche Szenariorahmen soll auch ein Szenario zu einem geringeren Stromverbrauch beinhalten als bislang angenommen. Das kündigte Barbie Haller, Vizepräsidentin der Bundesnetzagentur, auf der ZVEI-Konferenz "Das klimaneutrale Stromnetz" in Köln an. So sehe man etwa im Gebiet des ostdeutschen Übertragungsnetzbetreibers 50 Hertz, dass die Nachfrage seit Jahren rückläufig sei. Auch wenn sich die Vorgaben der neuen Bundesregierung etwa in Bezug auf den Ausbau der Offshore-Windkraft änderten, werde die Bundesnetzagentur dies berücksichtigen. Haller geht aber davon aus, dass die grundsätzlichen Rahmenbedingungen für den Netzausbau gleich bleiben. So sehe sie beispielsweise keine Anzeichen dafür, dass die neue Regierung von den Erneuerbaren-Zielen abrücken könnte.

 

Auch die Stromnachfrage werde perspektivisch anziehen, so Haller: "Der Anstieg wird irgendwann kommen, die Frage ist nur, wann." Unter anderen 50 Hertz hatte um eine Anpassung des Szenariorahmen, auf dem der Netzentwicklungsplan fußt, gefordert. Auch die Netzbetreiber Amprion und Transnet BW sehen einen geringeren Ausbaubedarf. Allerdings liegen der Bundesnetzagentur noch nicht alle Daten vor, sagte Haller. Sie mahnte daher an, die Diskussionen auf eine datenbasierte Grundlage zu stellen. Ziel sei es, Ende April einen Vorschlag für den Szenariorahmen vorzustellen. Kay Herbst, Bereichsleiter Asset-Management bei 50 Hertz, konkretisierte, es gehe dem Unternehmen vor allem um eine zeitliche Staffelung. Haller versprach hier "mehr Klarheit, mehr Struktur in die Reihenfolge der Netzausbaupläne" zu bringen, sowohl kurz- als auch langfristig.

 

Haller dämpft Erwartungen an höhere Netzrenditen

 

Der Ruf der drei Übertragungsnetzbetreiber nach einer angepassten Netzausbauplanung begründet sich mit den hohen notwendigen Ressourcen sowohl in finanzieller als auch in personeller Hinsicht. Die Bundesnetzagentur hat hier üblicherweise die Kosten genau im Blick. Haller sieht aber auch, dass das Investitionsvolumen bei den Netzbetreibern "immens" ist, ebenso wie die mit dem Netzausbau verbundenen Anforderungen. Damit werben die Netzbetreiber bei der Bundesnetzagentur auch stets dafür, die Renditen zu erhöhen. Die Frage sei aber auch, was den Verbraucher zuzumuten sei, bekräftigte Haller. Diese Frage werde die Bundesnetzagentur beantworten, kündigte die Behörden-Vizepräsidentin an, "und wir werden sie nicht zur Freude der Netzbetreiber beantworten". Auch wenn die Kosten nicht nur von den Netznutzern, sondern auch über die Steuerzahler mitfinanziert würden, so blieben sie doch als Kostenblock vorhanden, gab sie zu bedenken.

 

Badenova muss Anzahl der Umspannwerke verdoppeln

 

Welche enorme Herausforderung der Netzausbau tatsächlich für Verteilnetzbetreiber darstellt, zeigte Eva Weikl, Geschäftsführerin der Badenova Netze, beispielhaft an ihrem Unternehmen auf. So steige die Last im Netz des Freiburger Versorgers bis 2045 voraussichtlich um den Faktor 4,8, die Einspeisung im selben Zeitraum um den Faktor 5,4. Dafür brauche es alleine bis 2040 Investitionen in Höhe von 1,2 Mrd. Euro. So sei es beispielsweise notwendig, neun neue Umspannwerke zu bauen - derzeit gibt es im Netzgebiet der Badenova acht. Damit verbunden seien Flächenkonflikte, denn jedes Umspannwerk brauche bis zu 40.000 Quadratmeter Platz. Und erst wenn die Standorte für die Umspannwerke klar seien, könne Badenova Netze den genauen Trassenverlauf der neu hinzukommenden Netze planen.

 

Ebenfalls vor Herausforderungen stellen die Unternehmen Netzanschlussanfragen großer Verbraucher. So liegt laut Weikl die heutige Spitzenleistung der Stadt Bad Krozingen im Breisgau bei 11 MW. Hier habe Badenova Netze eine Anschlussanfrage eines Gewerbes mit einer Kapazität von 10 MW erhalten. Ein ähnliches Beispiel nannte Adrian Guggisberg von ABB: In einer größeren süddeutschen Stadt mit einem Spitzenverbrauch von 1.500 MW lägen Anfragen in einer Gesamthöhe von 5.000 MW vor. /sd

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