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Neue Mittelstandsinitiative strebt nach Ökostrom-Selbstversorgung

Hannover (energate) - Eine neue Mittelstandsinitiative plant die Selbstversorgung ihrer Werke mit Ökostrom. Das neu gegründete 19-köpfige Konsortium aus der energieintensiven Industrie sucht bundesweit Flächen und energiewirtschaftliches Know-how, um in größerem Stil Wind- und Solarparks errichten und betreiben zu können. Zugleich trommelt die Allianz "EE-Industrie" für politische und regulatorische Reformen, die den Grünstrom-Eigenverbrauch im industriellen Maßstab möglich machen sollen. Den gemeinschaftlichen Ausbaubedarf taxiert das Bündnis in einer ersten Bedarfsanalyse auf 220 MW aus Windkraft und 80 MW aus PV-Anlagen.

 

Dabei kalkuliert der Firmenzusammenschluss nach eigenen Angaben mit "35 bis 40 modernen Windrädern" und einem PV-Flächenbedarf von 960.000 Quadratmetern. Damit solle ein geschätzter jährlicher Bedarf von 1.596 GWh gedeckt werden, erklärt der auf Energierecht spezialisierte Hannoveraner Fachanwalt Kai Gent von der Kanzlei Ritter Gent Collegen. Er ist einer der Initiatoren der Initiative.

 

Flächen, Projektierer und Vermarkter gesucht

 

Um diese Pläne mit Leben zu füllen, werde im ersten Schritt ein "praktikables und rechtskonformes Erzeugungskonzept" für das Konsortium erarbeitet, so der Jurist. Umsetzen soll dieses dann eine gemeinschaftliche Projektgesellschaft. Allerdings suchen die Initiatoren zugleich nach Partnern, die Flächen vermitteln, sowie solchen, die Anlagen projektieren beziehungsweise repowern und auch führen können. Außerdem sucht die Allianz auch den Schulterschluss mit Direktvermarktern und Dienstleistern für das Bilanzkreismanagement.      

 

Die Initiative sei als "Startschuss zur Selbsthilfe" für den Mittelstand gedacht und ziele zugleich darauf ab, die Ökostromerzeugung "wettbewerbskonform" zu machen, so Gent. Es gehe darum, so zur Sicherung des Standorts Deutschland beizutragen und die Dekarbonisierung des Mittelstands voranzutreiben. Mit diesem Ziel ist die Initiative auch offen für weitere Mitstreiter. So diese mindestens 10.000 MWh Strom brauchen, können sie sich dem Zubauvorhaben anschließen. Ganz unabhängig vom jeweiligen Verbrauch sind der Allianz auch Unterstützer für die politischen und regulatorischen Forderungen willkommen.

 

Gezielte Netzentgeltsenkung als Kernforderung

 

Die Gent zufolge vordringlichste politisch-regulatorische Forderung von EE-Industrie ist die Senkung der Netzentgelte für neue Wind- und Solarparks, die vom Unternehmen zur Eigenversorgung an einem oder mehreren Standorten genutzt werden. Dabei dürfe es keine räumliche Beschränkung geben. Mit Blick auf die absehbar weiter steigenden Durchleitungsgebühren - etwa vor dem Hintergrund der Kraftwerksstrategie - sei dies "essenziell", so Gent. Ferner fordert das Bündnis unter anderem, die Erzeugung im land- und forstwirtschaftlichen Umfeld steuerlich anders zu behandeln, um "überhöhte Pachtzinsen" für diese Flächen zu vermeiden. Überdies plädiert das Konsortium dafür, die Grünstromerzeugung und entsprechende Stromlieferverträge mit staatlichen Bürgschaften abzusichern. Hinter den Forderungen stehe auch der Branchenverband VEA, so Gent. Dort ist der Fachanwalt selbst engagiert.

 

Große wie kleine Konsorten aus ganz Deutschland

 

Zu den Mitstreitern zählen energieintensive Mittelständler verschiedenster Branchen, etwa der Stahlverarbeiter Neumayer aus Hausach im Schwarzwald, oder Lebensmittelhersteller wie die niedersächsische Agrarfrost und die Emsland Group. Ebenfalls zu den Konsorten der ersten Stunde zählt der Papier- und Kartonhersteller Schulte aus Trebsen in Sachsen. Mit rund 130 Mitarbeitern zählt dieses Unternehmen zu den kleineren Mitgliedern der Allianz. Ein im Gegensatz dazu großer Mittelständler im Kreise von EE-Industrie ist das rheinland-pfälzische Chemieunternehmen Renolit. Der familiengeführte Kunststoffverarbeiter aus Worms beschäftigt nach eigenen Angaben rund 4.800 Mitarbeitende und verbuchte 2022 rund 1,3 Mrd. Euro Umsatz. /pa

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