Neue Genehmigung für Nord-Süd-Trassen
Bonn (energate) - Die Bundesnetzagentur hat weitere Planfeststellungsverfahren für Teilabschnitte aller drei großen Nord-Süd-Stromtrassen abgeschlossen. Damit können die Übertragungsnetzbetreiber nun mit den Neu- oder Umbaumaßnahmen beginnen. Die Genehmigungen umfassen insgesamt 253 Leitungskilometer, die mit Ausnahme der Leitung Ultranet allesamt als Erdkabel verlegt werden. Rund die Hälfte der genehmigten Streckenlänge entfällt auf den Suedostlink.
Jeweils ein Planfeststellungsbeschluss für A-Nord und Ultranet
Die westlichste der drei Trassen, die sich aus den Projekten A-Nord und Ultranet zusammensetzt, erhält zwei neue Genehmigungen. Die eine beinhaltet einen 34 Kilometer langen Abschnitt der A-Nord zwischen der Kreisgrenze von Borken und Wesel sowie der Kreisgrenze von Wesel und Kleve (NRW). Zwar erhielt der zuständige Übertragungsnetzbetreiber Amprion nun erst den endgültigen Planfeststellungsbeschluss. Er konnte aber bereits früher mit dem Bau beginnen, weil die Bundesnetzagentur bereits Anfang des Jahres verschiedene Anträge auf vorzeitigen Baubeginn in diesem Abschnitt genehmigt hatte.
Für die Ultranet-Leitung gab es zudem für den vierten von sieben Teilabschnitten einen Planfeststellungsbeschluss. Dies gilt für den rund 57 Kilometer langen Streckenabschnitt A2 durch Hessen. Dieser beginnt in Marxheim auf dem Gebiet der Gemeinde Hofheim im Taunus und endet am Punkt Ried auf dem Gebiet der Gemeinde Biblis. Amprion soll hier bestehende Leitungen verstärken.
44 neue Leitungskilometer für Suedlink
Der genehmigte Abschnitt A3 der mittleren Trasse Suedlink verläuft auf einer Länge von 44 Kilometern durch den niedersächsischen Landkreis Stade von Wischhafen bis Kutenholz. Für diesen Teil der Strecke ist Tennet zuständig. Suedlink soll den Offshore-Windstrom von der Nordsee bis in die süddeutschen Ballungsräume am Main beziehungsweise am Neckar transportieren. Das Netzausbauvorhaben besteht aus zwei Gleichstromleitungen, die auf einem Großteil der Strecke parallel verlaufen.
Trassenverlauf der Suedostlink kompliziert
Zwei der genehmigten Abschnitte gehören zum ersten, 540 Kilometer langen Strangs der Gleichstromleitung Suedostlink. Damit liegen für fünf von neun Abschnitten eine Genehmigung vor. Die Zahl der genehmigten Kilometer steigt von 129 auf 215.
Der Trassenverlauf gestaltet sich in beiden Suedostlink-Abschnitten herausfordernd. So waren bei dem 84 Kilometer langen Abschnitt B durch Thüringen und Sachsen teilweise Umtrassierungen innerhalb eines Waldgebietes erforderlich, "um diesen sensiblen und bautechnisch aufwendigen Bereich passieren zu können", wie die Bundesnetzagentur erläuterte. Auf dem 45 Kilometer langen Abschnitt D3A, der durch Bayern verläuft, findet sich zudem die höchste Dichte an bekannten Bodendenkmälern und Denkmalvermutungsflächen im Bereich des Suedostlink.
Auch für die beiden Abschnitte der Suedostlink hatte die Bundesnetzagentur bereits vor Ende des Genehmigungsverfahrens vorgezogene Baumaßnahmen genehmigt. Auf dieser Basis hatten die Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz und Tennet nach eigenen Angaben bereits Anfang des Jahres mit einzelnen, abgrenzbaren und rückbaubaren Arbeiten begonnen. Dazu zählen zum Beispiel der Aushub von Kabelgräben, die Verlegung von Schutzrohren oder die Ausführung von Horizontalspülbohrungen.
Fortschritt auch beim Korridor B
Bewegung gibt es auch beim für 2032 geplanten Korridor B von niedersächsischen Wilhelmshaven nach Hamm in NRW. Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion hat dazu mit Hitachi Energy die Lieferung von vier Konverterstationen für die geplante 260 Kilometer lange Trasse vereinbart. Die Umspannwerke will Amprion an den Netzverknüpfungspunkten in Heide, Wilhelmshaven, Polsum und Hamm errichten lassen. Hitachi erklärte, die Lieferverträge mit Amprion mit einem Volumen von über zwei Mrd. Euro sicherten mehrere hundert neue Arbeitsplätze in Deutschland für die Projektimplementierung und -ausführung sowie in Schweden für die Herstellung von Leistungselektroniklösungen zur Unterstützung des Projekts. /sd