Netzentgelte sinken teils deutlich, Haushalte sparen
Bonn (energate) - In Gebieten mit starkem Zubau von Wind- und Solaranlagen werden die Netzentgelte im kommenden Jahr sinken. Das bestätigen nun auch aktuelle Zahlen der Bundesnetzagentur. Eine Auswertung des Netzentgeltspezialisten Enet kam bereits zu demselben Ergebnis (energate berichtete).
Der Netzagentur zufolge könnten die ab dem 1. Januar 2025 wirksamen niedrigeren Entgelte Haushalte in betroffenen Regionen um teilweise mehr als 200 Euro jährlich entlasten. Besonders Haushalte in Bundesländern wie Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein profitieren von den Senkungen.
"Jetzt sind die Lieferanten am Zug, diese Vorteile auch an die Kunden weiterzugeben", sagte Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur. Verbraucherinnen und Verbraucher könnten darauf achten, dass die Vergünstigungen auch bei ihnen ankommen.
Starke regionale Unterschiede
Wie die Netzagentur vorrechnet, spart etwa ein Haushalt im Netzgebiet von Edis in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern 100 Euro an Netzentgelten im Vergleich zum Vorjahr. Im Wemag-Gebiet in Mecklenburg-Vorpommern seien es mehr als 200 Euro und bei einem Durchschnittshaushalt im Netz der Schleswig-Holstein Netz AG etwa 150 Euro. Im Netz der Bayernwerk Netz GmbH in Bayern wären es etwa 43 Euro Entlastung. Auf ihrer Homepage hat die Behörde eine vollständige Übersicht der betroffenen Netzbetreiber veröffentlicht.
Die unterschiedlich hohen Netzentgelte in Deutschland sind seit Langem ein Zankapfel. Die Bundesnetzagentur hatte deshalb im August eine Festlegung zur Verteilung von Mehrkosten veröffentlicht, die in Verteilnetzen mit besonders viel erneuerbarer Stromerzeugung entstehen. Der Mechanismus, der zur Entlastung führt, verteilt die Mehrkosten für Netze mit besonders viel erneuerbarer Energieerzeugung fairer auf alle Stromverbraucher.
Grundlage dafür ist ein Wälzungsmechanismus. Vereinfacht gesagt, wird dabei anhand einer von der Bundesnetzagentur ermittelten Kennzahl die Summe aller Mehrkosten durch erneuerbare Energien von den Übertragungs- an die Verteilnetzbetreiber erstattet. Die Übertragungsnetzbetreiber wiederum können die dadurch entstehenden Kosten wieder auf die Netzentgelte aller Verbraucher aufschlagen (energate berichtete). Das soll die Kosten gerechter verteilen. Die Höhe des Aufschlags wollen die Übertragungsnetzbetreiber am 25. Oktober auf www.netztransparenz.de veröffentlichen.
2,4 Mrd. Euro werden gewälzt
Wie die Bundesnetzagentur schreibt, würden insgesamt 178 Netzbetreiber von dem Wälzungsmechanismus profitieren. In Summe könnten sie Kosten in Höhe von 2,4 Mrd. Euro wälzen bzw. weiterverteilen. An der Spitze steht Bayernwerk Netz mit rund 570 Mio. Euro. Dahinter folgen Edis Netz (306 Mio.), Mitteldeutsche Netzgesellschaft Strom (292 Mio.) und Schleswig-Holstein Netz (269 Mio.).
Der Bundesverband Erneuerbare Energie bezeichnete die sinkenden Netzentgelte als weiteren Schritt auf dem Weg zu einem Energiesystem, "das an den Anforderungen der Energiewende ausgerichtet ist und nicht mehr an der fossilen Vergangenheit". Ein größerer Schritt stehe jedoch noch aus: "Die Reform der Netzentgeltsystematik und damit unter anderem eine Flexibilisierung der Netzentgelte." Die Reform müsse jetzt zügig angegangen werden, so der Verband. /mh