Netze BW: Verteilnetz ist bereit für Wasserstoff
Öhringen (energate) - Der Netzbetreiber Netze BW hat im baden-württembergischen Öhringen ein Pilotprojekt für die Wasserstoffbeimischung im Erdgasnetz positiv abgeschlossen. Das Unternehmen hat dort im realen Netzbetrieb bis zu 30 Prozent Wasserstoff eingespeist. Aufwendige Anpassungen an der Infrastruktur seien dafür nicht notwendig gewesen, weder am Gasnetz selbst noch bei den Kunden an Gasthermen oder -herden, so das Fazit. Das Projekt habe demnach gezeigt, dass das Erdgasnetz bereit ist für Beimischung von Wasserstoff, teilte das Unternehmen zum Abschluss des Netzlabors "Wasserstoff-Insel Öhringen" mit.
Inselgebiet mit 30 Prozent Wasserstoffbeimischung
Im Rahmen des Projekts hatte Netze BW ein örtlich begrenztes Versorgungsgebiet vom bestehenden Erdgasnetz abgetrennt und eigenständig versorgt. Zu diesem "Inselgebiet" gehörten eine selbstgenutzte Liegenschaft des Unternehmens und 26 angrenzende Haushalte. Im Laufe des Projekts hat der Netzbetreiber seinem rund 500 Meter langen Verteilnetz schrittweise Wasserstoff beigemischt. Zum Projektstart im Dezember 2021 lag der Wasserstoffanteil bei zehn Prozent, am Ende bei 30 Prozent. Dies sei in enger Zusammenarbeit mit unter anderem der Kommune, den Endgeräteherstellern und den Schornsteinfegern geschehen, hieß es.
Wasserstoff als Teil der kommunalen Wärmeplanung
Das Projekt zeige auch, dass Wasserstoff ein Teil der Lösung zur CO2-freien Wärmeversorgung sein kann, so Netze BW. "Regenerativer Wasserstoff wird Teil der kommunalen Wärmeplanung sein", ist sich Martin Konermann, Geschäftsführer Technik der Netze BW, sicher. Seine Meinung teilen nicht alle. Zuletzt hatten mehr als 200 Umweltorganisationen vor Wasserstoff in den Wärmeplänen gewarnt. Sie hatten in einem offenen Brief die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aufgefordert, bei der kommunalen Wärmeplanung auf Wasserstoffnetzgebiete zu verzichten. Aus ihrer Sicht ist der Einsatz von Wasserstoff im Wärmemarkt nicht effizient und zudem langfristig sehr teuer.
Aber auch unter den Energieversorgern herrscht zunehmend die Meinung, dass Wasserstoff im Wärmemarkt keine große Rolle spielen wird, zumindest nicht, um Einzelheizungen zu versorgen. Wasserstoff wird demnach nicht Erdgas in den Verteilnetzen eins zu eins ersetzen. Den Einsatz für Wasserstoff sehen die Unternehmensvertreter stattdessen eher in der Kraft-Wärme-Kopplung. /ml