NEST: Opex-Ausgleich bleibt umstritten
Bonn (energate) - Die Ansichten beim Thema Opex-Anpassung gehen zwischen der Bundesnetzagentur und den Netzbetreibern noch deutlich auseinander. Das zeigte sich bei einem Expertenaustausch zum Eckpunktepapier "Netze. Effizient. Sicher. Transformiert" (NEST), das die Regulierungsbehörde im Januar zur Weiterentwicklung des Regulierungsrahmens vorgelegt hatte. Während die Netzagentur wissen will, wie es ab der fünften Regulierungsperiode weitergehen soll, die im Jahr 2029 beginnt, drängte der Branchenverband BDEW auf schnelle Verbesserungen für die Netzbetreiber noch in der laufenden vierten Regulierungsperiode.
Einigkeit gab es bei der Einschätzung, dass es sich beim jüngsten Aufwuchs der Betriebskosten vor allem um ein Problem des Stromsektors handelt. Getrieben wird die Entwicklung vom Anschluss erneuerbarer Energien und steuerbarer Verbraucher wie Wärmepumpen und Wallboxen nach Paragraf 14a EnWG. Im Vergleich zum letzten Basisjahr 2021, mit dessen Daten die Kosten und Erlöse der Netzbetreiber in der laufenden Regulierungsperiode bestimmt wurden, ist der Aufwand und sind damit auch die Betriebskosten "geradezu explodiert", wie es ein Teilnehmer der Diskussionsrunde ausdrückte.
Betriebskostenfaktor und Opex-Aufschlag
Um Abhilfe zu schaffen, schlägt der BDEW die Einführung eines Betriebskostenfaktors nach österreichischem Vorbild vor. Diesen hat die Regulierungsbehörde E-Control ab 2024 eingeführt, um einmalige Betriebskosten beim Anschluss erneuerbarer Energien abzugelten. Der Vorteil wäre, dass der Faktor nicht an die Regulierungsperiode gebunden ist und kurzfristig eingeführt werden könnte. Ist der Zenit der Entwicklung überschritten und das Problem der erhöhten Netzanschlussbegehren überwunden, könne er genauso schnell wieder abgeschafft oder auf null gesetzt werden, so die Argumentation.
Die Bundesnetzagentur hatte in ihren Eckpunkten vorgeschlagen, die Regulierungsperiode von fünf auf drei Jahre zu verkürzen. So könnten Veränderungen bei den Betriebskosten schneller berücksichtigt werden. Vertreter des BDEW lehnten das ab. Sie plädierten dafür, das eingeschwungene System beizubehalten und in diesem Punkt durch den Betriebskostenfaktor zu ergänzen. Von den Vorteilen einer auf drei Jahre verkürzten Regulierungsperiode würden die Unternehmen erstmals 2032 profitieren. Auf die Anerkennung der seit 2021 veränderten Kostenbasis müssten sie weiter bis zum Jahr 2029 warten.
Ähnlich sieht es der Kommunalverband VKU, der die Verteilnetzbetreiber vertritt und bei einer Verkürzung vor regulatorischem Mehraufwand warnt. Der Vorschlag des VKU, der beim Expertenaustausch diskutiert wurde, zielt auf eine Opex-Pauschale beim bereits bestehenden Kapitalkostenaufschlag. Diese könnte als Prozentwert bezogen auf die genehmigten Anschaffungs- und Herstellungskosten ausgestaltet werden.
Netzagentur will Diskussion um Langfristperspektive
Vertreter der Bundesnetzagentur zeigten sich gegenüber den Vorschlägen skeptisch. Einer kurzfristigen Opex-Anpassung noch in der laufenden Regulierungsperiode hatte Achim Zerres, Leiter der Energieabteilung der Bundesnetzagentur, schon im März bei einer Tagung in Köln eine Absage erteilt. Möglicherweise könnte es im Rahmen von NEST auch fehl am Platz sein, darüber zu diskutieren, so ein Einwurf beim Expertenaustausch. Wenn das Opex-Problem nur ein vorübergehendes sein sollte, getrieben von der aktuell hohen Zahl an Anschlussbegehren, dann könne auch eine kurzfristige Sonderlösung Abhilfe schaffen. Auf lange Sicht, mit Blick auf die Weiterentwicklung des Regulierungsrahmens ab der fünften Regulierungsperiode, könnte dagegen vielleicht schon gar kein Bedarf mehr für Opex-Anpassungen bestehen. /tc