N-Ergie investiert in Stromnetz und Fernwärme
Nürnberg (energate) - Energiespeicher können das Stromnetz entlasten, allerdings tun sie das nicht per se. Das machte der Vorstandssprecher der Nürnberger N-Ergie, Maik Render, im Interview mit der energate-Publikation emw klar. Speicherbetreiber orientierten sich bislang ausschließlich am Markt, so Render. "Wenn sie dadurch ein paar Cent verdienen können, speisen sie teilweise auch in Zeiten hoher Solareinspeisung Strom ins Netz ein. Das kann sogar um 12 Uhr mittags sein, wenn zu diesem Zeitpunkt der Strom minimal teurer ist als um 11 Uhr", führte Render aus. Das Problem werde sich mit der wachsenden Anzahl von Speichern im Netz sogar noch vergrößern.
N-Ergie ist in Gesprächen mit Speicherbetreibern
Render plädiert deswegen für eine netzdienlichere Fahrweise: "Uns als Netzbetreiber ist es natürlich lieber, wenn die Speicherbetreiber auch das Netz im Blick haben und an sonnigen Tagen mittags und nachmittags nicht einspeisen." Dazu sei sein Unternehmen auch mit Speicherbetreibern im Gespräch. Problematisch sei aber, dass dies für die Betreiber mit finanziellen Nachteilen verbunden sei: "Hier ist eine Anpassung der Regulatorik notwendig." Darüber hinaus versuche die N-Ergie, die Speicherbetreiber davon zu überzeugen, die Anlagen auch aus netzdienlicher Sicht günstig zu positionieren - etwa an Umspannwerken.
1,3 Mrd. Euro Investitionen ins Stromnetz
Das Stromnetz der N-Ergie ist rund 29.000 Kilometer lang und erstreckt sich von Würzburg im Norden Bayerns bis nach Ingolstadt im Süden. An etwa 1.000 Stunden im Jahr stoße das Netz derzeit schon an seine Belastungsgrenze, erklärte der Unternehmenschef. Um den steigenden Anteil an Ökostrom im Netz besser abtransportieren zu können, setzt das Nürnberger Energieunternehmen auf den Netzausbau. 1,3 Mrd. Euro sind dafür in den kommenden Jahren vorgesehen. Mit diesem Geld will der Versorger insbesondere auch die Anbindung an das Höchstspannungsnetz verbessern, mit dem Bau von Umspannwerken und 280-kV-Netzkupplern. Render kündigte dazu an: "Wir werden die Anzahl der Netzkuppler zum Tennet-Netz von drei auf sieben aufstocken."
"Wir brauchen Windenergie"
Als heikel sieht der Vorstandssprecher zudem den ungleichen Ausbau von Photovoltaik und Windenergie in Bayern an. Denn Solar- und Windenergie ergänzten sich vom Erzeugungsprofil häufig gut. In Bayern gebe es "bereits ausreichend Solar im Netz, was wir brauchen, ist Windenergie." Beim Solarausbau sei Bayern anderen Bundesländern um fünf bis sechs Jahre voraus, beim Wind hänge es ebenso lang zurück. Schon die Solaranlagen auf bayerischen Dächern produzierten so viel Strom wie anderthalb Kernkraftwerke. An einem sonnigen Sonntag mit wenig Nachfrage kann deren Erzeugung allein den Bedarf deutlich überschreiten. Daher sei es wichtig, dass die Netzbetreiber diese sowie auch größere Anlagen steuern könnten.
Verdopplung der Fernwärme bis 2040
Zweiter großer Investitionsschwerpunkt der Nürnberger ist der Ausbau der Fernwärme. Hierfür ist eine weitere Mrd. Euro vorgesehen. Derzeit werden 25 Prozent des Wärmebedarfs von Gebäuden in Nürnberg mit Fernwärme gedeckt. "Das wollen wir je nach politischen Rahmenbedingungen auf bis zu 50 Prozent ausbauen, mit Zieljahr 2040", kündigte Render an. Um für den Fernwärmeausbau gut gerüstet zu sein, hatte die N-Ergie in der Vergangenheit zwei Tiefbauunternehmen gekauft. 2017 erwarb es den Tiefbauer Langguth, in diesem Jahr kam noch die SEG Rohrbau hinzu.
Fernwärme sei in einem dicht besiedelten Gebiet wie Nürnberg die beste Möglichkeit, die Wärme grün zu machen, argumentierte der N-Ergie-Chef. Dafür plane sein Unternehmen unter anderem mit einer Großwärmepumpe in einem Klärwerk sowie mit einer Altholz-KWK-Anlage. Auch Geothermie sei ein Thema. Die erste Aufsuchungserlaubnis hat die N-Ergie bereits in der Tasche und eine Überfliegung beendet, nun soll die geologische Auswertung folgen. "Auf dieser Basis werden wir voraussichtlich im Herbst entscheiden, wo wir eine Probebohrung machen", so Render. Weitere Optionen könnten synthetische Brennstoffe oder Wasserstoff sein. /sd /ml
Das vollständige Interview mit Maik Render lesen Sie in der aktuellen emw, die Teil des energate-Clubs ist. Darin lesen Sie auch, wie sich das Unternehmen IT-technisch aufstellt und ob es sich bei der Ausschreibung für wasserstofffähige Kraftwerke beteiligen will.