Müller offen für Erzeuger-Netzentgelte
Berlin (energate) - Der Präsident der Bundesnetzagentur hat die Frage in den Raum gestellt, ob sich Stromerzeuger künftig an der Finanzierung des Stromnetzes beteiligen müssen. Bei dem BDEW-Kongress "Treffpunkt Netze" sagte Klaus Müller: "Über diese Frage müssen wir diskutieren." Es gebe gute Gründe für die bisherige Regelung, auf Einspeiseentgelte zu verzichten, es gebe aber auch gute Gründe, dies zu ändern.
"Ab dem Ausbau der Erneuerbaren, wie wir ihn heute haben, ist die Frage absolut legitim, ob es nicht auch da einen solidarischen Beitrag zur Nutzung des Netzes geben sollte", befand Müller. Es mache auch einen Unterschied, wo im Land Erneuerbaren-Anlagen gebaut würden. Um die Netzkosten so gering wie möglich zu halten, sei es sinnvoll, ein Steuerungsinstrument auf den Weg zu bringen. Auch regional differenzierte Baukostenzuschüsse seien eine Möglichkeit, Lokalisierungssignale zu setzen. Dazu wolle sich die Bundesnetzagentur noch in diesem Jahr äußern.
Müller warb zudem für mehr Standardisierung, die es für die Digitalisierung brauche. "Digitalisierung einerseits, um die Netze weiterhin sicher und effizient betreiben zu können, andererseits, um den reibungslosen Austausch mit Hunderten, mit Tausenden, mit Zehntausenden Akteuren überhaupt abwickeln zu können", führte Müller aus. Damit dieses zukünftige Energiesystem funktionieren könne, seien Standardisierungen "zwingend erforderlich".
"Legislatives Micromanagement"
Beim Thema Standardisierung pflichtete Thomas König, Vorstandsmitglied bei Eon, dem Bundesnetzagenturchef bei. Da habe die Branche "ihre Hausaufgaben zu machen". Die Branche beschwerte sich gleichzeitig aber auch über "Überregulierung". Andrees Gentzsch, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Verbands BDEW, sagte, Prozesse würden immer komplexer und die Branche müsse immer kurzfristiger auf Änderungen reagieren. Gleichzeitig gebe es aber ein "legislatives Micromanagement". Dieses richte mehr Schaden an, als es nütze. Es brauche seitens der Politik eine "Fokussierung auf das Wesentliche". Auch Gabriele Eggers, Geschäftsführerin der Hamburger Energienetze, sagte, es brauche Pragmatismus und es sei wichtig, nicht zu viele Details gesetzlich regeln zu wollen.
Dass für die Energiewende auch qualifizierte Mitarbeiter notwendig seien, betonten mehrere Branchenvertreter. Der Fachkräftemangel stelle eine große Herausforderung dar. König wies aber auch auf Probleme bei den Behörden hin: "Statten Sie die Behörden endlich mit ausreichend qualifiziertem Personal aus!", sagte er. Die Behördenchefs sollten zudem den Mitarbeitern den Rücken stärken, denn diese würden mit Klagen überzogen.
Geschwindigkeit der Energiewende
Auch die Geschwindigkeit der Energiewende war prominentes Thema auf der Bühne. Eggers sagte, die nächsten Jahre seien der "Lackmustest der Energiewende". Sie wolle das Ziel, 2045 klimaneutral zu sein, nicht infrage stellen, es werde in den kommenden Jahren aber an vielen Ecken "knirschen und knatschen". Eine Vereinfachung bei den Regeln sei zwingend erforderlich, um das Ziel zu erreichen.
Erik Landeck, Vorsitzender der Geschäftsführung von Stromnetz Berlin, warnte: "Wir müssen gucken, dass wir die Geschwindigkeit, gerade die Anfangsgeschwindigkeit, richtig halten." Es ergebe wenig Sinn, dass alle Netzbetreiber gleichzeitig Transformatoren bestellten, die Preise explodierten und die Unternehmen für Jahrzehnte mit diesen hohen Preisen arbeiten müssten. "Wenn man das ein wenig entzerren würde, würde immer noch das gleiche Ziel erreicht werden, aber zu ganz anderen Kosten", so Landeck. Es sei wichtig, der Industrie zu zeigen, dass sie zu bezahlbaren Strompreisen in Deutschland produzieren könne, ergänzte Kathrin Ballerstein, Direktorin für Energiesystemplanung bei Tennet. /kij