Meyer Burger: Sparkurs mit Entlassungen und neuer Führung
Thun/Thalheim - Die angekündigte Restrukturierung beim schweizerischen Solarmodulhersteller Meyer Burger geht mit Stellenstreichungen und einem umfangreichen Umbau im Management einher. Nicht nur CEO Gunther Erfurt verlässt das Unternehmen. In den kommenden 15 Monaten sollen vor allem in Europa voraussichtlich 200 der gegenwärtig konzernweit 1.050 Stellen gestrichen werden, gab das wirtschaftlich schwer angeschlagene Unternehmen per Pflichtmitteilung bekannt. Diese Maßnahme trifft somit auch die Deutschland-Standorte der Schweizer in Sachsen. Dies sind in erster Linie die Zellfertigung in Thalheim und Technologiecenter in Hohenstein-Ernstthal. Beide Standorte sollen allerdings erhalten bleiben, betonte Meyer Burger.
Um die Rückkehr in die Profitabilität bis 2026 zu schaffen, prüft das Management überdies "Technologien und Equipment", sprich Patente und Inventar aus dem Werk in Thalheim an andere Hersteller ebenso wie "weitere Vermögensgegenstände" zu verkaufen. Zudem hofft Meyer Burger darauf, im operativen Geschäft auch Modulbestände abverkaufen zu können, um die "Liquidität zu stützen". Gleichwohl erwartet Meyer Burger all dieser Maßnahmen zum Trotz eine verbleibende Finanzlücke. Wie diese geschlossen werden kann, sei Gegenstand laufender Analysen. In der Krise hatte Meyer Burger bereits eine Modulfertigung im sächsischen Freiberg geschlossen. Der PV-Anlagenanbieter 1Komma5 hatte ernsthaftes Interesse an dem Werk gezeigt.
Verluste in dreistelliger Millionenhöhe
Wie groß besagte Finanzlücke gegenwärtig ist, blieb zunächst offen. Die Veröffentlichung der jüngsten Bilanz zur ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres steht noch aus. Meyer Burger hatte den Termin dazu vor etwas mehr als vier Wochen zunächst auf den 16. September verschoben, dies aber nicht eingehalten. Zur Begründung nannten die Verantwortlichen Verhandlungen über eine Finanzierung und den Einstieg eines "namhaften Technologiepartners" in eine strategische Partnerschaft. Aktuell ist die Veröffentlichung der Bilanz auf den 30. September anberaumt. Allerdings schreibt Meyer Burger seit Längerem tiefrote Zahlen. Das Geschäftsjahr 2023 hatten die Schweizer mit umgerechnet 310 Mio. Euro (292 Mio. Schweizer Franken) Nettoverlust beschlossen.
Personalbeben in der Chefetage: CEO und CFO gehen
Teil der Restrukturierung ist auch ein Umbau sowie eine Verkleinerung der Führungsebene. Gunther Erfurt ist ab sofort nicht mehr CEO von Meyer Burger. Ihn hat der Verwaltungsratspräsident Franz Richter abgelöst. Dies ist allerdings als Übergangslösung gedacht. Richter verfüge über langjährige Erfahrung bei der Restrukturierung von Industrieunternehmen, hieß es dazu. Zudem verlässt auch der Finanzvorstand Markus Nikles das Unternehmen per Ende September. Um Finanzen und Controlling kümmern sich fortan zwei Personen, die allerdings beide nicht in das Management aufrücken: Ralf Hermkens für das US-Geschäft und Frank Zimmermann für Europa.
Das Führungsgremium besteht indes bis auf Weiteres aus drei Mitgliedern. Dies sind neben Richter Daniel Menzel und Katja Tavernaro. Mit dieser Besetzung will das Unternehmen auch längerfristig in die Zukunft gehen, wie es auf Anfrage von energate bestätigt. "Derzeit ist das Unternehmen mit der aktuellen Mannschaft gut aufgestellt", so Meyer Burger. Menzel ist Chief Operating Officer (COO) und trägt die Verantwortung für den Verkauf. Tavernaro ist Chief Sustainability Officer (CSO) und verantwortet "die juristischen und personalbezogenen Aspekte der Restrukturierung", hieß es. /pa