Maxsolar will zum Netzausbau beitragen
Traunstein (energate) - Der Projektierer Maxsolar würde sich gerne selbst am Netzausbau beteiligen. Das sagte Geschäftsführer Christoph Strasser im Gespräch mit energate. Er stellte die Frage, warum das Monopol der Netzbetreiber in Deutschland auf der Nieder- und Mittelspannungsebene langfristig Bestand haben sollte. "Auf der lokalen Ebene könnten die professionellen Projektentwickler wesentlich schneller den Netzausbau in Deutschland vorantreiben", sagte Strasser. Er machte dies an einem Beispiel deutlich: "Wir errichten Umspannwerke innerhalb von 24 Monaten. Der Netzbetreiber braucht meist mehr als 48 Monate, wenn nicht mehr." Der privatwirtschaftliche Netzausbau sei "ein riesiger Hebel".
Strasser sieht sein Unternehmen durchaus in der Lage, sich am Netzausbau zu beteiligen: "Wir sind schon jetzt Infrastrukturbetreiber und bauen Arealnetze, das ist kein Problem." Maxsolar habe bislang Stromkabel mit einer Länge von insgesamt 1.800 Kilometern verbaut. Ein Solarpark mit 80 MW komme auf bis zu 14 Kilometer Leitungslänge, verdeutlichte Strasser. Zudem errichtet das Unternehmen an seinen Solarparks auch eigenständig Umspannwerke. Theoretisch könnte es dafür auch den Netzbetreiber beauftragen. "Aber dann sind die Planungs- und Umsetzungszeiträume viel zu lang", so Strasser. Sein Unternehmen plane und ordere die Umspannwerke schon lange im Voraus. Das Bottleneck bei der Projektierung sei derzeit der Netzanschluss. Hier plädiert Strasser für eine Überbauung, unterstützt also die Forderung des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE) nach geteilten Netzanschlüssen.
"Haben noch nie einen Zuschlag nicht bekommen"
Auch an anderer Stelle sieht Strasser sein Unternehmen gut aufgestellt. Im Hinblick auf die Solarausschreibungen sagte er: "Wir haben noch nie einen Zuschlag nicht bekommen, aber wir würden auch ohne Zuschlag bauen." Sein Unternehmen arbeite sehr kostenoptimiert. Strasser unterstrich, dass durch die geplante Anhebung der Maximalgröße bei den Solarausschreibungen künftig viele PPA-Flächen zu EEG-Flächen werden. Denn bei den Ausschreibungen sei die Finanzierung für die Projektierer einfacher: "Die finanzierenden Banken tun sich im Moment mit einem EEG-Zuschlag noch leichter als mit einem reinen PPA".
Maxsolar projektiert vor allem Solaranlagen. Mehr und mehr nimmt das Unternehmen aber auch Wind ins Visier. Hybridprojekte seien auf dem Vormarsch und absolut sinnvoll, befand Strasser. Häufig würden Solarparks um Windkraftanlagen ergänzt oder umgekehrt. "Es ergeben sich Synergieeffekte, die Abregelung hält sich in Grenzen und die Netzanschlusspunkte können besser genutzt werden", führte der Geschäftsführer aus. Aktuell durchlaufe ein Hybridprojekt in Unterfranken von Maxsolar in Kooperation mit dem Bayernwerk die Genehmigung, das aus drei Windkraftanlagen à 7 MW sowie 30 MW Solar bestehen soll. Seine erste Freiflächenanlage mit einem Speicher von 7 MW im Rahmen der Innovationsausschreibung hat das Unternehmen bereits 2021 realisiert und Anfang 2022 in Betrieb genommen. Aufgrund der sonst drohenden Redispatch-Maßnahmen durch die Netzbetreiber sowie negativer Strompreise werde diese Kopplung voraussichtlich künftig zur Normalität werden, erklärte Strasser: "Ich gehe davon aus, dass wir im nächsten Jahr keine Anlage mehr ohne Speicher bauen werden".
Ziel: Zubau von 500 MW pro Jahr
Das Geschäftsmodell von Maxsolar beruht auf drei Standbeinen. Erstens baut das Unternehmen Erneuerbaren-Parks auf eigene Rechnung und betreibt diese anschließend selbst als sogenannter Independent Power Producer (IPP). Dieses Geschäftsfeld ist mit drei Jahren noch relativ jung, bislang betreibt Maxsolar 200 MW in Eigenregie. Im laufenden Jahr sollen 300 MW hinzukommen. Ab 2025 will das Unternehmen dann kontinuierlich jedes Jahr 500 MW auf eigene Rechnung an Leistung hinzubauen. "Wir haben eine Projektpipeline von 7,5 GW in Deutschland, davon 1,5 GW in verschiedenen Genehmigungsstadien", sagte Strasser.
Zweitens ist Maxsolar Freiflächenentwickler von Solarparks für Dritte, die an die Hoch- und Mittelspannungsebene angeschlossen werden. Das dritte Standbein ist seit Februar in der Tochter Energy Partners gebündelt. Sie bietet Aufdachanlagen für Gewerbe- und Industriekunden sowie dazugehörige Energielösungen an, also Ladeinfrastruktur und Speicher.
Fernwärmepilot aus Solarpark und Wärmepumpen
Darüber hinaus hat das Unternehmen im oberfränkischen Bundorf einen Fernwärmepiloten gestartet. Der 125-MW-Solarpark des Unternehmens produziert unter anderen Strom für große Industriewärmepumpen, die Wasser auf 85 Grad erhitzen. Dafür werde Strom in rauen Mengen verheizt, so Strasser. Dadurch könnten 40 Haushalte zu 90 Prozent des Jahres emissionsfrei heizen. /sd