Leag-Chef rechnet zeitnah mit erster Kraftwerksauktion
Essen/Cottbus (energate) - Noch vor dem Sommer könnte die erste Auktion im Rahmen der neuen Kraftwerksstrategie stattfinden. Darauf hofft Thorsten Kramer, Vorstandsvorsitzender des Energiekonzerns Leag. "Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren", sagte Kramer im Interview mit energate. Daher sei er zuversichtlich, dass die erste Kraftwerksauktion noch vor der parlamentarischen Sommerpause, also spätestens im Juli über die Bühne gehe. Bis 2030 sollen wasserstofffähige Gaskraftwerke mit einer Kapazität von 10.000 MW in Betrieb sein. "Da ist Druck auf dem Kessel", betonte Kramer. Deutschland habe mit dem Bau der LNG-Terminals aber bewiesen, dass es in der Lage sei, notwendige Energieinfrastruktur in kurzer Zeit zu errichten.
Leag hat die Kraftwerkspläne in der Schublade
Die Leag selbst hat nach den Worten Kramers an allen vier bisherigen Kraftwerksstandorten Pläne für wasserstofffähige Kraftwerke in der Schublade. Diese belaufen sich auf eine Erzeugungskapazität von 3.500 MW. "Mindestens 2.500 MW" will die Leag im Zuge der ersten Kraftwerksauktionen bis 2030 realisieren. Einen Vorrang für süddeutsche Kraftwerke befürchtet der Leag-Chef nicht. "Wir gehen davon aus, ein wesentliches Stück vom Kuchen abzubekommen", betonte er. Das geplante Kraftwerksvolumen von 10.000 MW entspreche je nach Kraftwerksgröße mindestens 16 bis 20 neuen Blöcken. Davon werde ein Teil im Süden, aber nennenswerte Teile mit Sicherheit auch im Westen und Osten entstehen, zeigte sich Kramer zuversichtlich.
Optimistisch blickt der Leag-Chef auch auf den eigenen Konzernumbau. Bis 2030 will die Leag parallel zum Einstieg in die Erzeugung mit wasserstofffähigen Kraftwerken ein grünes Erzeugungsportfolio von mindestens 7.000 MW aufbauen. Trotz weiterhin langer Genehmigungsverfahren und Lieferengpässen komme sein Unternehmen damit gut voran. "Über 300 MW Kapazität aus Wind- und Solarprojekten befinden sich allein 2024 in der Bauphase", führte Kramer aus. So gab das Unternehmen jüngst den Baustart eines 100-MW-Windparks in Brandenburg bekannt (energate berichtete). Die Leag verfügt über 33.000 Hektar eigene Flächen, dazu kauft das Unternehmen derzeit weitere Flächen auf. Um die Versorgung mit Solarkomponenten zu sichern, arbeitet die Leag laut Kramer weiterhin an der Beteiligung an einer ortsnahen Modulproduktion.
Kohleausstieg 2030 bleibt unrealistisch
Trotz des voranschreitenden Konzernumbaus rechnet Kramer nicht mit einem vorgezogenen Kohleausstieg in Ostdeutschland. "Ich gehe davon aus, dass wir 2030 noch nicht so weit sind, dass sämtliche Kohlekraftwerke abgeschaltet werden können", sagte er. Bis 2030 werden zwar mehrere große Kohleblöcke an den Leag-Standorten Jänschwalde und Boxberg vom Netz gehen. "Wir stellen uns aber weiterhin darauf ein, dass unsere letzten Anlagen am Standort Schwarze Pumpe und in Boxberg noch bis 2038 laufen werden", sagte Kramer im Interview mit energate. /cs