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Kraftwerksumrüstungen finden wenig Anklang

Essen (energate) - Die Energiebranche verliert bei der Kraftwerksstrategie (KWS) allmählich die Geduld. "Wir würden uns freuen, wenn das BMWK endlich die Konsultation zur KWS veröffentlichen würde", hieß es etwa von Uniper. Auch andere Marktteilnehmer - allen voran Kraftwerksbetreiber - warten gespannt auf die Details. Zurückhaltung üben sie bezüglich der Ausschreibung zur Umrüstung bestehender Gaskraftwerke, wie eine energate-Umfrage ergab. 

 

Anfang Juli hatte das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) neue Eckpunkte zur Kraftwerksstrategie vorgelegt, die alsbald in ein neues Kraftwerkssicherheitsgesetz münden sollen. Danach will der Bund insgesamt 12.500 MW an Kraftwerkskapazitäten ausschreiben. 5.000 MW entfallen jeweils auf wasserstofffähige und vorerst weiter erdgasbetriebene Kraftwerke. 2.000 MW sind für die Umrüstung bestehender Gaskraftwerke auf Wasserstoff vorgesehen und weitere 500 MW für sogenannte Sprinterkraftwerke, die sofort mit Wasserstoff betrieben werden können.

 

Diese sogenannte zentrale Kraftwerksauktion (KKM-Z) ist jedoch nur die erste Stufe im zweistufigen kombinierten Kapazitätsmarkt (KKM), der vom sogenannten Optionenpapier vorgeschlagen wird. Von den Kraftwerken, die einen Zuschlag - und damit entsprechende Förderung - in der zentralen Kraftwerksauktion erhalten, erhält der Staat beziehungsweise eine staatliche Instanz Zertifikate. Solche und ähnliche Zertifikate müssen Bilanzkreisverantwortliche und Lieferanten in der zweiten Stufe, dem dezentralen Kapazitätsmarkt (KKM-D), erwerben.

 

Umrüstungsoption stößt auf verhaltenes Echo

 

Fraglich ist insbesondere, ob die Umrüstung bestehender Gaskraftwerke auf Wasserstoff für die Betreiber attraktiv ist. Während im Vorfeld zahlreiche Marktteilnehmer Interesse an den Ausschreibungen für wasserstofffähige Kraftwerke bekundet hatten - unter anderem RWE, Leag, Enervie und Trianel - zeigen sich die Unternehmen auf energate-Anfrage in Bezug auf die Umrüstung bestehender Kraftwerke verhalten.

 

So steht der ostdeutsche Kraftwerksbetreiber Leag der Umrüstung skeptisch gegenüber. "Sie bringt keine zusätzliche Versorgungssicherheit und nur geringe Emissionsminderungen, da nur Gas durch Wasserstoff ersetzt wird", hieß es vom Unternehmen. Die vollständige Umrüstung von Gaskraftwerken auf Wasserstoff ist ohnehin noch Zukunftsmusik. Technisch machbar ist das zwar, wie ein entsprechender Forschungspilot in Frankreich zeigt. Dafür sind aber massive Umbauten erforderlich, die mit entsprechenden Kosten verbunden sind.

 

Erfahrungen mit Teilumrüstungen

 

Mit Teilumrüstungen haben hingegen auch deutsche Unternehmen schon erste Erfahrungen gesammelt. Dabei modifizieren die Kraftwerksbetreiber ihre Anlagen so, dass diese - nach kleinen Modifikationen - in kleineren Mengen Wasserstoff als Brennstoff mitnutzen können. Bei den dabei angeführten Prozentangaben handelt es sich jeweils um Volumenprozent - der Anteil des Brennwertes liegt aufgrund der geringen Dichte von Wasserstoff deutlich darunter.

 

So hat die Nürnberger N-Ergie ihre beiden Gasturbinen in Sandreuth so umgestellt, dass eine 15- bis 20-prozentige Wasserstoffbeimischung möglich wäre. Diese könne aber erst erfolgen, wenn der Wasserstoff am Standort in ausreichender Menge und wirtschaftlich zur Verfügung steht. Die Beimischquote lässt sich laut Turbinenherstellern in den nächsten Jahren im Zuge anstehender Revisionen durch weitere Modifikationen auf bis zu 60 bis 70 Prozent steigern, erläuterte eine Sprecherin gegenüber energate.

 

Eine Gasturbine mit 100-prozentiger Wasserstofffähigkeit gebe es aktuell nicht. Anders verhalte es sich aber bei der modernen Generation an Gasmotorenkraftwerken, die künftig bei der N-Ergie zum Einsatz kommen werden. Die können laut Hersteller mit bis zu 100 Prozent mit Wasserstoff betrieben werden. Auch das Gas- und Dampfturbinenkraftwerk der Steag im nordrhein-westfälischen Herne ist technisch heute schon in der Lage, 15 bis 20 Prozent Wasserstoff anteilig zu verfeuern.

 

Umrüstung von Kohle auf H2-ready-Gaskraftwerke

 

Die EnBW AG bereitet unterdessen einen doppelten Fuel-Switch vor. Sie rüstet derzeit ihre drei Kraftwerksstandorte in Altbach/Deizisau, Heilbronn und Stuttgart-Münster von Kohle auf Erdgas um. Bis Ende 2026 sollen die Baumaßnahmen an diesen Standorten abgeschlossen sein. Die Kraftwerke sind H2-ready ausgelegt. /sd

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