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Influencer für die Wärmepumpe

Essen (energate) - Vaillant Deutschland hat auch dank der Debatte um das Gebäudeenergiegesetz 2023 einen Rekordumsatz eingefahren. "Wir haben die Welle mitgenommen, das hat unsere Werke gefordert", sagte Tillmann von Schroeter, Geschäftsführer von Vaillant Deutschland auf einer Pressekonferenz im Rahmen der Fachmesse SHK+E in Essen. Konkrete Bilanzzahlen stellt das Unternehmen erst im Mai vor, aber soviel ist schon klar: Der Wärmepumpenabsatz hat sich verdoppelt und auch die Gasbrennwertheizung legte etwa um 40 Prozent zu.  

 

Die vom Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie vorgelegten Zahlen für den Gesamtmarkt sahen ähnlich aus. In der ersten Jahreshälfte verzeichneten die Hersteller einen anhaltenden Nachfrageboom bei Wärmepumpen - auch aus Furcht vor einer Gasmangellage. In der zweiten Jahreshälfte 2023 sorgte die Debatte um die Novelle des GEG und die künftige Förderkulisse für einen Boom bei Gas- und Ölheizungen. Für die Budgetplanung war dies durchaus eine Herausforderung, berichtete Vaillant-Geschäftsführer von Schroeter. Wenn Werke beide Produktionslinien, Gasheizung und Wärmepumpe an einem Standort fahren, lässt sich auf die großen Nachfrageschwankungen reagieren. Aber auch das gehört zur Wahrheit: 2024 wird sich das Rekordjahr, das nicht einmal an das Ergebnis anlässlich der deutschen Wiedervereinigung herankommt, so nicht wiederholen. Der Geschäftsführer geht von einem Minus von etwa 25 Prozent aus.

 

Marketing und Schulungen für die Wärmepumpe

 

Zunächst heißt es aber weiterhin: Kundenaufträge abarbeiten und Vorurteile gegenüber der Wärmepumpe abbauen. Vaillant Deutschland hat im Vorjahr nach eigenen Angaben 20 Prozent mehr Heizungspartner gewonnen, die ihre Wärmepumpen einbauen können. Auch in Schulungen investiert das Unternehmen mit Sitz in Remscheid (NRW): 40.000 Trainingseinheiten fanden 2023 statt, die Hälfte davon digital. Webinare und Erklärvideos informieren über die Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes und die Möglichkeit von Hybridsystemen. Vaillant setze inzwischen auch auf Influencer, um gegen das schlechte Image der Wärmepumpe anzukämpfen, erläuterte Vertriebsleiter Patrick Stolte in Essen. Spots in Radio und Fernsehen reichten nicht mehr aus. Praxisbeispiele ein Jahr nach dem Einbau sollen zeigen, dass die Wärmepumpe auch im Bestand funktioniert.

 

Bisher war Vaillant eher im Einfamilienhaus-Segment stark vertreten. Mit Container-Lösungen mit bis zu sechs zuschaltbaren Wärmepumpen bis 65 kW, die für 6 bis 30 Wohneinheiten ausreichen, soll "Geschwindigkeit" bei größeren Immobilien hereinkommen - vorausgesetzt Platz und Stromnetzanschluss geben es her. Auch Filialisten wie Lebensmittelketten oder Fitnessstudios sind neue Zielgruppen.

 

Wasserstoffkits für die Gasheizung

 

Auf die Wärmepumpe allein will sich der Hersteller aber nicht verlassen. "Wir sind das Land mit den höchsten Strompreisen. Der Staat verdient das Fünffache am Strom im Vergleich zum Gas, das macht es herausfordernd", sagte Geschäftsführer von Schroeter. Die kommunale Wärmeplanung werde in den kommenden Jahren zeigen, wo Fernwärmenetze dominieren und wo Erdgasnetze dank Biomethan oder Wasserstoffnetze eine Chance haben. Von Schroeter zeigte sich überzeugt, dass Biomethan-Lieferungen aus der Ukraine nach Süddeutschland, beispielsweise im Stuttgarter Raum Gasnetze am Leben erhalten könnten. Im Norden dagegen mit starken Windüberschüssen werde jede Wärmepumpe gebraucht.

 

Trotz der Skepsis des Bundeswirtschaftsministeriums und inzwischen auch in den Reihen der Gasnetzbetreiber zur Ausweisung von Wasserstoffnetzgebieten für die Wärmeversorgung hat Vaillant auch dafür vorgesorgt. Serienmäßig vertragen die Gasbrennwertgeräte inzwischen 20 Prozent Wasserstoff. Ein Kit für die Umstellung auf 100 Prozent ist bei Bedarf lieferbar. Die noch hohen Kosten dafür würden je nachdem, welche Stückzahlen gefragt werden, sinken. "Dahinter steht Aufwand, aber es ist machbar", so der Geschäftsführer. Er zeigte sich zuversichtlich, dass wenn in Regionen Verteilnetze umgewidmet werden, ein Tempo ähnlich wie bei der Umstellung von L- auf H-Gas erreichbar wäre. /mt

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