Hochwasser stresst Stromversorger
Augsburg/Regensburg (energate) - Aufgrund des Hochwassers am ersten Juniwochenende kam es in Teilen Bayerns zu massiven Beeinträchtigungen der Stromversorgung. Zwar habe es keine flächigen Stromausfälle gegeben, berichtete ein Sprecher der LEW-Tochter LVN, der schwäbischen Netzbetreiberin gegenüber energate. Es seien aber zwischenzeitlich zwischen 20 und 30 Ortschaften vom Strom getrennt gewesen. Aufgrund massiver Überflutungen seien Ortsnetzstationen ausgefallen oder die LVN habe diese vorsorglich abgestellt.
Aber nicht nur Netzbetreiber haben mit den Auswirkungen des Hochwassers zu kämpfen. Der Konzern Uniper fürchtete am Montag in Ingolstadt um den sicheren Betrieb des Kraftwerks Irsching. Da der Damm des Donau-Zuflusses Paar westlich des Standorts zu brechen drohe, würden vorbereitende Maßnahmen getroffen, um die Anlage im Bedarfsfall abzuschalten, erklärte der Konzern gegenüber der Nachrichtenagentur "Reuters".
Tausende von Haushalten betroffen
Im Gebiet der Bayernwerk Netz hatten Sonntagmittag bis zu 7.500 Haushalte keinen Strom. Der regionale Schwerpunkt der Versorgungsunterbrechungen des Unternehmens liegt im Bereich Oberbayern, vor allem im Landkreis Pfaffenhofen. Am 2. Juni nahm das Unternehmen sein Umspannwerk Reichertshofen aus Sicherheitsgründen vom Netz, da dieses überflutet war. Ein Mitarbeitender von Bayernwerk Netz verletzte sich bei den Sicherungsmaßnahmen lebensgefährlich, er befindet sich zurzeit noch in medizinischer Behandlung.
Gar keine Beeinträchtigungen gab es im Netzgebiet des Regionalversorgers N-Ergie mit Sitz in Nürnberg. Inwieweit der vierte große Verteilnetzbetreiber, die Netze BW, vom Hochwasser betroffen ist, ist unklar. Das Unternehmen gab bis zum Redaktionsschluss noch keine Rückmeldung. Laut dem Hochwasserportal ist aber Baden-Württemberg weniger schlimm von den Überflutungen betroffen als Bayern.
Lage entspannt sich
Einige Orte im Netzgebiet der LVN sind aktuell weiter von Überflutungen betroffen, insbesondere entlang der Donau, in den Landkreisen Günzburg, Dillingen und Augsburg. Hier gebe es weiterhin Stromausfälle im Mittelspannungsnetz. Weiter südlich hat der Netzbetreiber nach Angaben seines Sprechers die Mittelspannung jedoch wiederhergestellt. Einzelne Straßenzüge und Häuser würden aber noch nicht wieder mit Strom versorgt. Die Wiederherstellung der Niederspannung müsse vor Ort geschehen, teils in Zusammenarbeit mit Hauselektrikern. Am 3. Juni haben 150 Einsatzkräfte der LVN an der Wiederherstellung der Stromversorgung gearbeitet.
Die Störungen im Netzbetrieb von Bayernwerk sind ebenfalls rückläufig. Aus dem überfluteten Umspannwerk ziehe sich das Wasser langsam zurück. Allerdings ist es wohl nachhaltig beschädigt. Bayernwerk Netz plant, nach dem Rückgang des Wassers zügig ein Provisorium zu errichten und stellt sich auf einen Neubau ein. Durch die Abschaltung des Umspannwerks Reichertshofen war nahezu der ganze Ort von der Stromversorgung abgeschnitten. Über dann folgende Schaltmaßnahmen in der Mittel- und Niederspannung wurden nach und nach die Straßenzüge wieder zugeschaltet, die nicht unter Wasser standen. Ebenfalls ohne Stromversorgung sind derzeit aber auch noch zahlreiche Häuser außerhalb der Hochwasserzone in der Ortsmitte, die in betroffenen Schaltkreisen liegen. Diese Haushalte müssten sich noch auf längere Ausfallzeiten einrichten.
Wasserkraftwerke produzieren kaum Strom
Weitgehend glimpflich davongekommen sind dank der örtlichen Schutzmaßnahmen die Stadtwerke aus Ulm und Regensburg. Die Stadtwerke Ulm schalteten allerdings ein Blockheizkraftwerk vorsorglich ab, weil durch das Dach Wasser eintrat. Der Landkreis Neu-Ulm sei zwar stark betroffen, berichtete eine Sprecherin. Versorgungsausfälle habe es aber nicht gegeben. Probleme ergäben sich eher an sonst kleineren Bächen als an der Donau. Aufgrund der hohen Niederschläge sei aber die Stromerzeugung in den Wasserkraftwerken weitgehend heruntergefahren worden. Zum einen mussten die Stadtwerke gemäß den Vorgaben des Wasserwirtschaftsverbandes die Schleusen öffnen. Zum anderen behinderte auch Treibgut die Produktion. In der Schweiz brach die Stromproduktion aufgrund des Hochwassers ebenfalls ein, Österreich war nicht vom Hochwasser betroffen.
Auch bei den Stadtwerken Regensburg gab es keine Abschaltungen. Besonderes Augenmerk legen die beiden Kommunalversorger auf die Wasserversorgung. Diese werde genau beobachtet, so ein Sprecher der Regensburger Rewag. Die Stadtwerke Ulm stellten die Trinkwasserversorgung vorsorglich um, sodass die Kunden nun durch das Land versorgt werden.
Überschwemmungen häufen sich
In den letzten Jahren häufen sich Extremwettersituationen aufgrund des Klimawandels. Dazu gehören auch Überschwemmungen, wie zuletzt im Januar dieses Jahres in Norddeutschland oder 2021 im Ahrtal und der Eifel. /sd