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Hilfe für heimische Elektrolyseprojekte aus H2-Global?

Berlin (energate) - Die Wasserstoffbeauftragten der SPD und CDU zeigen sich offen für eine teilweise Umwidmung der H2-Global-Milliarden zugunsten der deutschen Wasserstoffproduktion. Grund dafür ist der Absturz der THG-Quoten auf aktuell nur noch 65 Euro, was den Unternehmen das Geschäftsmodell zerschießt. "Das ist ein Megaproblem, der Markt ist voll mit Beschisszertifikaten", sagte der CDU-Wasserstoffbeauftragte, Oliver Grundmann, auf der MCC-Tagung "Megatrend Wasserstoff". Grundmann ist persönlich betroffen, weil er im Jahr 2020 gemeinsam mit der SPD-Abgeordneten Nina Scheer die deutsche THG-Quotenumsetzung mitverhandelt hatte. In seinen Augen braucht der Mittelständler oder industrielle Investor THG-Preise in einer Range von 200 bis 300 Euro, damit sich der Bau von Elektrolyseuren für ihn rechnet. Das sei nicht nur ein Problem für die einzelnen Projekte, sondern auch für die Auftragsbücher des Herstellers Quest One, der erst kürzlich in Hamburg die Serienproduktion von Elektrolysestacks gestartet hat, gab Grundmann zu bedenken.

 

H2-Regions statt H2-Global

 

Auch Andreas Rimkus, der Wasserstoffbeauftragte der SPD, sieht dringenden Handlungsbedarf, und zwar nicht nur bei der Rettung des Instruments der THG-Quote für die Dekarbonisierung des Verkehrssektors. Auf Nachfrage von Werner Diwald vom Deutschen Wasserstoffverband hält er auch eine Umlenkung von Fördergeldern für möglich. 3,5 Mrd. Euro plant das Bundeswirtschaftsministerium aktuell für die zweite Runde der Ausschreibung H2-Global ein - unabhängig von den aktuellen Haushaltsproblemen. "Kann man das verantworten", fragte Diwald, oder wäre es nicht sinnvoller, angesichts der Betrugsskandale das Geld umzulenken in die heimische Wasserstoffproduktion? Verbandschef Diwald sieht 2 GW Elektrolyseleistung als gefährdet, die ohne den Preisverfall ganz ohne öffentliche Förderung in den Markt gekommen wären. "Ich bin dafür, dass wir umlenken für eine Art H2-Regions", antwortete der SPD-Wasserstoffbeauftragte Rimkus.

 

Auch sein CDU-Kollege Grundmann kann sich dafür erwärmen, schloss aber gleichzeitig aus, dass die gesamte Summe von 3,5 Mrd. Euro dafür infrage kommt. Deutschland sollte sich nicht abschotten, allein schon aus "Dankbarkeit" zu Spanien, das sich über den Versorger Enagas am Aufbau des stationären LNG-Terminals Stade beteiligt. Wichtig sei es aber, die Lehren aus dem Betrugsskandal um Biokraftstoffe und UER-Zertifikate zu ziehen und nur "seriöse und integre" Partner für Wasserstoffpartnerschaften auszuwählen.

 

THG-Problem auf die Schnelle nicht lösbar

 

Rimkus, als Teil der Ampelregierung, war auf der Berliner Tagung bemüht, nicht zu lautstark die Versäumnisse des Umweltbundesamtes und der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung im THG-Markt zu kritisieren. Die Staatsanwaltschaft sei aktiv, die Regierung auf gutem Weg bei der Überprüfung der UER-Projekte, gab er sich optimistisch.

 

Grundmann erkannte zwar den guten Willen an, dass die von den Mineralölkonzernen aufgekauften Billigzertifikate zwei Jahre nicht übertragen werden dürfen, aber sie werden dem Markt auch nicht entzogen. Von den 66 UER-Projekten, bei denen sich dreckige Raffinieren vermeintlich vergrünt hätten, seien wahrscheinlich 45 oder mehr "Beschiss". Noch schlimmer wiege das Problem aber bei den Biokraftstoffimporten aus China, das wahrscheinlich kein Frittenfett, sondern eher Palmöl aus ursprünglich Malaysia oder Indonesien war. "Das ist nie überprüft worden, ein Riesenproblem", kritisierte Grundmann.

 

Rimkus betonte die Chancen für die Wasserstoffproduktion vor Ort, bei der man sich zukünftig sicher sein könnte, dass sie auch grün ist. Auch bei der Grüngasquote hoffte er im April nächsten Jahres noch etwas zu erreichen, bevor Deutschland im Wahlkampf versinke. Ein großer Schritt sei auch das Wasserstoff-Kernnetz, das die Bundesnetzagentur voraussichtlich nächste Woche genehmigen werde. /mt

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