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Gasunie will CO2 aus Deutschland

Groningen (energate) - Anfang September geht das niederländische CCS-Projekt Porthos mit der Grundsteinlegung in die nächste Phase. Über einen Zeitraum von 15 Jahren sollen insgesamt rund 37 Mio. Tonnen CO2 im Hafen von Rotterdam aufgefangen und über Leitungen zu einer ausgedienten Gasförderplattform geleitet werden. Hier wird das Treibhausgas dann unter der Nordsee verpresst und eingelagert.

 

Carbon Capture and Storage (CCS) spielt in der niederländischen Politik eine wichtige Rolle und Porthos, mit seiner Kapazität von gerade einmal 2,5 Mio. Tonnen CO2 im Jahr, ist nicht das einzige Projekt auf diesem Gebiet. Mit Aramis sollen über einen CO2-Hub auf dem Gebiet der Rotterdamer Maasvlakte noch einmal 22 Mio. Tonnen im Jahr gespeichert werden können - die Investitionsentscheidung wird für das kommende Jahr erwartet. Der "Delta Rhine Corridor" bündelt grenzüberschreitend Wasserstoff- und CO2-Leitungen zwischen Rotterdam, Belgien und Deutschland.

 

Niederlande auf gutem Weg

 

An den Projekten beteiligt ist der staatliche Gasinfrastrukturbetrieb Gasunie. "Wichtig ist für mich, dass wir in den Niederlanden auf einem guten Weg mit CCS sind", sagt Hans Coenen, im Gasunie-Vorstand für Geschäftsentwicklung und Beteiligungen verantwortlich, im Interview mit energate. Das sei notwendig, um die Klimaziele 2030 zu erreichen.

 

Nach der endgültigen Investitionsentscheidung für Porthos im Oktober 2023 haben Anfang 2024 die ersten Arbeiten im Hafen von Rotterdam begonnen. Im Horizontalbohrverfahren wurden die ersten CO2-Leitungen verlegt. Ende des Jahres folgen dann die Arbeiten an der Plattform und dem eigentlichen CO2-Speicher. Die Offshore-Leitungen werden dann im kommenden Jahr verlegt, sodass der Regelbetrieb 2026 starten kann.

 

Für Porthos haben Air Liquide, Air Products, Exxon Mobil and Shell für ihre Standorte in Rotterdam Verträge über CO2-Lieferungen abgeschlossen. Aramis steht auch Interessenten von außerhalb offen. Noch sei aber schwer zu sagen, wer hier zum Zuge kommen könnte. "Wir haben eine Open Season für den grenzüberschreitenden CO2-Transport gemacht. In der zweiten Hälfte des Jahres werden wir die Ergebnisse veröffentlichen", erläuterte Coenen.

 

Grenzüberschreitende Transporte als Ziel

 

"Wenn ich mir die Industrien im Ruhrgebiet, den Niederlanden und Belgien anschaue, dann wird auch Aramis zu klein sein", so Coenen weiter. Noch ist aber gar nicht klar, wie grenzüberschreitende Transporte von CO2 realisiert werden können, denn in Deutschland fehlen dafür die Voraussetzungen. Dazu führe Gasunie auch mit der deutschen Regierung Gespräche.

 

Aus Sicht des Gasunie-Managers wird sich auch in Deutschland das CO2-Geschäft wie in den Niederlanden als Business-to-Business-Markt entwickeln. In den Niederlanden arbeiten die Unternehmen schon seit Jahrzehnten an CO2-Speicherungsideen. Die politische Unterstützung habe im Laufe der Zeit zugenommen, aber es gibt keinen direkten politischen Auftrag. "Wir dürfen in CO2 investieren, aber es ist keine Aufgabe", so Coenen. Auch in Deutschland werde der Staat nicht hingehen und Netzbetreiber wie OGE zum CO2-Transport auffordern. "Es muss Unternehmen geben, die die Initiative ergreifen."

 

Deutschland von zentraler Bedeutung

 

Die Niederlande setzen für ihr Geschäft auf CO2 aus Deutschland, von daher haben auch Ost-West-Pipelineverbindungen wie der Delta Rhine Corridor "Top-Priorität". Der Korridor soll auf deutscher Seite bis ins Ruhrgebiet und zu BASF in Ludwigshafen reichen. Das Projekt, in dem neben CO2- und Wasserstoff- auch Ammoniak-Pipelines und drei Gleichstromsysteme vorgesehen sind, erwies sich im Genehmigungsverfahren aber als zu komplex. Von einem gleichzeitigen Bau aller Leitungen und Kabel ist nicht mehr auszugehen, informierte der zuständige Minister Ende Juni das Parlament.

 

Gasunie hofft, dass zumindest der parallele H2- und CO2-Transport bis zum Jahr 2032 realisiert werden kann. "Wir wollten eine schnellere Entscheidung", stellte Coenen bedauernd fest. Deshalb werde sein Unternehmen jetzt alternative Ost-West-Verbindungen für CO2 und Wasserstoff untersuchen. "Es kann sehr gut sein, dass Industriekunden auch blauen Wasserstoff nutzen, weil grüner Wasserstoff einfach zu teuer ist. Dann benötigen sie aber auch CO2-Infrastruktur", so Coenen. Für Gasunie sei es daher wichtig, an beiden Infrastrukturen zu arbeiten. "Dabei ist in beiden Bereichen die Verbindung zu Deutschland von zentraler Bedeutung." /tc /hl

 

Das vollständige Interview mit Hans Coenen lesen Sie im Add-on Gas & Wärme.

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