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Gasnetz Hamburg: Vorerst kein Abschied von der Erdgasinfrastruktur

Hamburg (energate) - Für Gasnetz Hamburg wird die Erdgasinfrastruktur noch über Jahre wichtig bleiben. Das betonte Gabriele Eggers, kaufmännische Geschäftsführerin des Netzbetreibers, bei der Vorstellung des Jahresabschlusses für das Jahr 2023. Das Hamburger Gasnetz ist 7.800 Kilometer lang und hat rund 160.000 Hausanschlüsse und fast 230.000 Netzkunden. "Daran hat sich auch nicht viel geändert", so Eggers. Merklich sinkende Kundenzahlen registriere das Unternehmen - trotz Wärmewende und politisch gewollten Erdgasausstiegs - bislang nicht. Stattdessen geht der Gasnetzbetreiber mindestens bis "2030 von konstanten Zahlen aus". Erst danach werde die Zahl der Anschlüsse signifikant sinken, führte Eggers aus.

 

Verkürzte Abschreibungszeiten wichtig

 

Klar ist dennoch, dass der Gasinfrastruktur perspektivisch ein Umbruch bevorsteht. Denn von einem flächendeckenden Wasserstoffnetz im Hamburger Stadtgebiet geht der Netzbetreiber nicht aus. Für Stilllegungen fehle allerdings weiterhin ein regulatorischer Rahmen. "Aktuell gibt es ja sogar noch einen Anschlusszwang", betonte Eggers. Das heißt, Gasnetz Hamburg muss jeden Kunden anschließen, der ans Gasnetz will. Hier sieht Eggers noch einige To-dos aufseiten der Regulierung. Ein wichtiger Schritt wäre die Verkürzung der Abschreibungsdauern bei bestehender Infrastruktur, sagte Eggers auf energate-Nachfrage. So sieht es zumindest die Festlegung "KANU 2.0" vor. "Sonst wird es am Ende teuer für die Kunden", warnte sie.

 

31 Mio. Euro Investitionen in Gasinfrastruktur

 

Dass der Gasnetzbetreiber seine Infrastruktur noch nicht abgeschrieben hat, lässt sich auch an der Höhe der Investitionen im vergangenen Jahr ablesen. Knapp 31 Mio. Euro hat das Unternehmen in das Gasnetz investiert. "Das ist schon eine ganze Menge", ordnete Eggers ein. Nicht immer sei das freiwillig gewesen, einiges davon sei auch "extern veranlasst", führte die Geschäftsführerin aus. Ein Grund sind die vielen Baustellen in Hamburg. Die werden mit der Transformation der Energie- und Wärmeversorgung und den sonstigen Infrastrukturvorhaben in der Hansestadt in den kommenden Jahren sicherlich nicht weniger. Umso wichtiger sei es, dass sich die unterschiedlichen Vorhabenträger untereinander abstimmen.

 

Vorzeitiger Baubeginn für Wasserstoffnetz "HH-Win"

 

Beim industriellen Wasserstoffnetz "HH-Win" hat das für Gasnetz Hamburg dazu geführt, dass das Unternehmen - trotz ausstehenden Förderbescheids - schon angefangen hat, Leitungen zu bauen. Möglich machte dies ein vorzeitiger Maßnahmenbeginn, den das Unternehmen bereits 2022 erhalten hatte. "Wir starten hier auf eigenes Risiko", erläuterte Michael Dammann, technischer Geschäftsführer von Gasnetz Hamburg. Das betrifft allerdings nur einige Hundert Meter Leitungsabschnitt, weil dort aktuell ein neuer Radweg entsteht.

 

Dammann rechnet damit, dass noch im Juli der entsprechende Bescheid aus dem Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) vorliegen wird. Auch aus dem BMWK hieß es zuletzt, Mitte Juli sollten alle IPCEI-Projekte der sogenannten Infrastruktur-Welle ihre Förderbescheide bekommen. Dann könne es auch in Hamburg richtig losgehen, mit ersten kleineren Leitungsabschnitten noch in diesem Sommer, 2025 sollen die großen folgen. Bislang sind laut Gasnetz Hamburg bereits rund 4 Mio. Euro in die Trassenplanung und die Vorbereitung der Genehmigungsverfahren geflossen.

 

Inbetriebnahme für 2027 vorgesehen

 

An das rund 40 Kilometer lange Wasserstoffnetz sollen künftig vor allem große Industriekunden angeschlossen sein. Hier liefen die Gespräche gut, hieß es. Eine genaue Anzahl von Kunden wollte das Unternehmen auf energate-Nachfrage nicht nennen, aber es seien mehr als ursprünglich angedacht. Das Netz soll 2027 den Betrieb aufnehmen. Bezüglich der dafür notwendigen Tiefbaukapazitäten sieht Dammann bislang wenig Probleme. Viele andere Versorger beklagen aktuell mangelnde Kapazitäten und fehlendes Personal, in Hamburg habe sich an der Stelle noch kein Engpass eingestellt, wie Dammann gegenüber energate erläuterte. Zumal er sich ausreichend Strahlkraft für das Wasserstoffnetzprojekt erhofft. "Wo viele Unternehmen ein Interesse daran haben, teilzunehmen und Erfahrungen zu sammeln."

 

Mögliche Moorburg-Verzögerungen sind kein Thema

 

Während das Netzprojekt offenbar nach Plan läuft, war zuletzt Gegenteiliges vonseiten der geplanten Wasserstofferzeugung des Schwesterunternehmens Energiewerke Hamburg am Kraftwerksstandort Moorburg zu hören. So berichtete der NDR von bis zu zwei Jahren Verzögerung. Das dementierte Gasnetz Hamburg auf energate-Nachfrage insofern, als dass das Vorhaben eben auch an den Fördergeldern aus dem BMWK hänge, deren Bescheid im Juli erwartet wird. Andere Probleme, welche die Umsetzung hemmen, seien Eggers und Dammann nicht bekannt.

 

Die künftige Wasserstoffproduktionsstätte in Moorburg spielt eine wichtige Rolle für das geplante Netz, sie soll eine Art Ausgangspunkt für "HH-Win" werden. Die Aufnahme der Produktion ist dort eigentlich für 2026 vorgesehen. Selbst wenn die Wasserstofferzeugung später starte, sei dies kein "Showstopper", bekräftigten Dammann und Eggers. "Aus kaufmännischer Sicht bin ich da gelassen", so die Geschäftsführerin gegenüber energate.

 

Auch bei einem weiteren bevorstehenden Großprojekt zeigten sich die Geschäftsführer gelassen: Im September werden Gasnetz Hamburg und Stromnetz Hamburg fusionieren. Mit Blick auf das Ergebnis von 44,9 Mio. Euro für 2023 sieht sich das Unternehmen dafür gut aufgestellt. /ml

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