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Finanzierung: Eigentümer müssen Zugeständnisse machen

Köln (energate) - Die Transformation der Energieversorgung lässt den Kapitalbedarf der Energieunternehmen massiv ansteigen. "Die Bilanzen der Unternehmen werden sich grundlegend wandeln", sagte Martin Lawin, Managing Partner des Kölner Finanzierungsberaters HKCF, im Interview mit energate. Langfristig stehe bei einzelnen Stadtwerken eine Verdreifachung der Bilanzsumme im Raum. Eine aktuelle Studie zeigt, dass die kommunale Wirtschaft allein in den nächsten zehn Jahren mehr als 20 Mrd. Euro für die Ertüchtigung ihrer Infrastruktur aufwenden muss. Die gute Nachricht sei aber: "Es gibt genügend Fremdkapital im Markt", betonte Lawin. Um dieses einzuwerben, brauchen die Versorger aber eine klare und vor allem langfristige Strategie, ergänzte Felix Dehmel, ebenfalls Managing Partner bei HKCF, im Interview.

 

Unternehmen würden bislang meist für ein Budgetjahr sowie eine Mittelfristperiode von drei bis fünf Jahren planen. "Das reicht externen Kapitalgebern nicht mehr", sagte Dehmel. Die Planung müsse weitsichtiger erfolgen. "Kapitalgeber wollen viel genauer wissen, wie es um das kreditnehmende Unternehmen auf lange Frist bestellt ist." Versorger mit einem hohen Stromnetzanteil hätten es in Gesprächen mit Banken im Regelfall leichter. "Gasnetze, die jahrzehntelang für Eigentümer und Investoren ein sicherer Posten waren, sind das heute nicht mehr", gab Dehmel zugleich zu bedenken. Sie könnten sogar zur Belastung werden, wenn den Kapitalgebern keine nachhaltige Verwendungsmöglichkeit dargelegt werden könne. "Hier verändert sich der Markt gerade deutlich", betonte Finanzexperte Dehmel.

 

Banken verlangen auch Eigenkapital

 

Die Berater von HKCF sehen bei der Kapitalbeschaffung auch die Eigentümer der Energieversorger in der Pflicht. Viele Unternehmen hätten im Zuge der Energiewende bereits viel investiert und nun kein großes Polster mehr für weitere Investitionen. Deshalb müssen die Unternehmen neben der Fremdkapital- auch die Eigenkapitalseite in den Blick nehmen. "Wir beobachten, dass Banken zunehmend die Beteiligung der Gesellschafter verlangen", führte Lawin aus. Das könne über eine Eigenkapitalerhöhung passieren, aber auch durch eine Thesaurierung, also den Verzicht auf Gewinnbeteiligung. "Banken honorieren, wenn Gewinne zumindest zu einem Teil im Unternehmen bleiben. Hier müssen Gesellschafter zukünftig Abstriche machen", so Lawin.

 

Viele Unternehmen hoffen auf die Bereitschaft der eigenen Eigentümer, auf Gewinne zu verzichten. Neue Gesellschafter einzubinden, steht bei vielen Unternehmen hingegen weniger hoch im Kurs (energate berichtete). Die HKCF-Berater appellierten in dem Interview allerdings an die Unternehmen, sich für neue Wege zu öffnen. Dazu gehöre auch, wieder vermehrt in Kooperationen zu denken. "Die Bildung von Gemeinschaftsunternehmen kann ein Weg sein, um die gewaltigen Herausforderungen der Energiewende zu bewältigen", betonte Dehmel im Gespräch mit energate. Angesichts der Größe der Aufgabe ist für ihn klar: "Es kann nicht mehr jeder alles machen, die Unternehmen müssen sich stärker fokussieren." /cs

 

Das ganze Interview mit den HKCF-Finanzierungsberatern Martin Lawin und Felix Dehmel lesen Sie im Add-On "Markt & Industrie".

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