EWE plant grüne H2-Projekte im großen Stil
Oldenburg (energate) - Der Regionalversorger EWE plant mehrere Wasserstoffprojekte im Norden der Republik. "Wir haben uns schon einige Standorte gesichert. Dazu gehört zum Beispiel Wilhelmshaven, weitere werden wir alsbald kommunizieren", kündigte Tobias Moldenhauer, Leiter Wasserstoff bei EWE, im Interview mit energate an. Das Oldenburger Unternehmen konzentriert sich auf Regionen, wo in den nächsten Jahren Offshore-Anbindungen entstehen. Ziel ist es, Skaleneffekte zu nutzen und Leistungen von "vielen 100 MW" zu realisieren. Nur auf andere Lieferländer zu hoffen und sich auf der im Juli beschlossenen Importstrategie des Bundes "auszuruhen", hält Moldenhauer für den falschen Weg. "Import- und Handelsrouten werden sicherlich noch Jahre dauern, bis darüber wirklich signifikante Mengen ankommen", gab er zu bedenken.
Den ersten großen Elektrolyseur mit einer Leistung von 320 MW wird EWE in Emden bauen - mit einer geschätzten Jahresproduktion von rund 26.000 Tonnen. Nach einem langwierigen Notifizierungsverfahren von über drei Jahren erhielt der Versorger im Juli eine IPCEI-Förderzusage, kurz danach folgte der Bauauftrag an Siemens. Allein am niedersächsischen Standort waren die Stromüberschüsse so hoch, dass im Jahr 2023 insgesamt 500 GWh Erneuerbare abgeregelt werden mussten - die Größenordnung eines großen Offshore-Windparks. "Wäre dort eine Elektrolyseanlage schon in Betrieb, hätten wir über 88 Prozent dieses Stroms auch nutzen können für grüne Wasserstofferzeugung. Aber de facto gab es keinen wirtschaftlichen Anreiz, das zu tun", so der EWE-Abteilungsleiter. Er würde sich für H2-Projekte Anreize über Netzentgelte, eine Belohnung für systemdienliche Standorte, aber auch Baukostenzuschüsse wünschen.
Verteilnetze sollen heimischen Wasserstoff verteilen
Mit der Anbindung der eigenen H2-Projekte an das noch im Antragsverfahren befindliche Kernnetz ist sein Unternehmen zufrieden. Der Emdener Elektrolyseur, das zweite kleinere Projekt mit 50 MW in Bremen ebenso wie die Kaverne in Huntorf erhalten voraussichtlich bis 2027 einen Anschluss. Die Umstellung des niedersächsischen Gasspeichers ist nach dem erfolgreichen Gasdichtheitstest in vollem Gange. EWE braucht ihn für die Umsetzung von H2-Bandlieferungen an seine Kunden.
Für die Versorgung der Bundesrepublik hält Moldenhauer indes eine Beschleunigung oder Verstärkung von Nord-Süd-Verbindungen und West-Ost-Verbindungen im Kernnetz für erforderlich. Im zweiten Schritt brauche es Tempo für eine regionale Netzstrategie - eine Forderung, die auch der Branchenverband DVGW und andere Marktteilnehmer stützen. "Verteilnetze sind durchaus Leitungen, die ein Elektrolyse-Äquivalent von über ein GW übertragen können", argumentiert Moldenhauer. Das sei in der öffentlichen Debatte bisher noch nicht ausreichend thematisiert.
Preis hängt vom Kunden ab
Ab welchem Preis Kunden bereit sind, auf grünen Wasserstoff umzustellen, lasse sich nicht pauschal beantworten. Das hänge von Mengen, Laufzeiten, aber auch den Geschäftsmodellen und Rahmenbedingungen der Abnehmer ab, etwa von den THG-Preisen für Raffinerien oder den Klimaschutzverträgen in der Industrie. Bisher konnte EWE noch keine Lieferverträge abschließen ohne Förderzusagen des Bundes und des Bundeslandes im Rahmen von IPCEI. Es gebe aber zahlreiche Gespräche und "auch an Ausschreibungen werden wir uns zeitnah beteiligen", blickte Moldenhauer voraus. /mt/ml
Das vollständige Interview lesen Sie im heutigen Add-on Gas und Wärme.