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Erstes Flex-BHKW für VNG-Tochter Balance

Leipzig (energate) - Die Balance Erneuerbare Energien GmbH nimmt ihr erstes biogasbetriebenes Blockheizkraftwerk außerhalb des EEG in Betrieb. Ab Juni soll es je nach Strompreis und Marktlage Strom und Wärme in hochflexibler Fahrweise erzeugen. "Wir sammeln zunächst Erfahrungen mit dem neuen Modell und prüfen, ob sich dies auch an anderen Biogasstandorten wirtschaftlich umsetzen lässt", erläuterte eine Pressesprecherin auf Nachfrage. Balance betreibt insgesamt 40 Biogasanlagen in Nord- und Ostdeutschland und ist damit einer der größeren Betreiber.

 

Auch an vielen anderen Standorten arbeiten Unternehmen an Konzepten für sogenannte Flex-BHKW. Dafür müssten sich aber die Förderbedingungen ändern, erläuterte Joachim Maier, Geschäftsführer des BHKW-Herstellers Innio Jenbacher Deutschland im Interview mit energate.

 

Deutlich unter 1.000 Betriebsstunden

 

Das neue BHKW mit einer Leistung von 901 kW elektrisch und 916 kW thermisch hat die VNG-Tochter Balance an ihrem Biogasstandort in Oebisfelde (Sachsen-Anhalt) errichtet. Dort sind bereits zwei Biomethanaufbereitungsanlagen in Betrieb, die in Summe 1.400 Kubikmeter pro Stunde erzeugen können. Je nach Preis und Bedarf entscheidet sich, ob das Biomethan ins Gasnetz fließt oder im BHKW verfeuert wird, um gleichzeitig Strom und Wärme zu produzieren. Innerhalb weniger Minuten ist die Anlage betriebsbereit. Geplant sei nur fünf bis zehn Prozent Betriebszeit, gerechnet auf das Jahr mache das etwa 388 bis 876 Jahresstunden aus, erläuterte die Unternehmenssprecherin.

 

Für die Vermarktung im untertägigen Stromhandel hat sich Balance einen Partner gesucht: die SK Verbundenergie. Das in Regensburg ansässige Unternehmen ist auf Speicherkraftwerke spezialisiert. Eine Produktion von Regelenergie zur Stabilisierung des Stromnetzes sei derzeit nicht geplant, so die Balance-Sprecherin weiter. Die anfallende Wärme wird zunächst zur Beheizung der Biogasanlage verwendet. Diese braucht im Sommer eine größere Menge Wärme, da die Fermenter bei ca. 40 Grad Temperatur gefahren werden. Perspektivisch könnte die Wärme auch über ein Nahwärmenetz an lokale Abnehmer geliefert werden. Anfragen bei der Gemeinde und umliegenden potenziellen Industrieabnehmern laufen. "Wenn die Anlage ab Juni regulär einspeist, werden die Gespräche konkreter", so die Sprecherin.

 

Speicherkraftwerke verbreiten sich

 

Das bisher größte Flex-BHKW mit 10 MW Leistung inklusive großem Wärmespeicher steht derzeit in Sassenberg im Münsterland (NRW). "Der Biohof Querdel kann als Blaupause für tausende Anlagen in Deutschland dienen", sagte Joachim Maier, Geschäftsführer der Innio Jenbacher Deutschland im Interview mit energate. Sein Unternehmen liefert Blockheizkraftwerke für solche Energiekonzepte.

 

Die Biogas- und KWK-Branche trommelt seit längerem, dass die regelbare Leistung von Biogasanlagen eine kostengünstige Alternative zu zentral aufgestellten Gaskraftwerken sein kann. Diese will die Bundesregierung über Auktionen vergeben, bisher liegen nur Eckpunkte dazu vor. Der Bedarf an Residuallast wird aber weit höher eingeschätzt als die 10.000 MW, die im ersten Schritt ausgeschrieben werden. Aus Speicherkraftwerken könnten weitere 10.000 bis 15.000 MW kommen, schätzt Maier, dafür müsse keine Maispflanze zusätzlich angebaut werden. "Wenn wir Bioenergie nur dann einsetzten, wenn sie wirklich gebraucht wird, haben wir in Deutschland genügend Biomasse zur Verfügung", argumentiert er.

 

Die durchschnittliche Leistung von Biogasanlagen liegt in Deutschland bei 300 kW elektrisch. Für einen wirtschaftlichen Betrieb seien aber 1.000 bis 1.500 kW nötig, ordnete der Innio-Jenbacher-Geschäftsführer ein. Damit das Konzept aufgeht, müsste allerdings der Förderrahmen umgestellt werden. "Es geht hier in Summe nicht um mehr Geld, sondern um eine Umstellung der Vergütung für den Spitzenlastbetrieb. Nur wenn sich Leistung lohnt, werden neue Spitzenlastkraftwerke gebaut", so Maier. Dazu müsse unter anderem das KWKG bis mindestens 2034 verlängert und reformiert werden. /mt

 

Das vollständige Interview mit Joachim Maier, Geschäftsführer der Innio Jenbacher Deutschland, lesen Sie im Add-on Gas & Wärme.

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