Zum InhaltZum Cookiehinweis

RSS Feed

Eon fordert Paradigmenwechsel bei Erneuerbarenförderung

Essen (energate) - Aus Sicht von Eon-CEO Leonhard Birnbaum müssen die Systemkosten der Energiewende in einem vertretbaren Rahmen bleiben. Bei der Vorstellung der Geschäftszahlen für das erste Halbjahr 2024 sprach er sich dafür aus, den Ausbau der Erneuerbaren auf jene Orte zu konzentrieren, an denen es aus Netzsicht "auch sinnvoll und möglich ist, sie zu integrieren." Solarparks "an der falschen Stelle nutzen niemandem etwas", stellte Birnbaum klar. Im Gegenteil machten Fehlplatzierungen das Gesamtsystem nur teurer. "Wir haben in den letzten drei Jahren rund 10 Mrd. Euro für Netzengpassmanagement ausgegeben. Das ist de facto Produktion an der falschen Stelle", führte der Eon-Spitzenmann aus.

 

So lägen allein im Netzgebiet der Eon-Tochter Edis Anfragen für zusätzliche Erneuerbarenanlagen mit einer Leistung von 190.000 MW vor. Sollten all diese Anlagen realisiert werden, würde im Edis-Netzgebiet 25-mal so viel Strom produziert werden, wie Deutschland in der Spitze im Jahr brauche - oder genügend Strom, um 45 Millionen Haushalte mit Strom zu versorgen. "Man muss kein Ingenieur sein, um festzustellen, dass wir mit einer solchen Stromproduktion in dieser Region nichts anfangen können und dass die aus Systemsicht auch nicht sinnvoll sein kann", so Birnbaum weiter.

 

Birnbaum stellt Erneuerbarenförderung infrage

 

Auch aufgrund dieser "Flut der Anfragen" sei jetzt der richtige Zeitpunkt, über ein Ende der Erneuerbaren-Subventionierung nachzudenken. "Jetzt ist mindestens der Zeitpunkt, um über radikale Paradigmenwechsel nachzudenken", so der Eon-CEO weiter. Eine energate-Rückfrage, wie Birnbaum zu der Forderung von Finanzminister Christian Lindner (FDP) stehe, die Solarförderung möglichst schnell zu beenden, blieb mit Verweis auf Unkenntnis über die getätigten Aussagen unkommentiert. Birnbaum hätte sich lediglich dafür ausgesprochen, die Diskussion über ein Ende der EE-Förderung nicht "direkt im Ansatz abzuwürgen". Generell befürworte das Unternehmen die Pläne der Bundesregierung, bei der Erneuerbarenförderung perspektivisch in eine Investitionskostenförderung zu wechseln. "Hier könnte unter Umständen deutlich Geld eingespart werden".

 

Generell spreche die Bundesregierung in dem Optionenpapier die richtigen Themen an. Jedoch dürfe gerade im Hinblick auf die Gestaltung des Kapazitätsmarktes nicht die Suche nach "dem theoretisch besten System" im Vordergrund stehen, sondern die Umsetzbarkeit. Ein deutscher Sonderweg wie beim Smart-Meter-Rollout müsse unbedingt vermieden werden, sagte Birnbaum. Eine Sorge, die bereits zahlreiche andere Branchenvertreter äußerten.

 

Gewerbekunden müssen sich auf Engpässe einstellen

 

Auf eine energate-Anfrage, ob und wie Netzengpässe wie im Falle Oranienburg in Zukunft vermieden werden können, kritisierte Birnbaum zunächst die Stadtwerke Oranienburg scharf. "Der Fall Oranienburg war nicht ein Problem der Edis. Die Edis hat das Thema gelöst. Das war ein Problem der Stadtwerke Oranienburg", stellte Birnbaum klar. Am Fall Oranienburg sei jedoch "spektakulär" gewesen, dass Haushaltskunden bis 2026 keinen neuen Anschluss bekommen sollten. Seiner Ansicht nach hätte dies "in der Schärfe so nie passieren dürfen". Bereits im April kritisierte die Bundesnetzagentur beide Versorger und attestierte Kommunikationsprobleme. 

 

Allerdings werde es in Zukunft zunehmend zu Netzengpässen bei Anschlüssen für Gewerbekunden kommen. Dies sei bereits in der Gegenwart ein Problem und werde in Zukunft nur noch weiter zunehmen, erklärte Birnbaum. Denn die Energiewende stelle immer größere technische Anforderungen an die Netze, die immer mehr Verteilnetzbetreiber - inklusive der Eon-Töchter - an ihre Belastungsgrenze brächten. 

 

Eon geschäftlich auf Kurs

 

Aufgrund dieser Faktoren hat der Konzern in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2024 die Investitionen in die Energiewende mit 2,9 Mrd. Euro im Vergleich zum Vorjahr um 500 Millionen Euro und damit um mehr als 20 Prozent gesteigert. 2,1 Mrd. Euro entfielen auf den Ausbau, die Modernisierung und Digitalisierung der Netzinfrastruktur. Bis 2028 plant Eon Investitionen in Höhe von 42 Mrd. Euro. Im Zentrum steht dabei das Netzgeschäft, in das 34 Mrd. Euro fließen sollen.

 

Das bereinigte Konzern-Ebitda mit 4,9 Mrd. Euro und der Konzernüberschuss mit 1,8 Mrd. Euro lagen nach sechs Monaten im Rahmen der Erwartungen. Die Prognose für das Gesamtjahr 2024 konnte der Konzern damit bestätigen und geht unverändert von einem bereinigten Ebitda zwischen 8,8 und 9,0 Mrd. Euro aus. Eon erwartet einen bereinigten Konzernüberschuss zwischen 2,8 und 3,0 Mrd. Euro. Damit liegen die Zahlen erwartungsgemäß unter den Vorjahreswerten, die durch positive Einmaleffekte geprägt waren. Cashcow bleibt das Netzgeschäft, welches Birnbaum als "konjunkturunabhängigen Wachstumssektor" bezeichnete.

 

Einzig für das neue, dritte Geschäftsfeld mit dem Titel "Energy Infrastructure Solutions", in dem der Konzern seine Aktivitäten zur Dekarbonisierung der Energieversorgung von Geschäftskunden, Städten und Gemeinden zusammenfasst, erwartet der Konzern ein Jahresergebnis in der unteren Hälfte der Prognosespanne von 550 bis 650 Mio. Euro. Für Nadia Jakobi, CFO von Eon, jedoch kein Grund zur Sorge: "Mittel- bis langfristig haben diese temporären Belastungen keinen Einfluss, sodass wir an den kommunizierten Zielen bis 2028 unverändert festhalten." /rh

Zurück

Privatsphäre-Einstellungen