Eon "depriorisiert" Wasserstoffgeschäft
Essen (energate) - Der Energiekonzern Eon zieht Konsequenzen aus der schleppenden Marktentwicklung im Wasserstoffbereich. Das Essener Unternehmen führt die Wasserstoffaktivitäten künftig nicht mehr als eigenständigen Geschäftsbereich. Auch die eigens gegründete Eon Hydrogen GmbH hat keine Zukunft mehr. Stattdessen sollen die Aktivitäten künftig in den Geschäftsbereich Energy Infrastructure Solutions (EIS) übergehen. Entsprechende Marktgerüchte bestätigte eine Konzernsprecherin auf Anfrage von energate. Künftig werde Eon "ausgewählte, strategisch passende Wasserstoffprojekte als Teil des EIS-Portfolios fortführen", erklärte sie. Dabei werde der Fokus "auf integrierte, B2B-kundenorientierte Wasserstofflösungen" liegen.
Importe und Erzeugung werden zurückgestellt
Sämtliche andere Wasserstoffaktivitäten werden hingegen "depriorisiert", kündigte die Sprecherin an. Dazu zählen etwa Projekte zum Wasserstoffimport, die eigene Wasserstofferzeugung sowie Midstream-Aktivitäten. Auf einzelne Projekte ging die Sprecherin nicht ein. Aber erst im September hatte Eon den Aufbau einer Wasserstoffproduktion am Essener Hafen angekündigt, die 2027 den Betrieb aufnehmen soll. Die organisatorischen Auswirkungen der Integration in den EIS-Bereich seien "derzeit noch nicht final entschieden", erläuterte die Sprecherin
Eon hatte 2022 die Wasserstofftochter Eon Hydrogen gegründet, um die Aktivitäten im Wasserstoffbereich stärker zu bündeln. "Wir sehen als Eon im Thema Grünes Gas ein wichtiges Wachstumsfeld, das wir strategisch besetzen wollen", hatte Gabriel Clemens zum Amtsantritt als CEO Green Gas im Interview mit energate erklärt. Inzwischen ist bekannt, dass Clemens den Eon-Konzern verlassen wird. Er übernimmt im kommenden Jahr den Vorstandsvorsitz des Mannheimer Versorgers MVV Energie.
Ernüchternde H2-Bilanz
Das "wichtige Wachstumsfeld" Wasserstoff entwickelt sich bislang eher schleppend. Erst in der vergangenen Woche hatte Eon selbst in seiner H2-Bilanz festgestellt, dass der Hochlauf des Wasserstoffmarktes kaum an Fahrt gewinnt. Nur solche Projekte zur Wasserstofferzeugung, die Fördergelder sicher haben, erreichen im aktuellen Marktumfeld eine finale Investitionsentscheidung, hieß es in der Bilanz. Auch wichtige Wasserstoff-Ankerkunden aus der Industrie wie die Stahlkonzerne Thyssenkrupp und Arcelor Mittal haben zuletzt öffentlich ihre H2-basierten Transformationspläne in Frage gestellt.
Die Konzerneinheit Energy Infrastructure Solutions ist noch vergleichsweise jung und existiert unter diesem Namen erst seit diesem Jahr. In der Sparte bündelt der Essener Konzern sein Portfolio an Energielösungen für Industrie- und Gewerbekunden sowie für Städte. In diesem Umfeld sieht Eon die größten Geschäftschancen für Wasserstoff. "Wir sind davon überzeugt, dass grüner Wasserstoff in einer dekarbonisierten Energiezukunft eine Rolle spielen wird, insbesondere für schwer zu dekarbonisierende industrielle B2B-Sektoren", erklärte die Sprecherin. /rb