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EnviaM investiert drei Mrd. Euro für Netzausbau

Chemnitz (energate) - Die Envia Mitteldeutsche Energie (EnviaM) kündigt eine Erhöhung der Investitionen für den Ausbau der Energieinfrastruktur um zehn Prozent an. Diese Maßnahme ist Teil des mittelfristigen Investitionsplans. Der sieht vor, bis 2028 rund drei Mrd. Euro in den Ausbau von Stromnetzen und erneuerbaren Energien zu investieren. "Der Anschluss erneuerbarer Energien, die Kraftwerksstrategie, die Integration dezentraler Energielösungen oder die Wärmeplanung funktionieren nur mit stabilen und leistungsfähigen Stromnetzen", erklärte Stephan Lowis, Vorstandsvorsitzender der EnviaM, beim Bilanzpressegespräch. Da der Versorger in vier Bundesländern aktiv ist, plädiert er für länderübergreifende Standardisierungen von Fristen, Regelungen und Datenschnittstellen.

 

Allein 2024 sind rund 426 Mio. Euro für Maßnahmen wie die Erweiterung, Digitalisierung und Steuerbarkeit der Netze sowie intelligente Netzlösungen vorgesehen, wie die 100-prozentige Tochter Mitnetz Strom im April bekannt gab. "Wir wachsen im Netz, das schlägt sich dann auch im Ergebnis wieder", sagte Lowis. Auch die erneuerbaren Energien stehen weiter im Fokus. Im Jahr 2023 stieg die erzeugte Leistung aus erneuerbaren Energien um 17 Prozent auf rund 406.000 MWh. Ebenso kletterte der Anteil der Erneuerbaren an der Gesamtstromerzeugung des Unternehmens auf über 70 Prozent. Auf der Kundenseite hat sich die Anzahl der jährlichen Anschlussanfragen von 35.000 auf 60.000 erhöht. Bis 2030 rechnet EnviaM mit einer Vervierfachung der Anfragen. Für das Jahr 2024 sind für den weiteren Ausbau eigener Windkraft- und Photovoltaikanlagen ca. 26 Mio. Euro eingeplant.

 

Steigende Erlöse bei sinkenden Abgaben

 

Insgesamt nahm der Stromabsatz 2023 ab. Während es 2022 noch 9,8 Mio. MWh waren, lag er im Jahr 2023 noch bei knapp 8,6 Mio. MWh. Ähnlich verlief es bei der Gasabgabe, die mit rund 7,3 Mio. MWh knapp 1 Mio. MWh unter dem Wert des Vorjahres lag. Die Umsatzerlöse konnten sich dennoch auf 3.492 Mio. Euro steigern, das macht ein Plus von rund 340 Mio. Euro im Vergleich zu 2022. Gründe für den Rückgang der Absatzzahlen sieht das Unternehmen weniger in der Demographie als durch mögliche preisgetriebene Wechsel von Privatkunden. "Es herrscht ein starker Preiswettbewerb unter den Anbietern", so Patrick Kather, EnviaM-Vorstand für Erzeugung und Vertrieb. Zudem sank der Verbrauch gegenüber dem Mittel der Vorjahre generell, nicht nur aus Spargründen, sondern auch wegen milderer Witterung, erklärte Kather weiter.

 

Bei dem bereinigten operativen Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) lag eine Steigerung auf 453,5 Mio. Euro im Jahr 2023 vor. 2022 waren es noch 334,5 Mio. Euro. Insgesamt zahlt das Unternehmen rund 166 Mio. Euro an die Aktionäre aus, wovon 70 Mio. Euro die beteiligten Kommunen erhalten.

 

Nutzung von Abwärme

 

2023 hat das Unternehmen über 200 ostdeutsche Städte und Gemeinden mit mehr als 1,7 Mio. Einwohnern zum Wärmeplanungsgesetz informiert und beraten. Um die Dekarbonisierung seiner Fernwärmeerzeugung voranzutreiben, plant der Energieversorger zudem die Umstellung von sieben bestehenden konventionellen Anlagen auf nachhaltigere Brennstoffe. Ein Beispiel dafür ist der Austausch eines Braunkohlestaubkessels im Heizwerk Vetschau durch Holzresteverwertung zur CO2-Einsparung ab Herbst 2024. Darüber hinaus wird an der Abwärmenutzung von Datacentern und Industriebetrieben für die Nahwärmeversorgung in verschiedenen Städten wie Taucha, Falkenstein und Penig gearbeitet. Für solche Projekte sind in den kommenden Jahren Investitionen von 50 Mio. Euro geplant.

 

EnviaM startet dynamischen Stromtarif

 

Neu im Unternehmensportfolio ist ein dynamischer Stromtarif. Dieser gibt den Endkunden mittags den Strompreis des Folgetages in stundengenau aufgeführter Taktung bekannt. Auf der Beschaffungsseite werde der Strom jedoch viertelstündlich von der Börse bezogen. Derzeit nutzen rund 2.200 Kunden das dazu gehörende Home-Energiemanagement-System.

 

Kather sieht ein großes Marktpotenzial bei den dynamischen Tarifen. "Der Markt wird den Tarif brauchen, da es Kundengruppen gibt, die ihren Bedarf anpassen können oder sich selbst in Teilen versorgen und Verbräuche steuern können", sagte er. Dennoch lohne sich ein Blick in die Allgemeinen Geschäftsbedingungen, nicht nur bei EnviaM, sondern auch bei den Konkurrenten. Der Meinung ist auch Holger Schneidewindt von der Verbraucherzentrale NRW: "Bei den dynamischen Tarifen wird die Musik in den AGBs spielen", sagte er jüngst im Interview mit energate.  /hp

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