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Energieverband hält Strompreisspitzen für marktgerecht

Berlin (energate) - Die derzeitigen Strompreisspitzen angesichts der sogenannten Dunkelflaute in Deutschland sind aus Sicht des Energieverbandes BDEW kein Problem. "Das ist Markt. Das ist, was wir erwarten", sagte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, auf der Jahresabschluss-Pressekonferenz des Verbandes. Zu einem auf erneuerbare Energien basierenden Stromsystem würden stärkere Preisschwankungen am Spotmarkt gehören. Im Sommer sei beispielsweise über negative Strompreise gesprochen worden. "Das ist auch ein Preisausschlag, aber eben nach unten", so Andreae.

 

Die entscheidende Frage sei vielmehr, wie der Durchschnittspreis sei und wer von den Preisschwankungen betroffen sei, stellte Andreae klar. "Betroffen sind die, die am Spotmarkt einkaufen", sagte sie. Verbraucher, die ihren Strom über Versorger beziehen würden, seien nicht unmittelbar betroffen. "Das ist das Ergebnis dieser neuen Energiewelt", so Andreae weiter. Um dem zu begegnen, brauche es neue steuerbare Kapazitäten, Speicher und Flexibilitäten.

 

"Bei CO2-Minderung auf Kurs"

 

Laut BDEW-Jahresbericht zur Energieversorgung 2024 sei der Zubau an erneuerbaren Energien-Anlagen spürbar vorangekommen. So seien 2024 über eine Mio. PV-Anlagen zugebaut und an das Netz angeschlossen worden - eine Vervierfachung gegenüber 2021. Auch die Inbetriebnahmen von Windkraftanlagen an Land stieg um 28 Prozent über das Niveau von 2021. Insgesamt erreichten die erneuerbaren Energien einen Anteil an der Bruttostromerzeugung von 58 Prozent (2023: 54 %).

 

Nach vorläufigen BDEW-Berechnungen liegen die CO2-Emissionen der Energiewirtschaft deutlich unterhalb des Zielpfads: 2024 wurden 188 Mio. t CO2 im Sektor emittiert. Das sind um 60 Prozent niedrigere Emissionen im Vergleich zum Referenzjahr 1990. "Die Energiewirtschaft ist bei den Klimazielen weiter auf Kurs", betonte Andreae.

 

Insgesamt wurden 488,5 Mrd. kWh Strom im Jahr 2024 erzeugt. Das ist ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 2,4 Prozent. Der Stromverbrauch nahm voraussichtlich um 0,8 Prozent auf 512 Mrd. kWh zu. 2024 flossen somit 23,5 Mrd. kWh mehr Strom aus dem Ausland nach Deutschland als umgekehrt. Damit ist Deutschland erneut nach 2023 Netto-Importeur von Strom. "Wir importieren nicht aus Knappheitsgründen", stellte Andreae klar. Dies sei Ergebnis des EU-Binnenmarktes. "Dort, wo Energie günstiger erzeugt wird, wird sie auch gekauft", sagte sie.

 

Problem PV-Spitzen

 

Probleme infolge des schnellen Ausbaus vor allem der Photovoltaik sieht Andreae jedoch durchaus. Rund die Hälfte der installierten Leistung der PV-Anlagen liege unter der Grenze von 100 kW und speist damit nach heutiger Rechtslage potenziell ungesteuert ins Netz ein. "Dies kann die Netze überfordern", so Andreae. Um das Problem der sogenannten PV-Spitzen abzumildern, brauche es daher dringend Regelungen zur Steuerbarkeit der Anlagen - und solange die Steuerbarkeit nicht gegeben sei, eine Wirkleistungsbegrenzung. "Wir hoffen sehr, dass sich die Parlamentarier sich noch in dieser Legislatur bei den PV-Spitzen verständigen", sagte sie.

 

Auch die Verstetigung der Genehmigungsverfahren aus der RED III müssten fristgerecht zum 21.05.2025 umgesetzt werden, um die Beschleunigungseffekte für den Ausbau erneuerbarer Energien zu sichern, forderte sie weiter. Dies sei wichtig, auch für den Netzausbau. Dringlich sei zudem die Verlängerung des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes. Auch die Regelung zur Gasspeicher-Umlage erwartet der BDEW noch, sie soll am 20. Dezember abschließend im Bundestag behandelt werden.

 

Ausblick auf das Wahljahr

 

Von der kommenden Bundesregierung erwartet der BDEW eine Fortsetzung der Energiewende. Diese sei kein Projekt einer Legislatur, sondern ein Jahrzehnteprojekt. So sei es wichtig, dass zusätzlich flexible Kraftwerke in den Markt kommen, sagte Andreae in Hinblick auf die Kraftwerksstrategie. "Wir müssen schnell sein, wir brauchen Gigawatt", sagte sie. Der Zubau steuerbarer Kraftwerkskapazitäten gehöre auf die 100-Tage-Agenda der kommenden Bundesregierung.

 

Dringend benötigt werde auch ein Wärmepakt. Dazu gehört aus ihrer Sicht die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW), die Fernwärmeverordnung, eine Wärmelieferverordnung und auch Vereinfachungen im Gebäudeenergiegesetz (GEG). Dies will die Union sogar ganz zurücknehmen. Dem BDEW schweben hier jedoch eher Nachjustierungen vor, um die "kleinteiligen Regelungen zum Austausch von Heizungen im Paragrafen 71" zu vereinfachen.

 

Auch beim Thema Stromkosten sieht der Energieverband Handlungsbedarf. Eine Entlastung bei den Strompreisen könnte die neue Bundesregierung zum Beispiel über eine Senkung der Stromsteuer für alle - nicht nur für die Industrie - erreichen, so der BDEW. "Wir sehen die Problematik der hohen Energiekosten in Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandortes", sagte Andreae. Ein Zuschuss zu den Übertragungsnetzentgelten würde die Wirtschaft von den Transformationskosten entlasten. Die Bundesregierung will noch einen Zuschuss der Übertragungsnetzentgelte für energieintensive Industriekunden in Höhe von 1,3 Mrd. Euro auf den Weg bringen. Einer Zustimmung dazu hatte CDU-Chef Friedrich Merz jedoch zuletzt eine Absage erteilt. /ck

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