Energiesicherheit in der EU gestiegen
Brüssel (energate) - Die Sicherheit der Gasversorgung in Europa hat sich seit dem Beginn des Ukrainekriegs wieder verbessert. Im Extremfall seien auf der Verbrauchsseite aber weiterhin Einschränkungen notwendig. Zu dieser Einschätzung kommt der europäische Verband der Fernleitungsnetzbetreiber Entsog in einer aktuellen "SoS-Simulation". In einem extremen Winter, gepaart mit dem Ausfall wichtiger Versorgungsinfrastruktur, müsse demnach ein Demand-Side-Management von wenigstens 10 Prozent dafür sorgen, dass die Speicherfüllstände nicht unter 30 Prozent fallen.
Laut der europäischen Verordnung zur Sicherung der Gasversorgung (SoS-Verordnung) aus dem Jahr 2017 ist Entsog verpflichtet, alle vier Jahre eine EU-weite Simulation aufzustellen, die in verschiedenen Szenarien den Ausfall von Gaslieferungen und Infrastrukturen untersucht. Im letzten Bericht aus dem Jahr 2021 hing dabei noch viel am Ukraine-Transit und den Nord-Stream-Pipelines.
Infrastrukturausbau hat Sicherheit erhöht
Mit dem russischen Überfall auf die Ukraine im Jahr 2022 kam es dann zur Disruption. Mit den seitdem bereits umgesetzten und für das kommende Jahr noch erwarteten Infrastrukturprojekten haben sich laut Entsog die Möglichkeiten der EU-Staaten, in Extremsituationen zusammenzuarbeiten, deutlich verbessert. Dadurch habe sich auch die Energiesicherheit der EU erhöht.
Um den Bedarf in einem kalten Winter zu decken und mit einem Speicherfüllstand von 30 Prozent aus dem Winter zu kommen, seien aber weiterhin Verbrauchsanpassungen notwendig, die politisch verordnet oder preisbasiert gestaltet werden können, heißt es von Entsog. Der Verbrauch müsse um wenigstens 10 Prozent gesenkt werden. Im Krisenjahr 2022 hatte die EU ein europäisches Einsparziel von 15 Prozent beschlossen, das zuletzt im März 2024 auf freiwilliger Basis um ein weiteres Jahr verlängert wurde.
Kältewelle aus den Speichern zu bewältigen
Kurzfristige Verbrauchsspitzen, wie sie bei einer Kältewelle gegen Ende des Winters auftreten können, sind durch Entnahmen aus den Untergrundspeichern und LNG-Tanks zu bewältigen. Voraussetzung dafür ist, dass die Speicher zu Beginn des Kälteereignisses zu mindestens 35 Prozent gefüllt sind und das Demand-Side-Management in Kraft ist. Zur besonderen Belastung der Speicherfüllstände könnte es kommen, wenn nur geringe LNG-Importe nach Europa kommen oder die Versorgung über Afrika eingeschränkt ist, etwa durch die Transemed (Tunesien) oder bei einem kompletten Ausfall der Lieferungen aus Algerien. Die Füllstände nach dem Winter lägen dann im roten Bereich, bei nur noch 10 bis 18 Prozent. Die Speicher könnten dann bis zur nächsten Winterperiode nicht mehr ausreichend wieder befüllt werden.
"Die Ergebnisse dieser Regulierungsübung sind seit der Energiekrise von 2022 noch wichtiger geworden", erläuterte Entsog-Generaldirektor Piotr Kuś. Sie analysierten die Fähigkeit der Gasinfrastruktur, eine effiziente Zusammenarbeit der EU-Mitgliedstaaten zur Bewältigung eines ungewöhnlich kalten Winters zu ermöglichen. Den zuständigen Behörden stehe damit eine solide Grundlage zur Risikobewertung zur Verfügung. /tc